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Bleisetzer
>Eine Preußische Flagge mit dem Schriftzug "Schriftensammlung" in der

>Mitte. Das mit dem Preußischen gefällt dem Verlag (noch) nicht. Das

>finden sie zu martialisch.

Naja, hier muss ich den Verleger Recht geben. Diese preußische Identität in der Vordergrund wirkt ein bißchen kömisch.

Stammen wirklich alle deine Schriften aus Preußen? Das glaube ich kaum. Aber selbst wenn das so wäre, haben diese Schriften immer noch eine Rolle in unsere Gesellschaft *heute*. Viele davon sind und werden immer noch verwendet, entweder von dir, wenn du für Kunden eventuell druckst, oder von andere Designer, die digitale Versionen den Schriften einsetzen.

Preußen ist ein Land und ein Königreich das nicht mehr gibt. Aber die Schriften bleiben immer noch lebendig. Die Schriften haben ein Leben, dass viel größer als irgendwelche preußische Errinerungen ist.

Wenn du immer noch ein "preußisches" Buch machen willst, kannst du das selbstverständlich machen. Aber du sollst nicht erstaunt werden, wenn Verleger weniger bereit sind, das Buch zu verlegen, und wenn es weniger Käufer findet.

Wieso nicht einfach "gute Schriften", "alte Schriften", "schöne Schriften", "Bleischriften", "meine Bleischriftsammlung" oder sogar "deutsche Schriften" (wenn das wirklich stimmt) als Titel verwenden? Letzendlich geht us doch um so was, oder?

Beste Grüße,

Dan

P.S.: Apropos Adler. Ich finde den Adler wirklich wunderschön! Aber viel weniger schön, als alle die Schriftproben, die du bisher gezeigt hast.

Wie Eric Gill ganz gut schrieb: "Letters are things, not pictures of things." Der Adler da, so schön wie er ist, ist kein Ding, sondern nur ein Bild von etwas. Deine Buchstaben aber sind Dinge, die immer noch lebendig sind. Verstehst du, was ich meine? ;-)

Natürlich wirkt es kömisch.

Aber das macht nichts.

Außer Bleisetzer bin ich "nebenher" auch Vertriebsprofi.

Diese Preußen-Sache polarisiert. Und läßt sich so sehr gut vermarkten.

Siehe: Deutscher Drucker vom 27.1.2006:

http://www.bleisetzer.de/img/presse_2.pdf

Siehe: Magazin Publisher, Ausgabe vom 26.3.2006. Dort soll, so sagte man mir jedenfalls, eine Doppelseite über Bleisatz drin sein. Mit Erwähnung und Fotos des Preußischen Bleisatz-Magazin.

Und das ganz bestimmt auch, weil sich jeder (auch die Fach-Redaktionen) sofort fragen "Was soll das?).

Hier kann ich aus eigene Erfahrung sprechen: wenn mann ein Schriftmuster[buch] macht, sollen die Schriften eigentlich in den Vordergrund stehen. Zu Recht sagst du, dass Schrift ein Kulturgut ist. Die Schriften sind Kunstwerke, und unsere Welt ist besser und reicher, weil es sie gibt!

Natürlich wurden nicht alle meine Schriften in Preußen gegossen.

Das habe ich auch nie behauptet.

Aber mein Bleisatz-Magazin liegt in Preußen.

Würde es Düsseldorfer Bleisatz-Magazin heißen, wären auch nicht alle Schriften aus Düsseldorf.

Preußen ist eine Einstellung und eine innere Haltung.

Preußen ist eine Herkunft. Meine Herkunft.

Und auch die Herkunft der Schriften-Entwerfer, die in der Zeit von 1900 bis 1940 die (aus meiner Sicht) schönsten Bleisatz-Schriften entworfen haben.

Meine Leidenschaft gehört dem Bleisatz und der deutschen Geschichte. Jedesmal, wenn ich eine alte Bleisetzerei auflöse, die teilweise seit 1960 im Dornröschen-Schlaf war und seit Generationen in Familienbesitz war, finde ich Gegenstände aus der Preußen-Zeit - Klischees, handschriftliche Notizen, alles mögliche. Ich habe mittlerweile einen "Giftschrank" - eine Stehsatz-Schublade, in die ich alles reinlege, was ich aus dem Verkehr ziehen will:

http://www.bleisetzer.de/index.php?targ ... tail&id=35

Kennst Du die Tannenberg von Stempel?

Weißt Du, was Tannenberg bedeutete?

Die National:

http://www.bleisetzer.de/index.php?targ ... 0004&pic=c

Kennst Du den "Führer-Erlaß" von 1941, der die amtliche Verwendung von Fraktur-Schriften verbietet?

Weißt Du, daß Lucian Bernhard Jude war und Deutschland gerade noch verlassen konnte?

Ich sehe die Bleisatz-Schriften immer auch im Kontext mit ihrer jeweiligen Epoche. Beides war in Interaktion miteinander.

Vermutlich siehst Du diese Bleisatz-Schriften völlig unpolitisch?

Damit habe ich kein Problem. Ich sehe das anders.

Verstehe mich richtig:

Die Beschäftigung mit dem Bleisatz ist ein Luxus, den ich mir leiste.

Eine für mich ganz untypische Situation. Ich lebe nicht davon. Ich produziere nichts. Ich habe keinen Zeitdruck außer dem, den ich mir selbst auferlege. Das ist herrlich. Und ein absolut notwendiger Gegenpol zu meinem Tagesjob als Vertriebsleiter einer Telefongesellschaft. In meinem Job geht es immer "Entscheidung sofort. Jetzt." Und es geht immer um sehr viel. Habe ich davon genug, gehe ich in meine Setzerei. Da "können sie mich alle mal."

Und ich baue ab und an Collagen aus Bleisatz und Holzlettern.

Das hier ist Ça ira.

Daran habe ich drei Monate gebaut. Ich mußte mich dazu in diverse Literatur einlesen (November-Revolution 1918). Damals habe ich für mich neu definiert, was ich unter "Gott" verstehe. Alles das ist in Ça ira drin.

Das Ding hängt jetzt in der Eingangshalle der Zisterzienser im Vatikan.

Finde ich toll. Mein Freund dort muß auf meinen Wunsch hin jeden Geistlichen oberhalb vom Bischof vor Ça ira zerren und ein Digital-Bild von ihm zusammen mit meiner Collage machen und mir schicken. Mittlerweile habe ich schon drei Fotos von älteren, völlig verwirrt dreinblickenden Geistlichen, die mit dem Finger auf Ça ira zeigen und ängstlich die Kamera schielen. (wahrscheinlich bedroht von meinem Padre).

Und das ist auch der Hintergrund mit der Titelseite meiner Schriftensammlung. Wenn der Verlag das so nicht will, wird das Buch halt nicht veröffentlicht. Diese Entscheidung fällen zu können, bedeutet für mich Freiheit. Und ist mir viel mehr wert als die Befriedigung meines Ego durch die Veröffentlichung (die ist mir nur am zweitmeisten wert.. :-)

Georg

http://www.bleisetzer.de/index.php?targ ... 0003&pic=a

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Dan Reynolds

> Kennst Du die Tannenberg von Stempel?

Selbstverständlich. Ebnefalls kenne ich die Element, die National, usw.

> Weißt Du, was Tannenberg bedeutete?

Ja.

>Kennst Du den "Führer-Erlaß" von 1941, der die amtliche Verwendung >von Fraktur-Schriften verbietet?

Dies habe sogar mehrmals ins Englische übersetzt.

>Weißt Du, daß Lucian Bernhard Jude war und Deutschland gerade noch >verlassen konnte?

Zum Glück kam er raus, wie viele andere, Gott sei dank. Leider haben mehrere das nicht geschafft.

>Ich sehe die Bleisatz-Schriften immer auch im Kontext mit ihrer >jeweiligen Epoche. Beides war in Interaktion miteinander.

Das Stimmt. Aber nicht nur.

>Vermutlich siehst Du diese Bleisatz-Schriften völlig unpolitisch?

Schriftgestaltung ist von Anfang an eine politische Sache gewesen. Jedenfalls ist alle Geschichte nie so schwarz/weiss oder so einfach, wie wir Menschen es ofters wollen. Einige Schriften sind politischer als andere. Die Schriftten der Studenten der Rudolf Koch waren z.B. öfters politischer als die von den Meister selbst!

Tannenberg ist keine Kunstwerk. Die D. Stempel AG wüßte damals, dass sie mit einen Solchen Entwurf richtig viel Geld verdienen könnten, wegen der damaligen politischen Anlage in Deutschland. Weil diese Schrift so politisch ist, ist sie nicht in digitalen Form von Stempel (Linotype) erhältlich. Diese Schrift heutzutage zu Vertrieben (also, damit Geld zu verdienen) wäre undenklich.

Aber nicht alle Schriften befinden sich in diesen Lägern. Eigentlich sind nur ein Paar wirklich so politisch. Schrift ist meistens eher visuelle… die Konflikte sind eher gestalterisch als politisch.

Ich finde es sehr gut, dass du Aufmerksamkeit auf diene Schriften bringen kannst. Das ist sichlerlich eine gute und feine Sache. Ich hätte nur eine andere Name ausgewählt.

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Bleisetzer
> Tannenberg ist keine Kunstwerk. Die D. Stempel AG wüßte damals, dass sie mit einen Solchen Entwurf richtig viel Geld verdienen könnten, wegen der damaligen politischen Anlage in Deutschland. Weil diese Schrift so politisch ist, ist sie nicht in digitalen Form von Stempel (Linotype) erhältlich. Diese Schrift heutzutage zu Vertrieben (also, damit Geld zu verdienen) wäre undenklich.

Dieser Absatz zeigt genau meine Position als "Wanderer zwischen den Welten".

Ich habe mich entschlossen, die Dinge so zu sehen, wie sie sind.

Ohne liberale Nachsicht.

Die D.Stempel AG hat damals opportunistisch gehandelt. Punkt.

Diese Schrift heute nicht zu digitalisieren, ist Zensur. Punkt

Zu a:

Das Bild-Beispiel in meinem Muster der National mit der Empfehlung an den "Herrn Gauleiter" stammt von der Ludwig & Mayer Schriftgießerei.

Und selbst Paul Renner (ich hätte weinen können, als ich das erfuhr) fühlte sich bemüßigt, eine dieser schrecklichen Stiefelknecht-Frakturen zu entwerfen (Ballade). Sie alle waren bewußt und gern Nutznießer und Mitläufer des damaligen Systems.

Zu b:

Ich verkaufe im Monat um die 600-800 kg Bleisatz.

Die Schnitte der Gruppe Xa - Gebrochene Schriften - Gotisch - gehören mit Abstand zu meinen teuersten Schriften. Warum? Angebot und Nachfrage. Die Nachfrage ist sehr hoch, das Angebot sehr begrenzt. Also steigt der Preis. Es gibt also durchaus einen Markt. Aber die Schrift wird nicht angeboten, weil es nicht opportun ist (sic!), diese Schrift im Sortiment zu haben.

Ich weiß, daß ist eine provokante und unbeweisbare Behauptung.

Und ich möchte betonen, daß ich den Disput mit Dir gerade hier sehr genieße.

Georg

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Dan Reynolds

>Ich weiß, daß ist eine provokante und unbeweisbare Behauptung.

>Und ich möchte betonen, daß ich den Disput mit Dir gerade hier sehr

>genieße.

Das tue ich auch.

>Zu b:

>Ich verkaufe im Monat um die 600-800 kg Bleisatz.

>Die Schnitte der Gruppe Xa - Gebrochene Schriften - Gotisch - gehören

>mit Abstand zu meinen teuersten Schriften. Warum? Angebot und

>Nachfrage. Die Nachfrage ist sehr hoch, das Angebot sehr begrenzt.

>Also steigt der Preis. Es gibt also durchaus einen Markt. Aber die Schrift

>wird nicht angeboten, weil es nicht opportun ist (sic!), diese Schrift im

>Sortiment zu haben.

Ich liebe die deutsche gebrochene Schriften. Es ist tatsächlich so, dass die Liebe für diese Formen als Grundinspiration meines typographischen und schriftgestalterischen Lebens gedient haben. Und eines Tages hoffe ich einige neue eigene gebrochene Schriften in der Welt zu setzen.

Bei dem Bestseller Charts auf der Linotype-Webseite (http://www.linotype.com/8-37-8/fontcharts.html) kann mann sehen, dass die "Old English" auf Platz Sieben des Headline Bereichs steht. Die Fette Fraktur und die Wilhelm Klingspor Gotisch sind auch sehr häufig gefragt, obwohl sie es nicht geschaffen haben auf dieser Liste zu steigen.

Aber, wie ich oben erzählte, sind *einige* gebrochene Schriften wegen ihren Herkunft m.M.n. "schuldig". Ich werde sie weder selber verwenden noch empfehlen, dass andere das macht.

Wenn mann wirklich die Tannenberg einsetzen will, gibt es zahlreiche kostenlose "Free-Versions" im Netz zu finden. Ich will niemand die Verwendung einer Schrift verbieten.

>Diese Schrift heute nicht zu digitalisieren, ist Zensur. Punkt

Nö. Das finde ich einfach nicht der Fall. Erstens ist keine moderne Foundry verpflichtet, ältere Designs immer wieder zu verkaufen, nur weil sie das in der Vergangenheit gemacht haben. Keine Foundry hat die Resourzen oder das Kapital, alle alte Schriften der Welt zu digitalisieren. Mann muss Entscheidungen treffen. Das gehört zu das Geschäft, wie du auch oben erwähnt hast. Ich sehe keine formale Besonderheiten an der Tannenberg. Sie war auch zu ihre Geburtszeit nichts neues oder gutes, finde ich. Warum soll ich sie heute vertrieben? Wegen einer historischen Verpflichtung zu einer Zeit (1936), die so wie so fast nichts positives anzubieten hat? Werde ich einfach nicht machen! Und ich sehe nicht, wie diese Entscheidung in irgendeiner Weise die Welt schadet.

Ich verkaufe und verwende gern viele Schriften, die aus der Zeit 1900–1940 stammen. Aber nicht diese. Wieso ist das den bitteschön Zensur?

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Bleisetzer
>Ich verkaufe und verwende gern viele Schriften, die aus der Zeit 1900–1940 stammen. Aber nicht diese. Wieso ist das den bitteschön Zensur?

Gut. Hier die Logik:

1. Das Image dieser Gebrochenen Schriften ist negativ besetzt.

Nicht umsonst nennen alte Bleisetzer diese Schriften "Stiefelknecht-Fraktur". Im landläufigen Gebrauch heißen sie auch "Nazi-Schriften".

Meine These lautet (und das sage ich als Verkäufer von Bleisatz-Schriften, der sich genau diesem Vorwurf bisweilen ausgesetzt sieht):

Die Foundries wollen nicht in den Geruch kommen, Nazi-Schriften anzubieten. Wie peinlich wäre es (image-mäßig), wenn dann gar eine rege Nachfrage erfolgt?

Unter Punkt a) vorhin nannte ich die Schriftgießereien opportunistisch, weil sie in vorbeugendem Gehorsam diese Schriften entwickelten.

Unter Punkt b) schrieb ich, daß ich behaupte, die heutigen Foundries halten es nicht für opportun, diese Schriften anzubieten.

Ich wollte damit andeuten, daß auch dieses Verhalten eine Form von Opportunismus - von vorbeugendem Gehorsam - ist.

Was ich im ersten Absatz unter Beweis gestellt habe - q.e.d.

Noch eine Beweiskette:

Du argumentierst vom Standpunkt der Wirtschaftlichkeit her. Behauptest, es sei keine Nachfrage da, deshalb wird sie nicht digitalisiert.

Meine Verkaufs-Hitliste zeigt, daß die Nachfrage sehr wohl besteht.

Also würdet Ihr auch Geld damit verdienen. Die Wirtschaftlichkeit wäre gegeben.

Also ist das Argument der nicht vorhandenen Wirtschaftlichkeit nur vorgeschoben. In Wirklichkeit bemüht Ihr Euch um Political Correctness. Ein schöner neuer amerikanischer Begriff. Übersetzt heißt das: Opportunismus. Siehe oben. Und das ist Zensur. Sic!

Georg Kraus

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Dan Reynolds

Ich habe nicht gesagt, dass solche Schriften nicht nachgefragt sind. Gebrochene Schriften verkaufen sich schon, und ich bin mir sicher, dass die Tanneberg auch einige Käufer finden würdest.

Alle ältere Schriften der Welt in digitaler Form wieder herzustellen wäre unmöglich, deswegen wählen Foundries einige davon aus. Die Tannenberg ist aus guten Gründen NICHT ausgewählt. Aber natürlich wäre es möglich, die zu reviven.

Du nennst die Entscheidung, dies nicht zu machen, Political Correctness. Ich, als Amerikaner, bin eigentlich keiner Freund dieses Begriffes… in der Wirklichkeit assoziert mann damit etwas anderes.

Hier geht es nicht um die Angst, anderen zu beleidigen (das wäre Political Correctness schlecht hin), sondern um ganz gewöhnlichen Respekt. Ich bin der Meinung, dass die Tannenberg zu verkaüfen ein Schritt in der Richtung "vergessen" wäre. Ich habe zu viel Respekt für die Opfern der Geschichte um mit solchen Schritten leicht zu gehen. Wenn du das "Political Correctness" nennen willst… ganz ok denn von mir aus.

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Bleisetzer
Ich habe nicht gesagt, dass solche Schriften nicht nachgefragt sind. Gebrochene Schriften verkaufen sich schon, und ich bin mir sicher, dass die Tanneberg auch einige Käufer finden würdest.

Alle ältere Schriften der Welt in digitaler Form wieder herzustellen wäre unmöglich, deswegen wählen Foundries einige davon aus. Die Tannenberg ist aus guten Gründen NICHT ausgewählt. Aber natürlich wäre es möglich, die zu reviven.

Du nennst die Entscheidung, dies nicht zu machen, Political Correctness. Ich, als Amerikaner, bin eigentlich keiner Freund dieses Begriffes… in der Wirklichkeit assoziert mann damit etwas anderes.

Hier geht es nicht um die Angst, anderen zu beleidigen (das wäre Political Correctness schlecht hin), sondern um ganz gewöhnlichen Respekt. Ich bin der Meinung, dass die Tannenberg zu verkaüfen ein Schritt in der Richtung "vergessen" wäre. Ich habe zu viel Respekt für die Opfern der Geschichte um mit solchen Schritten leicht zu gehen. Wenn du das "Political Correctness" nennen willst… ganz ok denn von mir aus.

Guten Morgen Dan,

ich verstehe, was Du meinst. Letztendlich ist es ja auch völlig ausreichend, wenn diese Schriften im Mikro-Kosmos der noch existierenden Bleisatz-Angebote verbleibt.

Es ging mir nicht darum, die Tannenberg wieder aufleben zu lassen.

Es ist ähnlich wie mit dem Zugang zu bestimmter Literatur, die nach 1945 in Deutschland auf den Index gesetzt wurden und bis heute verboten sind. Oder Ebay Deutschland im Unterschied zu Ebay USA. An Auktionen zur Deutschen Geschichte, die in USA laufen, darf ich als Deutscher nicht teilnehmen. Ich bin dafür gesperrt. Buchdruck-Artikel wie diese hier:

http://www.bleisetzer.de/index.php?targ ... tail&id=35

kann ich über Ebay nicht Deutschland nicht verkaufen. Es ist verboten.

Ich möchte richtig verstanden werden:

Ich möchte diese Artikel überhaupt nicht verkaufen. Ich möchte weder die Tannenberg aufleben lassen, noch möchte ich irgendwelche Militaria in den USA kaufen. Es geht gegen meinen Sinn für den Gleichheitsgrundsatz, daß hier Sonderregeln für Deutschland gelten.

Mein Preußen ist dieses hier (und falls Du 5,-- EUR übrig hast, empfehle ich Dir die Lektüre):

http://cgi.zvab.com/SESSz12502946361114 ... ys=&rpp=10

Jetzt muß ich drucken, die:

Nelson

Schriftgießerei Ludwig u. Mayer

ein Hausschnitt von 1902

Georg

1012_1_3.jpg

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Dan Reynolds

Es geht mir nicht darum, einzelne Schriften kategorisch zu verbieten; eigentlich will ich mit dem Thema "Verbot" und "Erlaubnis" gar nichts zu tun. Jeder hat das Recht selber zu entscheiden, was er unterstützt.

Ich bin in der Regel skeptisch, wenn es um ein Buch "Index" gibt. Ich glaube an der Rede- und Lesefreiheit. Es gibt viele Bücher, die ich nie lesen würde. Ich finde es aber geschmackslos, wenn Bücher verboten werden.

Das Sammeln von historische militärische Sache ist nicht mein Bier. Ich frage mich ehrlich, was jemand mit solchem wirklich anfangen sollte. Aber ich kann schon Parallelen mit der Redefreiheit sehen.

Das es Gesetze in Deutschland gibt, die einige Sachen verbieten, ist mir bekannt. Ich bin fröh, dass es in meiner Heimat ähnliche Gesetzte nicht gibt. Aber ich weiß auch, dass diese Gesetzte mit guten Grund hier verabschiedet waren. Und letztendlich ist Deutschland seit jetzt 60 Jahren einen Zeichen für Frieden und Demokratie. Damit sind die meisten von uns bestimmt froh. Es ist in einer Demokratie immer so, dass einige Gesetzte einige Teilen der Gesellschaft immer nerven werden. Es gibt viele Sachen in den USA, die ich gern Ändern würde, wenn ich zum Beispiel im Congress sitzen könnte ;-)

Zum Glück darf ich hierzulande nicht Wählen :lol:

Weil ich nicht zu den politischen Gesellschaft hier gehöre, werde ich nicht allzuviel über den richtligen Läger in Deutschland schreiben. Außer dies: Gesetze werden immer geändert könnten, wenn das Volk es z.B. wirklich will.

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Poms

Kurzer Einschub;

Es gibt eine abgespeckte, digitalisierte Tannenberg bzw. National... falls man diese Schriften für eine Thematik "Deutschland im Nationalsozialismus" benötigen sollte.

Denkbare Einsatzgebiete wären für mich Theater, Film, etc. - wenn es um eine "authentische Darstellung des Alltags im Nationalsozialismus" gehen soll.

Das keine Foundry eine solche Digitalisierung vornimmt ist doch klar - man setzt sich doch nicht freiwillig in die Nesseln ...

Grüße

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Bleisetzer
Das keine Foundry eine solche Digitalisierung vornimmt ist doch klar - man setzt sich doch nicht freiwillig in die Nesseln ...

Grüße

Genau, was ich sage:

Vorbeugender Gehorsam. Opportunismus.

Dies ist nur als Feststellung gemeint, nicht als Kritik.

Und für mich erkenne ich so etwas nicht an wie "...ich setze mich doch nicht freiwillig in die Nesseln."

Seine Vergangenheit negieren, bedeutet keine Zukunft zu haben.

Hinzu kommt, daß ich als Deutscher eine besondere Verantwortung habe. Und der nicht nachkomme, indem ich Themen aus der Vergangenheit ausblende, weil ich mich nicht in die Nesseln setzen will.

Aber das muß jeder selbst mit sich ausmachen, kein Problem.

Georg Kraus

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Poms

Na ja..., so "richtig heiss" ich das Thema "Digitalisierung einer Tannenberg" nicht, weshalb man sich aufregen müsste. Wenn schon dann wäre das doch eher die Aufgabe des Goetheinstituts, denn z.B. Lynotype - anyway

Da finde ich den Input aus dem Ausland, wie z.B. Die "Fakir" von Underware aus den Niederlanden viel interessanter.

- Wie interpretieren diese Leute heutzutage eine gebrochene Schrift -

oder die typografischen Experimente mit Fraktur z.B. in einem britischen "livestyle" magazin namens sleazenation vor ein paar Jahren, indem eine Fraktur mit einer Helvetica kontrastiert wurde.

In diesem Sinne :)

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Psocopterus

Gute und rechtlich ziemlich unbedenkliche digitale Schriften mit einem Schwerpunkt auf Fraktur bietet Dieter Steffman auf seiner Homepage an. Dort kann man auch kostenlos die Tannenberg im Type1-Format herunterladen. Ich weiß allerdings nicht, wie vollständig die Schrift ausgebaut ist (Ligaturen und Lang-S).

Bei der geringen Verbreitung des Fraktursatzes und kostenlosem Angebot im Netz ist der Vertrieb für einen der großen Schrifthändler wohl einfach nicht besonders attraktiv.

Gruß, Georg

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Bleisetzer
Gute und rechtlich ziemlich unbedenkliche digitale Schriften mit einem Schwerpunkt auf Fraktur bietet Dieter Steffman auf seiner Homepage an. Dort kann man auch kostenlos die Tannenberg im Type1-Format herunterladen. Ich weiß allerdings nicht, wie vollständig die Schrift ausgebaut ist (Ligaturen und Lang-S).

Bei der geringen Verbreitung des Fraktursatzes und kostenlosem Angebot im Netz ist der Vertrieb für einen der großen Schrifthändler wohl einfach nicht besonders attraktiv.

Gruß, Georg

Wie soll ich es (noch einmal) erklären?

Am besten gar nicht.

Es ging in der Diskussion mit Dan nie um die Tannenberg. Auch nicht um den wirtschaftlichen Sinn einer Vermarktung.

Es ging um ein Prinzip.

Ich dachte, ich hätte das kommunizieren können.

Ansonsten konzentriere ich mich beim Sammeln von Bleisatz-Schriften ausschließlich auf deutsche Schriften. Davon gibt es genug und die Materie ist komplex. Manchmal gibt es Überschneidungen. Das ist dann meist recht interessant, wie z.B. bei dieser Firestone-Schrift:

http://www.bleisetzer.de/index.php?targ ... 0004&pic=a

Leider empfand das der amerikanische Anbieter dieser Schrift in digitalisierter Form wohl nicht so. Denn auf meine Kontaktaufnahme hat er nie reagiert:

http://mickeyavenue.com/fonts/bradley/

Georg

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Psocopterus
Vorbeugender Gehorsam. Opportunismus.

... und später:
Wie soll ich es (noch einmal) erklären?

[...]

Es ging in der Diskussion mit Dan nie um die Tannenberg. Auch nicht um den wirtschaftlichen Sinn einer Vermarktung.

Es ging um ein Prinzip.

Natürlich geht es um ein Prinzip. Dieses Prinzip heißt aber meines Erachtens nicht »vorbeugender Gehorsam« oder »Opportunismus«, sondern Wirtschaftlichkeit.

    Wenn man mit gut digitalisierten historischen Frakturschriften viel Geld verdienen kann, dann (und nur dann) werden sie verkauft. Zur Zeit scheint keine kaufkräftige Nachfrage zu bestehen.

Gruß, Georg

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Bleisetzer
Vorbeugender Gehorsam. Opportunismus.

... und später:
Wie soll ich es (noch einmal) erklären?

[...]

Es ging in der Diskussion mit Dan nie um die Tannenberg. Auch nicht um den wirtschaftlichen Sinn einer Vermarktung.

Es ging um ein Prinzip.

Natürlich geht es um ein Prinzip. Dieses Prinzip heißt aber meines Erachtens nicht »vorbeugender Gehorsam« oder »Opportunismus«, sondern Wirtschaftlichkeit.

    Wenn man mit gut digitalisierten historischen Frakturschriften viel Geld verdienen kann, dann (und nur dann) werden sie verkauft. Zur Zeit scheint keine kaufkräftige Nachfrage zu bestehen.

Gruß, Georg

Ich hatte dem mit Begründung widersprochen.

Es gibt einen Markt für diese Schriften.

Und die Nachfrage ist so groß, daß ein höherer Preis akzeptiert wird.

Hier konkrete Nachweise (Die dort verlangten Preise liegen im Durchschnitt um 25% über denen vergleichbarer Schriften. Und sie werden akzeptiert.):

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... %3AIT&rd=1

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... %3AIT&rd=1

Das sind nur zwei Beispiele, die ich beliebig fortführen könnte und sie sind übetragbar auf ähnliche Schriften wie die Grotenburg, National, Element uvm.

Gott grüß die Kunst

Georg

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Psocopterus
Es gibt einen Markt für diese Schriften.

Und die Nachfrage ist so groß, daß ein höherer Preis akzeptiert wird.

Sammler – um solche handelt es sich doch bei deinen Kunden – sind eben nicht an Digitalisaten sondern an echtem Blei interessiert.

Georg

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Bleisetzer
Es gibt einen Markt für diese Schriften.

Und die Nachfrage ist so groß, daß ein höherer Preis akzeptiert wird.

Sammler – um solche handelt es sich doch bei deinen Kunden – sind eben nicht an Digitalisaten sondern an echtem Blei interessiert.

Georg

Ja, das ist ein gutes Argument und mag zum Teil stimmen.

Ich beliefere aber auch sehr viele Buchbinder, die mit Bleisatz-Schriften prägen. Und die solche Schriften kaufen, völlig unbeleckt von Gedanken, die wir beide uns über diese Schriften gerade machen. Denn sie kennen die Zusammenhänge überhaupt nicht. Sie sehen im Angebot den Schriftennamen und das Jahr des Erstgusses - das war's. Ich bekam auch schon die Aussage (zur National): "Die ist aber hübsch." Naja.

Georg

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Niklaus
Natürlich wirkt es kömisch.

Aber das macht nichts.

Außer Bleisetzer bin ich "nebenher" auch Vertriebsprofi.

Diese Preußen-Sache polarisiert. Und läßt sich so sehr gut vermarkten.

Natürlich wurden nicht alle meine Schriften in Preußen gegossen.

Das habe ich auch nie behauptet.

Aber mein Bleisatz-Magazin liegt in Preußen.

Würde es Düsseldorfer Bleisatz-Magazin heißen, wären auch nicht alle Schriften aus Düsseldorf.

Preußen ist eine Einstellung und eine innere Haltung.

Preußen ist eine Herkunft. Meine Herkunft.

Eine interessante Diskussion, auch für die nur Mitlesenden… Bei allem Respekt für die exzentrische, aber passonierte Arbeit von Dir, Georg: Die Argumentationen finde ich manchmal weniger bestechend als die Drucksachen. Nehmen wir Dein Beispiel mit dem fiktiven «Düsseldorfer Magazin»: Da würde doch niemand die Stirn runzeln, außer wenn – und dies ist eben der springende Punkt – das Ganze analog Deiner Preußen-Eloge als ‹aus echt Düsseldorfer Geist› verkauft würde, als ‹Produkt reinen Düsseldorfischen› etc.

Mich haben solche ‹patriotischen› Zuschreibungen immer etwas gestört: Gibt es eine ‹Schweizer Schule› bei den Schriften? Selbstverständlich, wenn man die Herkunft und die Gruppenbildung der Entwerfer betrachtet. Aber sind diese Schriften deshalb ‹nüchtern, klar und rational› wie der ‹Schweizer an sich›? Das finde ich eher albern und pauschalisierend – und so kommt mir Deine nostalgische Spielerei mit dem Preußentum vor. Aber jedem das Seine – und wenn es sich ja, wie Du selbst sagst, nicht trotz, sondern dank der Polarisierung gut verkauft, warum nicht.

Was mich am Beispiel der «Tannenberg» interessiert: Liegt das ‹Stiefelknecht›-artige dieser Schrift (oder einer ähnlichen der Zeit) an der Schrift selbst – durch ihre wuchtigen, martialischen Züge – oder liegt es eher an dem, was wir mit der Schrift assoziieren? Ich erinnere mich an eine Passage bei HP Willberg, ich glaube es war in «Typolemik», in der er einige Frakturschriften rehabilitiert, die «Tannenberg» aber davon ausnimmt, da sie quasi von sich aus militant sei. Ich finde das eine sehr fragwürdige Position: Es gibt doch originale gotische Schriften, die noch viel wuchtiger daherkommen, mit denen man aber eher ‹Mittelalter› als Drittes Reich assoziiert – und die daher als völlig unbedenklich gehandelt werden.

Schließlich: Dem Argument, dass Schriftenhersteller nur aus Opportunitätsgründen ‹heikle› Schriften nicht mehr auflegen, würde ich nicht so schnell zustimmen. Aus dem Verlagsgeschäft kenne ich viele vergleichbare Fälle: Soll man bestimmte umstrittene Bücher aus historischem Interesse wieder auflegen? Lohnt sich der Aufwand, die Neuauflage plausibel zu machen oder führt es zu Missverständnissen? Können Interessierte und Sammler auf anderen Wegen zu dem Titel – bzw. eben einer ‹historischen› Schrift – kommen? Solche Fragen werden meist sorgfältig abgeklärt – der Umkehrschluss, dass hier nur Opportunismus und Feigheit im Spiel sei, ist einfach zu kurz gegriffen. Und: Nicht jeder hat die Möglichkeit und Muße, in seiner Freizeit und mit Hilfe von römischen Mönchen zu drucken ohne kalkulieren zu müssen …

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Bleisetzer
Natürlich wirkt es kömisch.

Aber das macht nichts.

Außer Bleisetzer bin ich "nebenher" auch Vertriebsprofi.

Diese Preußen-Sache polarisiert. Und läßt sich so sehr gut vermarkten.

Natürlich wurden nicht alle meine Schriften in Preußen gegossen.

Das habe ich auch nie behauptet.

Aber mein Bleisatz-Magazin liegt in Preußen.

Würde es Düsseldorfer Bleisatz-Magazin heißen, wären auch nicht alle Schriften aus Düsseldorf.

Preußen ist eine Einstellung und eine innere Haltung.

Preußen ist eine Herkunft. Meine Herkunft.

Eine interessante Diskussion, auch für die nur Mitlesenden… Bei allem Respekt für die exzentrische, aber passonierte Arbeit von Dir, Georg: Die Argumentationen finde ich manchmal weniger bestechend als die Drucksachen. Nehmen wir Dein Beispiel mit dem fiktiven «Düsseldorfer Magazin»: Da würde doch niemand die Stirn runzeln, außer wenn – und dies ist eben der springende Punkt – das Ganze analog Deiner Preußen-Eloge als ‹aus echt Düsseldorfer Geist› verkauft würde, als ‹Produkt reinen Düsseldorfischen› etc.

Mich haben solche ‹patriotischen› Zuschreibungen immer etwas gestört: Gibt es eine ‹Schweizer Schule› bei den Schriften? Selbstverständlich, wenn man die Herkunft und die Gruppenbildung der Entwerfer betrachtet. Aber sind diese Schriften deshalb ‹nüchtern, klar und rational› wie der ‹Schweizer an sich›? Das finde ich eher albern und pauschalisierend – und so kommt mir Deine nostalgische Spielerei mit dem Preußentum vor. Aber jedem das Seine – und wenn es sich ja, wie Du selbst sagst, nicht trotz, sondern dank der Polarisierung gut verkauft, warum nicht.

Was mich am Beispiel der «Tannenberg» interessiert: Liegt das ‹Stiefelknecht›-artige dieser Schrift (oder einer ähnlichen der Zeit) an der Schrift selbst – durch ihre wuchtigen, martialischen Züge – oder liegt es eher an dem, was wir mit der Schrift assoziieren? Ich erinnere mich an eine Passage bei HP Willberg, ich glaube es war in «Typolemik», in der er einige Frakturschriften rehabilitiert, die «Tannenberg» aber davon ausnimmt, da sie quasi von sich aus militant sei. Ich finde das eine sehr fragwürdige Position: Es gibt doch originale gotische Schriften, die noch viel wuchtiger daherkommen, mit denen man aber eher ‹Mittelalter› als Drittes Reich assoziiert – und die daher als völlig unbedenklich gehandelt werden.

Schließlich: Dem Argument, dass Schriftenhersteller nur aus Opportunitätsgründen ‹heikle› Schriften nicht mehr auflegen, würde ich nicht so schnell zustimmen. Aus dem Verlagsgeschäft kenne ich viele vergleichbare Fälle: Soll man bestimmte umstrittene Bücher aus historischem Interesse wieder auflegen? Lohnt sich der Aufwand, die Neuauflage plausibel zu machen oder führt es zu Missverständnissen? Können Interessierte und Sammler auf anderen Wegen zu dem Titel – bzw. eben einer ‹historischen› Schrift – kommen? Solche Fragen werden meist sorgfältig abgeklärt – der Umkehrschluss, dass hier nur Opportunismus und Feigheit im Spiel sei, ist einfach zu kurz gegriffen. Und: Nicht jeder hat die Möglichkeit und Muße, in seiner Freizeit und mit Hilfe von römischen Mönchen zu drucken ohne kalkulieren zu müssen …

Guten Morgen,

was die Verbindung Preußen <> Schriftensammlung angeht:

Ich vermute, Ihr "über-kompensiert".

Auf meiner Webseite befindet sich unter "Empfohlene Links" nur ein Hinweis auf Preußen - und der auch noch an untergeordneter Stelle. Ansonsten nehme ich nirgends Bezug darauf.

Wenn Du den Begriff einmal in einen anderen Kontext stellt, merkst Du, daß auch Du nicht normal auf "Preußen" reagierst. Stünde dort z.B. Bayerisches Bleisatz-Magazin, würdest Du vermutlich nur schmunzeln und mit "Lokal-Patriotismus" assoziieren. Preußen dagegen polarisiert - weil es in unserer liberalen Nachkriegsgesellschaft verpönt ist, dazu zu stehen. Auch das hängt mit der verordneten Re-Education zusammen, die zweifellos stattfand und in unser aller Köpfe ist. Du schreibst, patiotische Zusammenhänge hätten Dich schon immer gestört. Genau das ist das Ergebnis der Re-Education. Kein Franzose, Pole, Türke, Amerikaner oder Engländer empfindet so. Nur wir Deutsche der Nachkriegsgeneration.

Du schreibst, daß die Verlage aus rein wirtschaftlichen Gründen "bestimmte umstrittene" Bücher nicht neu auflegen. Das ist falsch. Sie dürfen diese Bücher nicht neu verlegen. Es ist verboten, sie stehen auf dem Index. Zugang zu diesen Büchern erhält nur, wer zu wissenschaftlichen Studienzwecken diese Bücher braucht. (Die juristisch korrekte Formulierung findest Du leicht im Netz.). Ich empfinde das als Bevormundung und Zensur.

Was die Stiefelknecht-Schriften angeht, glaube ich weniger an die Ausstrahlung des Schrift-Charakter. Ich glaube eher, daß der Zusammenhang gesehen wird. Zeit des Erstgusses um 1934. Aber auch hier: Mir persönlich gefallen diese Schriften nicht. Aber das muß ja nicht bedeuten, daß sie schlecht gemacht sind.

Georg

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Niklaus

… und ein Eigentor! Die Vermutung, dass ich hier ‹überkompensierte›, wird durch die einfache Tatsache widerlegt, dass ich gar kein (reeducated) Deutscher bin, sondern – Italiener und Schweizer. Ein schöner Beweis also, dass auch Nicht-Deutsche die Kombination als sonderbar empfinden. Aber wie gesagt: Wenn es Dir gefällt … Vielleicht könntest Du ja im Gegenzug akzeptieren, dass es Leute gibt, welche Patriotismus und Typographie trennen möchten, sich aber dennoch für Geschichte interessieren.

Zum Verlagswesen brauchst Du mir keine Internet-Adressen anzugeben, da ich, selbst im Geschäft, weiß wovon ich rede. Ich meinte nicht verbotene, sondern umstrittene Titel, bei denen man von Fall zu Fall abwägen muss, ob sich eine Neuauflage lohnt – dies lässt sich m. E. mit umstrittenen Schriften vergleichen. Einem Verlag deshalb den Vorwurf zu machen, er drücke sich um die Vergangenheit, ist einfach zu pauschal. – Aber das wäre vielleicht eher Stoff für eine private Diskussion.

Zur «Tannenberg»: Mir gefällt die Schrift persönlich auch nicht – ich bin aber auch der Meinung, dass sie nicht ‹an sich› etwas Martialisches hat. Die Frage wäre also, ob man solche Schriften wieder ohne falsche Scheu in der Werbung etc. einsetzen sollte, bis sie sozusagen den Ruch des Faschismus verlieren, oder ob man umgekehrt dafür plädieren sollte, sie nur mit Bedacht und unter Verweis auf ihren Missbrauch einzusetzen…

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Bleisetzer
… und ein Eigentor! Die Vermutung, dass ich hier ‹überkompensierte›, wird durch die einfache Tatsache widerlegt, dass ich gar kein (reeducated) Deutscher bin, sondern – Italiener und Schweizer. Ein schöner Beweis also, dass auch Nicht-Deutsche die Kombination als sonderbar empfinden. Aber wie gesagt: Wenn es Dir gefällt … Vielleicht könntest Du ja im Gegenzug akzeptieren, dass es Leute gibt, welche Patriotismus und Typographie trennen möchten, sich aber dennoch für Geschichte interessieren.

Zum Verlagswesen brauchst Du mir keine Internet-Adressen anzugeben, da ich, selbst im Geschäft, weiß wovon ich rede. Ich meinte nicht verbotene, sondern umstrittene Titel, bei denen man von Fall zu Fall abwägen muss, ob sich eine Neuauflage lohnt – dies lässt sich m. E. mit umstrittenen Schriften vergleichen. Einem Verlag deshalb den Vorwurf zu machen, er drücke sich um die Vergangenheit, ist einfach zu pauschal. – Aber das wäre vielleicht eher Stoff für eine private Diskussion.

Zur «Tannenberg»: Mir gefällt die Schrift persönlich auch nicht – ich bin aber auch der Meinung, dass sie nicht ‹an sich› etwas Martialisches hat. Die Frage wäre also, ob man solche Schriften wieder ohne falsche Scheu in der Werbung etc. einsetzen sollte, bis sie sozusagen den Ruch des Faschismus verlieren, oder ob man umgekehrt dafür plädieren sollte, sie nur mit Bedacht und unter Verweis auf ihren Missbrauch einzusetzen…

Ja, selbstverständlich kann ich Leute wie Dich akzeptieren, die Typographie und Geschichte trennen. Wobei ich das mit dem "Eigentor" logisch nicht so ganz nachvollziehen kann. Sowohl Italiener als auch Schweizer (wie auch alle anderen Nationalitäten, die ich bereits angeführt hatte) haben ihren eigenen Patriotismus und Nationalismus. Das empfinde ich auch nur als natürlich. Also laß mir meinen, ich laß Dir Deinen. Bei einer Erziehung, auch bei einer Umerziehung, gibt es übrigens immer zwei involvierte Parteien: Die, die umerzogen werden und die, die umerziehen. Wird man selbst nicht umerzogen, gehört man entweder zu den Umerziehern oder aber zur zuschauenden Menge, die die Umerziehung erkennt und akzeptiert. "Weil's halt nötig war."

Ja, leider führt dieser Punkt zu weit vom Thema hier weg. Ich bleibe dennoch bei meiner These. Und ich kann das auch belegen.

Die Tannenberg ist kein Produkt des Faschismus, sondern des Nationalsozialismus. Indem Du diese Begriffe gleichsetzt, adelst Du den Nationalsozialismus - sicher ungewollt. Es gehört natürlich auch zum üblichen Sprachgebraucht der Linken, vom Faschismus zu sprechen, ohne zu differenzieren.

Persönlich würde ich die Tannenberg für meine Drucksachen nicht einsetzen. Ich habe halt überhaupt keinen Bedarf an einem solchen Schrift-Charakter. Aber ich würde für mich auch keine Lithographia einsetzen. Aber wer ein Produkt hat, das zu diesem martialischen Charakter paßt.. wie wäre es mit einem Einsatz bei der Werbe-Anzeige für den neuen Leopard-Panzer der Bundeswehr? (Achtung, Fangfrage.. soll nur ein Scherz sein :-)

Ich könnte das Preußische Bleisatz-Magazin umbenennen..

In Deutsches Bleisatz-Magazin. Und das in der Koch-Fraktur,

so wie jetzt. Das käme gut.

Wäre kein großer Unterschied?

Wieso?

:-)

Georg

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Niklaus

Jetzt muss ich doch noch etwas pingelig werden (und dann lass ich’s auch gut sein):

>> Ja, selbstverständlich kann ich Leute wie Dich akzeptieren, die Typographie und Geschichte trennen.

Habe ich nie gesagt: Ich trenne Typographie und Patriotismus, habe aber großes Interesse an der Geschichte (der Schriften)

>> Wobei ich das mit dem "Eigentor" logisch nicht so ganz nachvollziehen kann. Sowohl Italiener als auch Schweizer (wie auch alle anderen Nationalitäten, die ich bereits angeführt hatte) haben ihren eigenen Patriotismus und Nationalismus.

Du hattest mir (und den anderen) vorgeworfen, wir reagierten, als umerzogene Deutsche, reflexartig abwehrend gegen preußische Symbole. Ich hatte Dich darauf aufmerksam gemacht, dass ich die Kombination merkwürdig finde – genauso fände ich ein «Thüringer» oder «Westschweizer» «Bleisatz-Magazin» etwas komisch, vor allem wenn der Hersteller ständig auf seine Thüringer oder Westschweizer oder was auch immer Herkunft pochen würde. Da deshalb Dein Vorwurf nicht zutrifft, sprach im von einem Eigentor.

>> Die Tannenberg ist kein Produkt des Faschismus, sondern des Nationalsozialismus. Indem Du diese Begriffe gleichsetzt, adelst Du den Nationalsozialismus - sicher ungewollt. Es gehört natürlich auch zum üblichen Sprachgebraucht der Linken, vom Faschismus zu sprechen, ohne zu differenzieren.

Natürlich ist die «Tannenberg» ein Produkt des Nationalsozialismus (und lassen wir doch die alten Hüte vom ‹Sprachgebrauch der Linken›, wir sind nicht mehr in den Siebzigerjahren): Ich meinte, dass die Schrift – etwa in Italien! – mit Faschismus assoziiert wird.

>> Ich könnte das Preußische Bleisatz-Magazin umbenennen..

In Deutsches Bleisatz-Magazin. Und das in der Koch-Fraktur,

so wie jetzt. Das käme gut.

Mir geht es ja nur darum, dass ich es irgendwie schade finde, dass eine so einmalige Sammlung durch den eigenartigen Titel zu Missverständnissen führt. Aber wenn Du solche Diskussionen damit auslösen willst und produktiv provozieren möchtest, dann würde ich den Titel behalten. Ich werde jedenfalls ab sofort nur noch über Schriften sprechen.

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Finanzwirt

Meiner Meinung nach wurde die Tannenberg nicht aus politischen Gründen geschaffen.

Vielmehr paßten die deutschen Schriften in den 1920er 1930er Jahren nicht mehr zu dem damaligen Stil der "neuen Sachlichkeit". Die Schriftschöpfer versuchten daher, durch schlichte Formgebungen die gebrochen Schriften dem Zeitgeschmack anzupassen. Zeitgleich entstanden entsprechende Antiquaschriften, z. B. die "Helvetica".

Daher gibt es m.E. keinen Grund, in die Formen der gebrochenen Grotesk-

schriften nachträglich nationalsozialistisches Gedankengut hineinzulesen.

Dies müßte dann ja konsequenterweise auch in der "Helvetica" und anderen während dieser Zeit entstandenen Antiquaschriften enthalten sein.

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Niklaus

Die Erklärung scheint mir sehr plausibel: Überhaupt wurden ja in NS-Drucksachen gleichermaßen ‹neusachliche› Fraktur und Antiqua wild durcheinander verwendet. – Das Problem bleibt aber bestehen: Gewisse Frakturschriften werden nun einmal mit Faschismus oder Nationalsozialismus assoziiert, auch wenn das historisch nicht begründbar ist. Wie Dan weiter oben sinngemäß sagte: Eine ‹Rehabilitierung› lohnt sich wohl nur dann, wenn die Schrift wirklich außergewöhnlich gut ist – und dies ist bei der «Tannenberg» wohl nicht unbedingt der Fall.

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Bleisetzer
Meiner Meinung nach wurde die Tannenberg nicht aus politischen Gründen geschaffen.

Vielmehr paßten die deutschen Schriften in den 1920er 1930er Jahren nicht mehr zu dem damaligen Stil der "neuen Sachlichkeit". Die Schriftschöpfer versuchten daher, durch schlichte Formgebungen die gebrochen Schriften dem Zeitgeschmack anzupassen. Zeitgleich entstanden entsprechende Antiquaschriften, z. B. die "Helvetica".

Daher gibt es m.E. keinen Grund, in die Formen der gebrochenen Grotesk-

schriften nachträglich nationalsozialistisches Gedankengut hineinzulesen.

Dies müßte dann ja konsequenterweise auch in der "Helvetica" und anderen während dieser Zeit entstandenen Antiquaschriften enthalten sein.

Ich wäre sehr froh, wenn sich das belegen ließe.

Ich verehre die Schriften eines Paul Renner (der auch eine dieser "neu-gotischen" Schriften entwarf) und ich habe sehr engen Kontakt zu Schriften-Service Stempel, dem Nachfolge-Unternehmen der D.Stempel AG. Denen gehören sehr sehr viele Matrizen. Sie gießen heute noch und ich verkaufe neue Bleisatz-Schriften für sie.

Du kennst die Schrift National?

Davon habe ich eine ganze Reihe Schnitte.

Und durch Zufall bekam ich irgendwann ein original Schriftmuster-Heft der Schriftguß A.-G. in die Hände, die offensichtlich neben Ludwig & Mayer, wo diese Schrift gegossen wurde, den Vertrieb mit organisierte. Das darin befindliche Zettelchen hat mich dann recht nachdenklich gestimmt - siehe Abbildung.

Vermutlich war die Einstellung der Schriftenschöpfer und -gießer die gleiche wie in der Gesamtbevölkerung: Es gab viele Mitläufer und nur sehr wenige, die Widerstand geleistet haben. Daraus kann zumindest ich niemandem einen Vorwurf machen. Weiß ich ja nicht, ob ich selbst den Mut gehabt hätte, z.B. als nationaler Rechter in enger Zusammenarbeit mit Gewerkschaftsfunktionären eine Widerstandsgruppe zu bilden. Ich bezweifle das eher.

Georg

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