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Typographische Kennzeichnung eines verfremdeten Zitats

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BerndH

Ich beschreibe die Herausforderung mal an einem fiktiven, aber strukturell gleichen Beispiel:

Voraussetzung ist, dass bei der zu erwartenden Leserschaft einer Publikation der Filmtitel Vier Fäuste für ein Halleluja ziemlich durchgehend bekannt ist.
Die Überschrift eines Kapitels soll jetzt in Anspielung darauf  Vier Fäuste für ein Hosianna lauten. Dabei ist erwünscht, schon in der Überschrift zu signalisieren, dass es sich nicht um ein Fehlzitat, sondern um eine beabsichtigte Abwandlung handelt, es wird also nach einer typographische Lösung gefragt. (Ob das sinnvoll ist und man nicht lieber die Leser im Textverlauf überrascht, steht auf einem anderen Blatt.)

Wir könnte man das tun?

Vier Fäuste für ... ein Hosianna?
Vier Fäuste – für ein Hosianna!
Vier Fäuste für ein Hosianna
Vier Fäuste für ein Hosianna

 

Oder ganz anders? Bin für Tipps und Hinweise dankbar.

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Thomas Kunz

zu 1: Bei »Vier Fäuste für … ein Hosianna« vermute ich eine Auslassung und versuche zu ergänzen, was mir aber zwischen für und ein nicht gelingt. Wäre es »Vier Fäuste für ein … Hosianna« könnte ich alles mögliche ergänzen: freudiges, glückseliges, verfluchtes.

zu 2: Bei »Vier Fäuste – für ein Hosianna« lese ich sofort mit entsprechender Pause (also: Vier Fäuste [Pause, Pause, Pause] für ein Hosianna) und weiß damit gar nichts anzufangen.

zu 3/4:  Wenn meine innere Stimme beim Lesen versucht ist, Halleluja statt Hosianna zu murmeln, dann ist die Hervorhebung bestens geeignet, mich eines besseren zu belehren. Dafür reicht es meines Erachtens nach, das letzte, entscheidenden Wortes kursiv zu setzen. Mehr, wie in Beispiel 4, ist nicht nötig.

 

Ich plädiere also für die dritte Variante: Vier Fäuste für ein Hosianna

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D2C

Ich erwarte in einer Überschrift (zumal ohne Anführungszeichen) keine Auslassung im Sinne eines wissenschaftlichen Zitats bei einer Ellipse. Diese kann ja nicht ausschließlich für eine Auslassung stehen, sondern ebenso für eine Pause. Und so eine Pause im Sinne eines Stutzens, Innehaltens oder der rhetorischen Kunstpause ist hier gewünscht. »Vier Fäuste für ein … Hosianna« ist dann korrekt.

 

Die Ellipse steht allerdings erst unmittelbar vor dem Hosianna, weil bis dahin noch alles mit der Vorlage übereinstimmt.

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R::bert
vor 2 Stunden schrieb D2C:

Diese kann ja nicht ausschließlich für eine Auslassung stehen, sondern ebenso für eine Pause.

Aber für die Auslassung ist sie eher üblich, oder? Daher würde ich stattdessen den Gedankenstrich wählen, dann wird es aus meiner Sicht noch klarer.

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Thomas Kunz

@D2CIch hatte es nicht aus Auslassungskennzeichnung im Zitat aufgefasst („Vier Fäuste für ein […] Hosianna“), sondern als normale Auslassung.

 

@R::bertWürdest du also »Vier Fäuste für ein – Hosianna« bevorzugen? Die Stimme in meinem Kopf liest dann wieder eine Pause mit (also: Vier Fäuste für ein [Pause, Pause, Pause] Hosianna)*.

 

* Mein Spaßzentrum flüstert dann noch »Gesundheit!«, so als hätte jemand genießt.

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R::bert
vor 10 Minuten schrieb Thomas Kunz:

@R::bertWürdest du also »Vier Fäuste für ein – Hosianna« bevorzugen? Die Stimme in meinem Kopf liest dann wieder eine Pause mit (also: Vier Fäuste für ein [Pause, Pause, Pause] Hosianna)*.

 

* Mein Spaßzentrum flüstert dann noch »Gesundheit!«, so als hätte jemand genießt.

👍🏻

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D2C
vor 18 Stunden schrieb R::bert:

Aber für die Auslassung ist sie eher üblich, oder? Daher würde ich stattdessen den Gedankenstrich wählen, dann wird es aus meiner Sicht noch klarer.

Ja, der Gedankenstrich kommt ebenfalls ohne Weiteres in Frage. Die Ellipse würde ich jedoch vorziehen.

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D2C
vor 11 Stunden schrieb R::bert:

Weshalb? Wie ich Dich kenne, hast Du Dir das ja gut überlegt und einen Grund dafür.

Vorab: die Präferenz ist nicht sehr stark. Ob Ellipse oder Gedankenstrich – das ist nichts, wofür ich mit dem Lektor oder der Autorin einen Streit vom Zaun brechen würde. Einen Grund für die Präferenz habe ich zwar, aber der ist mehr bauchgefühlt als gut überlegt. Er hat mit der visuellen Präsenz der Satzzeichen zu tun. Immerhin liest das Auge mit.

Die Ellipse … erscheint wie das Stakkato eines Trommelwirbels. Sie schürt die Erwartung. Der Gedankenstrich hingegen – erscheint wie der Stich eines Floretts. In ihm schwingt eine plötzliche Überraschung mit.

Eine kleine Pause lese ich also gerade bei der Ellipse verstärkt mit – analog zu @Thomas Kunz’ schöner Beschreibung:

Am 5.12.2021 um 00:07 schrieb Thomas Kunz:

@R::bertWürdest du also »Vier Fäuste für ein – Hosianna« bevorzugen? Die Stimme in meinem Kopf liest dann wieder eine Pause mit (also: Vier Fäuste für ein [Pause, Pause, Pause] Hosianna)*.

Es macht Spaß, sich einmal auf die Implikationen dieser kleinen mikrotypografischen Feinheiten einzulassen. Im Alltag findet sich selten Zeit für so etwas.

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R::bert

Schöne Erklärung! 😁 Danke!

 

Ich glaube ich möchte die ganze Zeit eben diese Denkpause ausdrücken um deutlich zu machen, dass jetzt was anderes kommen könnte, als das erwartete Ende. Aber drei Pausen lese ich da nun auch wieder nicht. :kopfkratz:

Wie gesagt, ich sehe hier die „Gefahr“, den mikrotypografisch nicht so versierten Leser zu verwirren, mit einer Ellipse, welche herkömmlich für ein noch einzusetzendes bzw. ein weggelassenes Wort steht. Aber vielleicht sehe ich das auch zu eng.

 

 

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Phoibos

Bevor ich mir Gedanken um eine typographische Lösung en detail mache, würde ich gerne wissen, wie Du entsprechende Überschrift vorgelesen haben möchtest.

Wenn Du da die Ambivalenz verschiedener Intonationen und Pausen möglich lassen möchtest, würde ich das überhaupt nicht auszeichnen, sondern einfach als reine Überschrift stehen lassen und das Geschriebene im Rezipienten wirken und Gedankenbilder entstehen lassen.

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BerndH

Guter Ansatz, Phoibos, danke.

Da es ein Film- (im Original ein Buch-) Titel ist, in dem der erste Teil auf einen anderen Sachverhalt Bezug finden soll als ursprünglich, wäre beim lauten Lesen der erhoffte Ablauf etwa:

Vier Fäuste für (Überraschung, das Auge ist schneller als der Mund, daher: es wird gelesen, und dann erst vorgelesen, hier sollte ein "Moment mal, habe ich mich jetzt verlesen?"-Effekt entstehen, vielleicht auch ein "Da hat sich der Autor doch vertan!", gefolgt von "Nein, das steht da wirklich so, und scheint auch beabsichtigt.") ein Hosianna.

 

Oder so ähnlich.

Je nachdem könnte diese Überlegung aber vor oder nach dem für, oder sogar nach dem ein, stattfinden. 

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Phoibos

Dann wäre mein Versuch der: Vier Fäuste für ein -- Hosianna?

Tante Edith frag noch nach der Zielgruppe. Je jünger, desto internettisch könntest Du es lösen: Vier Fäuste für ein Hosianna!?!!  Nur so als Beispiel

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BerndH

Zielgruppe: Interessengeleitet, voraussichtlich im Wesentlichen Mitte zwanzig bis Mitte siebzig :-D 
Da reicht dann wohl ein Fragezeichen. Oder, um ein neues Fass aufzumachen, ein Interrobang. ;-) 

P.S.: Grüße an Edith, wir kennen uns gut.

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R::bert
vor 58 Minuten schrieb BerndH:

hier sollte ein "Moment mal, habe ich mich jetzt verlesen?"-Effekt entstehen, vielleicht auch ein "Da hat sich der Autor doch vertan!", gefolgt von "Nein, das steht da wirklich so, und scheint auch beabsichtigt."

Dann ohne Gedankenstrich, Ellipse, etc. – einfach ganz normal hintereinander weg, würde ich sagen.

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