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Suche Schriftart aus katholischem Missale

Empfohlene Beiträge

Horst Worst

Guten Tag!

 

Suche eine Schriftart, die bis in die 60er Jahre in katholischen liturgischen Büchern in lateinischer Sprache aus dem Friedrich Pustet Verlag in Regensburg häufig bzw. fast ausschließlich verwendet wurde, möglichst in digitaler Form. Die Auszeichnungsschriften im Beispiel sind die Genzsch-Antiqua von Friedrich Bauer (Genzsch & Heyse) sowie die Weiß-Antiqua von Friedrich Rudolf Weiß (Bauersche Gießerei) -- aber der Rest? Man beachte besonders das kleine f, den Fuß des R und das Vorhandensein von œ- und æ-Ligatur mit Gravis sowie eines gestrichenen V und R.

 

Eine PDF mit mehr Text findet sich hier.

 

Ganz herzlichen Dank für alle Hinweise!

trier_missaleanhang_Seite_01.png

trier_missaleanhang_Seite_02.png

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Horst Worst

Vielen Dank für Deine Antwort, @D2C! Ich beobachte mit Spannung, ob sich noch jemand mit weiteren Informationen findet.

 

Das Wenige, was ich noch recherchieren konnte: Bei Luc Devroye und auch andernorts findet man die Angabe, dass Friedrich Pustet eine "Neue Kirchenschrift" aus der Bauerschen Gießerei exklusiv nutzte, die J. Chr. Bauer um 1890 (so Devroye, nach anderen 1850-1861) geschnitten hatte. Allerdings soll es sich dabei um eine Renaissance-Antiqua gehandelt haben. Kann das jemand bestätigen? Leider stehen mir keine Schriftmuster zur Verfügung.

 

Ansonsten ist die gesuchte Schrift eine ausgesprochene Spezialschrift, die möglicherweise ausschließlich von Fr. Pustet genutzt wurde. Dafür spricht, dass die Schrift auf den Satz lateinischer liturgischer Texte zum Gebrauch bei schlechten Lichtverhältnissen optimiert ist (entspr. Sonderzeichen, die sehr klotzigen Akzente); außerdem war Pustet seinerzeit einer von nur drei Verlagen weltweit, die amtliche Texte der katholischen Kirche drucken durften (die anderen waren Desclée et Cie. in Tournai und die Typographia [Polyglotta] Vaticana in Rom). Andere hatten dafür also keine Verwendung. (Desclée, berühmt für den Druck von Quadratnotation, benutzte zuletzt m.W. eine Goudy, die Typographia Vaticana eine Romana, die dort "Elzeviriana" genannt wurde, und später eine Garamond.) Gut möglich also, dass dazu überhaupt nichts Schriftliches existiert.

 

Ich habe nun aus der Not heraus begonnen, die Schrift selbst zu digitalisieren. Mein Erstlingswerk in dieser Richtung -- mal sehen, ob's was wird...

 

 

PS: Einen Fehler in meinem ersten Post muss ich noch korrigieren: Die Auszeichnungsschrift ist natürlich überall die Weiß-Antiqua; die Genzsch-Antiqua verwendet Pustet zwar meist zusätzlich, aber nicht in diesem Beispiel.

  • sehr interessant! 1
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D2C
Am 11.1.2020 um 18:02 schrieb Horst Worst:

Vielen Dank für Deine Antwort, @D2C! Ich beobachte mit Spannung, ob sich noch jemand mit weiteren Informationen findet.

 

Das Wenige, was ich noch recherchieren konnte: Bei Luc Devroye und auch andernorts findet man die Angabe, dass Friedrich Pustet eine "Neue Kirchenschrift" aus der Bauerschen Gießerei exklusiv nutzte, die J. Chr. Bauer um 1890 (so Devroye, nach anderen 1850-1861) geschnitten hatte. Allerdings soll es sich dabei um eine Renaissance-Antiqua gehandelt haben. Kann das jemand bestätigen? Leider stehen mir keine Schriftmuster zur Verfügung.

 

Ansonsten ist die gesuchte Schrift eine ausgesprochene Spezialschrift, die möglicherweise ausschließlich von Fr. Pustet genutzt wurde. Dafür spricht, dass die Schrift auf den Satz lateinischer liturgischer Texte zum Gebrauch bei schlechten Lichtverhältnissen optimiert ist (entspr. Sonderzeichen, die sehr klotzigen Akzente); außerdem war Pustet seinerzeit einer von nur drei Verlagen weltweit, die amtliche Texte der katholischen Kirche drucken durften (die anderen waren Desclée et Cie. in Tournai und die Typographia [Polyglotta] Vaticana in Rom). Andere hatten dafür also keine Verwendung. (Desclée, berühmt für den Druck von Quadratnotation, benutzte zuletzt m.W. eine Goudy, die Typographia Vaticana eine Romana, die dort "Elzeviriana" genannt wurde, und später eine Garamond.) Gut möglich also, dass dazu überhaupt nichts Schriftliches existiert.

 

Ich habe nun aus der Not heraus begonnen, die Schrift selbst zu digitalisieren. Mein Erstlingswerk in dieser Richtung -- mal sehen, ob's was wird...

 

 

PS: Einen Fehler in meinem ersten Post muss ich noch korrigieren: Die Auszeichnungsschrift ist natürlich überall die Weiß-Antiqua; die Genzsch-Antiqua verwendet Pustet zwar meist zusätzlich, aber nicht in diesem Beispiel.

Vielen Dank für die Informationen. Das ist sehr interessant. Ich bin gespannt auf das Ergebnis deiner Digitalisierung!

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  • 4 Wochen später...
Horst Worst

So, nun habe ich die Digitalisierung soweit in Angriff genommen; stellvertretend für die Lesegrößen habe ich mich an der Borgis-Garnitur vergangen, denn da hatte ich als Vorlage ein Brevier mit vorzüglichem Druckbild zur Verfügung. Das Ergebnis ist sicher noch nicht perfekt, aber ich lerne ja noch und hoffe auf viele Tips von den alten Hasen hier, mit denen ich das bisher Geschaffte noch verbessern und dann vielleicht auch noch einen Schaugrad bewältigen kann. Besonderer Dank geht schon mal unbekannterweise an @catfonts (wie zitiert man User?), dessen zahlreiche über das Forum verteilte Erfahrungsfrüchte ich mit Eifer gelesen und nach Kräften genutzt habe.

 

Als Muster und zum Testen, ob die Anmutung des Originals rüberkommt, habe ich mal eine Brevierdoppelseite nachgesetzt und unten angehängt; hier das Original (Wie verkleinert man Bilder?):

PustetBreviarium1961_Omnium Sanctorum.jpg

 

 

Eigentlich wollte ich das Baby "Ratisbona" nennen, habe aber dann doch noch herausgefunden, dass es sich tatsächlich um die schon vermuteten, aber als Vermutung wieder verworfenen "Neuen Kirchenschriften" von Chr. Fr. Bauer aus dem Jahr 1862 handelt -- die Schrift roch für mich einfach überhaupt nicht nach Renaissance-Antiqua, das hatte mich kirre gemacht, aber es ist natürlich eine solche, auch wenn man ihr ihre Entstehungszeit doch stark anmerkt, wie ich finde.

 

Hier ist jedenfalls das Original-Schriftmuster:

Schriftmuster Neue Kirchenschriften.jpg

 

Zu der Schrift und ihrer Geschichte gäbe es, wie ich gemerkt habe, einiges Interessante zu sagen. Falls das für Euch hier interessant ist, kann ich das gerne mal in einen Text gießen.

 

Fürs Erste würde ich mich aber sehr über Tips und Kritik zum Digitalisat freuen und habe dazu auch noch einige Einzelfragen, die ich dann in den entsprechenen Unterforen posten werde.

Omnium Sanctorum.pdf

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  • 8 Monate später...
Florian H.

Hallo @Horst Worst,

ein interessantes Unterfangen!

 

Ich bezweifle, dass es sich bei der im Buch verwendeten Schrift um die Neue Kirchenschrift handelt. Zu groß erscheinen mir die Unterschiede zum gezeigten Schriftmuster. Manche wie Grauwert und Kontrast ließen sich vielleicht noch durch den Druck und den kleineren Grad erklären. Aber auch in den Details gibt es diverse Abweichungen wie etwa die stärker geneigten Anstriche in i n u etc., das aufwärts zeigende Schwänzchen im a, die offene Schlaufe des g, die gekrümmte Spitze des t, oder das schmale f. Eine ähnliche Schrift, durchaus. Einen Namen kann ich Dir leider nicht bieten, aber ich werde die Augen offen halten.

Gleiches gilt für die erwähnte Auszeichnngsschrift: Die Weiß-Antiqua ist es jedenfalls nicht, die wäre am kopflastigen S leicht zu erkennen.

 

Woher stammt denn das gezeigte Bauersche Muster? Gibt es noch mehr dazu?

  • Gefällt 1
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Dan Reynolds
vor 4 Stunden schrieb Florian H.:

Woher stammt denn das gezeigte Bauersche Muster? Gibt es noch mehr dazu?

Florian, ich kann dir nicht sagen, woher im Netz er sein Bild des Musters gefunden hat, aber es wirkte mir von Qualität her wie eine Google Digitalisierung. Über Google Books’ Suche fand ich eine Erwähnung von Bauers Neue Kirchenschriften in einer 1862er Ausgabe vom Journal für Buchdruckerkunst, ohne Probe. Aber es ließ mich nicht los und ich habe über Google Books doch noch eine andere Digitalisierung von alle 1862er Ausgaben des Journals, und … da ist das Muster!!

 

https://books.google.de/books?id=J7jMTDZOjJUC&hl=de&pg=PA95-IA1#v=onepage&q&f=false

 

Dieses PDF kommt laut Google aus dem Deutschen Museum [in München]. Das heißt, mann könnte die Probe in deren Bibliothek wahrscheinlich im echten dort sehen. In Berlin haben sowohl die Kunstbibliothek als auch die Staatsbibliothek nahezu alle Ausgaben von dem Journal (ebenfalls das Deutsche Schrift- und Buchmuseum an der Nationalbibliothek in Leipzig). Allerdings sind in diesen Bibliotheken immer so gebunden, dass alle Ausgaben eines Jahrgangs zusammen in einem Band sind, und es ist leider so, dass damals je nach Bibliothek die Beilagen nicht immer mitgebenden waren. Das sieht man auch an den verschwenden Digitalisate im Google Books bzw. auf Archive.org. Leider habe ich keinen Überblick, ob den Bände für 1862 die in Berlin sind die Beilagen mit dabei haben und wenn ja, in welchen Bibliotheken.

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  • 4 Monate später...
P. Michael

Hallo @Horst Worst, ich hätte großes Interesse an dieser von Ihnen digitalisierten Missaleschrift. Könnte sie für den Druck liturgischer Texte in unserem Kloster hausintern sehr gut brauchen. Könnte man sie von Ihnen erhalten? Vielen Dank für Ihre Nachricht. P. Michael

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