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Was soll Typographie kosten?

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Norbert P

Was eine Schrift kosten sollte, weiß ich nicht.

Das müsste man vielleicht lieber mal diejenigen fragen, die sie vertreiben. Da gibt es oft ziemliche Unterschiede. Die ich nicht verstehe (wer will, kann ja mal ans Ende des Bertholdgate-Threads gucken).

Ich kann - als Anwender - höchstens so antworten: Ob ich glaube, mir einen Font leisten zu können, hängt für mich auch davon ab, wie haltbar er ist, also wie oft ich ihn in Zukunft einsetzen kann.

Für eine einmalige, ausgefallene Headline auf einem Cover mag ich vielleicht maximal 30 Euro ausgeben (1 Schnitt), denn das ganze Cover bringt oft nur ein paar hundert Euro ein, oft inklusive Illustration. Da sind dann 150,- oder mehr nicht drin. Einen Schnitt, den ich für die Überschriften eines ganzen Buches (auch hier vielleicht nur dieses eine Mal) verwende, bezahle ich ohne nachzudenken auch mit 50 Euro.

Haltbare Brotschriften, die man ja auch in mehreren Gewichten braucht, dürfen gerne mit 200, 300 Euro zu Buche schlagen (für die Kleinfamilie mit 6 bis 8 Schnitten).

Natürlich gibt es auch besonderes Schriften, die schon beim Entwerfen sichtbar viel Arbeit gemacht haben, und entsprechend was kosten. Da "leiste" ich mir dann eine Schrift aus Liebhaberei, die ich vom Kunden nicht wirklich bezahlt bekomme. Kann man aber nicht oft machen.

Und jetzt dürft Ihr mir gerne sagen, dass ich zu "billig" denke.

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Dan Reynolds

>Mir ist ja immer noch unklar, warum man so viele Schriften braucht.

Hierzu habe ich etwas schönes von den Erik S. gelernt. Er sagte bei der TypeCon 2005, als er von FontShop erzählte, dass jeder nur um die 50(?)* Fonts braucht. Aber jeder Designer will seine eigene 50 auswählen. Seine Liste wäre bestimmt anders als deine. Deswegen hat FontShop ca. 35.000 Fonts im Programm.

* Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob es tatsächlich 50 war. Vielleicht sagte er nur 10. Der Punkt wäre aber derselbe. Jeder Kunde kauft andere Schriften. Selbst wenn die populärste Fonts von fast jeder gekauft werden, gibt es immer Fonts, die den einen mehr ansprechen als den anderen.

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GRIOT

An Dan: Es kommt ja wohl eher darauf an, wofür die Schrift verwendet werden soll. Klar hat man Lieblingsschriften, aber leider passen die nicht immer. :-)

Zum Thema: Der Preis einer Schrift ist m.E. gar nicht ganz so wichtig. Entscheidend ist aber, daß ich dem Kunden die Schrift präsentieren (und der die ggfls. ablehnen) kann, ohne daß ich dafür vorher Hunderte von Euronen abdrücken mußte. Wenn der Kunde sich dann aber für diese Schrift entschieden hat, ist es doch egal, ob der Schnitt 20 oder 50 Euro kostet - das muß beim Gesamtaufwand für die Gestaltung einfach mit abfallen.

Kritischer wird’s natürlich, wenn ich für 50 Euro mal schnell ’n Flyer mache...

Aber das mache ich sowieso nicht.

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RobertMichael

bakterien und molekühle gehen mir am ar*** vorbei.

ich wollte dir damit nur sagen das es von allem auf der welt mehr gibt als eine handvoll und das ist auch gut so. für mich ist jede diskussion zum thema »wieviel schriften braucht der grafiker von heute« total unnütz.

weil es imemr drauf ankommt was man machen muss.

deine typografie ist vielleicht deshalb nicht langweilig weil du im großen und ganzen nichts wirklich 'neues' machst. ich will dich nicht angreifen aber wenn du ein erscheinungsbild für einen technologiekonzern, einen flyer für eine kinderparty und einen hausprospekt für einen architekten machen musst, dann reicht garamond eben nicht mehr.

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RobertMichael

Die Architektur müßte ich mir ansehen, um eine Schrift auszusuchen, aber eine aus meinem Bestand würde es freilich tun. Was soll denn das für ein Architekt sein, der eine eigene Schrift braucht?

es geht nicht um eine eigene schrift, es geht um eine schrift die zu ihm passt. bei papiersorten ist es das gleiche – bietest du jedem kunden das 08/15 weiße papier an oder darf es auch mal was besonderes sein. du kannst das nicht mit damals vergleichen. heute gibt es viel mehr unternehmen, jeder will sich irgendwie vom anderen abheben. mit schriften, bildern, papier und letztendlich gestaltung.

Plötzlich bestimmt ein laienhafter Kunde, welche Schrift er haben will? wieso bestimmt das der kunde? bei mir nicht, dort bestimme ich das. ich schreibe meinem klempner auch nicht vor welches rohr er anzubringen hat, das muss er selbst wissen (jajaja, ich immer mit meinen vergleichen)

auf der anderen seite gibt es eine menge leute die heute mit schriften geld verdienen, der markt ist also auch hier viel größer, klar das es dadurch schon mehr gibt.

aber ich merke schon, wir brauchen nicht diskutieren, du hast deinen standpunkt – ich hab meinen. wir drehen uns im kreis, dazu fehlt mir momentan die zeit.

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Wir haben über Jahrhunderte Meisterwerke hervorgebracht, in denen die meisten der Schriften, die zur Verfügung standen, nicht vorkamen. Plötzlich können die Typografen das nicht mehr?

Das man sich früher auf eine geringe Anzahl von Schriften beschränken musste, war keine freiwillige Entscheidung der Anwender und auch nicht der Schriftentwerfer. Ich habe das in einem anderen Thread schon geschrieben: Ich bin mir sicher die Meister von damals hätten gern unzählige andere Schriften mehr geschaffen - moderner, experimenteller, spezieller. Es war nur unmöglich da zu teuer. Heute ist das anders. Wir haben nicht mehr nur eine Handvoll Schriften, die möglichst vielen Aufgaben gerecht werden müssen. Wir können eine Schrift für nur einen Zweck wählen. Und das ist wunderbar.

Das oft zitierte Corporate Design, das heute jeder Bäcker haben will, muss sich in erster Linie mal durch sein Erscheinungsbild von der Konkurrenz abheben. Und wie ginge das besser, als mit einer individuellen Schrift?

Wenn früher auf einer Seite 30 Kleinanzeigen für Firmen aus nur 3 Schriften gesetzt wurden war das doch kein setzerisches Meisterwerk sondern eine bedauerliche Beschränktheit im Sinne der gestellten Aufgabe.

Ralf

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GRIOT
Die Architektur müßte ich mir ansehen, um eine Schrift auszusuchen, aber eine aus meinem Bestand würde es freilich tun. Was soll denn das für ein Architekt sein, der eine eigene Schrift braucht?

es geht nicht um eine eigene schrift, es geht um eine schrift die zu ihm passt.

Und dann geht’s ja irgendwie auch ein wenig darum, was der Kunde will. Das ist aber bei Archtikten einfach: Eine Freundin von mir hat sich mal bei den etwa 100 größten Architekturbüros Deutschlands beworben. Anhand der Antwortschreiben sah man gut die verwendete Hausschrift: nahezu alle hatten Futura, Avant Garde, Helvetica oder - die ganz abgefahrenen - die Rotis. Da kannste nix machen und reden wie ein Buch. Alles Dickschädel.

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Norbert P
Ich bin mir sicher die Meister von damals hätten gern unzählige andere Schriften mehr geschaffen

Die Altvorderen haben sich zwar auf wenige Schriften beschränkt, haben sich aber (dafür?) in den Initialen ausgetobt, war ja auch nicht so teuer. Und nicht erst um 1800.

Und natürlich kann man sich auf wenige klassische Schriften beschränken. Aber welche? Der Eine macht's mit Garamond, der Andere glaubt, dass es mit der Minion origeneller wird, der Dritte will Bembo, und der Vierte ist mehr der Barocktyp. Es gibt eben nicht mehr "die" Garamond, und vielen geht es dann eben auch um Nuancen.

Ich könnte mich übrigens prima auf eine Handvoll Schriften beschränken, zumindest in meinem Hauptbetätigungsfeld, dem Kinderbuch. Doch es gibt eben (bislang) noch nicht die eine gute Kinderbuchschrift, und so schwanke ich von Kompromiss zu Kompromiss, je nach Illustrationen, Altersgruppe, Thema und - ja - Kundenwunsch.

Fazit: Die "unsterblichen" Basisschriften dürfen auch was kosten. Vielleicht auch 500 oder 700 Euro für die Familie. Aber für ein kurzlebiges Projekt, das einen ganz bestimmten emotionalen Touch braucht (ein Massmarket-Pokerbuch-Cover geht eben nicht mit Futura oder Garamond) sind nur ein paar Euro über ...

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Markus Wäger
Zum Thema: Der Preis einer Schrift ist m.E. gar nicht ganz so wichtig. Entscheidend ist aber, daß ich dem Kunden die Schrift präsentieren (und der die ggfls. ablehnen) kann, ohne daß ich dafür vorher Hunderte von Euronen abdrücken mußte. Wenn der Kunde sich dann aber für diese Schrift entschieden hat, ist es doch egal, ob der Schnitt 20 oder 50 Euro kostet - das muß beim Gesamtaufwand für die Gestaltung einfach mit abfallen.

Kritischer wird’s natürlich, wenn ich für 50 Euro mal schnell ’n Flyer mache...

Aber das mache ich sowieso nicht.

Welch wahre Worte. Wenn ich einen Entwurf für einen Prospekt mache, dann kann ich dem Kunden kein ausgedrucktes PDF-Muster eines Schriftenverlages vorlegen und sagen, diese Schrift würde ich gerne für deinen Prospekt nehmen. Man muss meist schon ein fast fertiges Layout mit möglichst perfekten Fotos in den möglichst 100% korrekten Farben in der richtigen Schrift zeigen (manche Anfragenden verlangen das bereits gemeinsam mit der Offerte; aber das ist ein anderes Thema).

Übrigens bin ich erst in den letzten Monaten zum Eindruck gelangt, dass sich die besagten 50 Euro schon beim kleinsten Folder rechnen können; denn gerade in diesem Fall darf man eine kurzlebige, trendige Schrift verwenden die der Gestaltung Charakter verleiht — dadurch erhält man eine Abkürzung der Gestaltung die locker eine Stunde ausmachen kann und wo der Kunde sagt »Boa, eh! Toll!«

Zum Thema Schrifteneinfalt oder -vielfalt (bitte das Wortspiel nicht auf die Waagschale legen — fand’s nur witzig): Man darf nicht vergessen, dass unterschiedliche Anwender unterschiedliche Anforderungen an ihren Schriftenkoffer haben. Ich bewundere die Leute die immer über den letzten Schrei bescheid wissen und mit heißen Typen cooles Design machen (auch wenn die typografische Tradition nicht in jedem Detail streng eingehalten wird) ebenso, wie jene Künstler die ein Leben lang mit einer Hand voll Schriften Gestaltung bis zum Detail in Perfektion betreiben.

Ich bin schon auf unterschiedlichen Wegen ans gleiche Ziel gefahren und alle konnten schön sein — ich persönlich kenne keine richtigen und falschen Wege.

Liebe Grüße. Markus.

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Niklaus

Auf die Gefahr hin, dass ich jetzt Paul Renner wieder zurück ins Deutsche übertrage:

«Auch Drucker in Deutschland – und nicht nur die, die [nach dem 2. WK wohl] ihr Geschäft wiederaufbauen müssen – sollten mehr in die Richtung denken, dass sie nicht vieler verschiedener Schriftarten bedürfen, um gute Typographie zu erzeugen, sondern nur eine einzige – diese aber in allen Größen, sowie mit Kursive und Kapitälchen. Eine klare, neutrale [‹unpersönliche‹], aber durch und durch leserliche [Renaissance-]Antiqua, statt originellen Künstler-Schriftarten. Dazu vielleicht noch eine unkomplizierte frische Antiqua. Ferner, als dritte Schriftart, insbesondere für den Akzidenzdruck: [Achtung Schleichwerbung:] FUTURA.»

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Niklaus

[nostalgische Schweizer Off-Bemerkung]Vielen Dank – welches Schweizer Kind wäre nicht mit diesen famosen Caran d’Ache-Stiften aufgewachsen? Wobei wir sie immer «FCB-Stifte» nannten – nach den Farben des FC Basel.[/nostalgische Schweizer Off-Bemerkung]

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"German printers - and not only those who must reconstruct their business - should be thinking more along the lines that, in order to do good typography, they don't need many typefaces, only a single one, but in all sizes and also with italic and small capitals. Instead of original artist-typefaces, a clear, impersonal, but thoroughly legible (leserliche) old-face roman. Plus perhaps an unfussy modern-face roman. Then, as a third typeface, particularly for jobbing setting, Futura."

sagte der 69 Jahre alte Paul Renner anno 1947 in einem Interview (zitiert nach Burke).

Sehr schönes Zitat. Und natürlich der Zeit geschuldet. Die visuelle Kommunikation ist heute international und wesentlich vielschichtiger. Da kann man doch nicht ernsthaft behaupten, mit einer Futura auszukommen.

Aber um mal etwas aus der Kontra-Ecke herauszukommen. Ich will ja gar nicht behaupten, man könne nicht mit einer handvoll Schriften gute Typografie machen. (Und wer viele Schriften einsetzt macht es natürlich nicht automatisch besser.)

Wenn ich mal zähle, welche Fonts ich bisher im Auftrag der Kundschaft eingesetzt habe, kommen da wahrscheinlich auch gar nicht soviele dabei raus.

Aber: Ich reagiere allergisch darauf, dass man diesen alten Spruch, man bräuchte nur eine Handvoll von Schriften, im Jahre 2006 noch als eine goldene Regel aufstellt oder gar den Berufsanfängern mit auf den Weg gibt. Mit einer Handvoll Schriften kann man gutes maches, aber auf keinen Fall optimales. Nicht im heutigen, professionellen Grafikdesign.

Ralf

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