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Die Schriftmuster der Welt in einer Datenbank …

Was soll Typographie kosten?

Empfohlene Beiträge

Niklaus
Hierzu habe ich etwas schönes von den Erik S. gelernt. Er sagte bei der TypeCon 2005, als er von FontShop erzählte, dass jeder nur um die 50(?)* Fonts braucht. Aber jeder Designer will seine eigene 50 auswählen. Seine Liste wäre bestimmt anders als deine. Deswegen hat FontShop ca. 35.000 Fonts im Programm.

Das finde ich von Meister S. sehr weise formuliert. Hat mir eingeleuchtet.

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Poms

Um meine Auswahl an n-Schriften" zu ermitteln, muss ich aber mindestens das n-fache kennen. Und dies nicht anhand eines Typesetters oder eines PDF. Ich muss mit diesen Schriften schon gearbeitet haben, um einen neuen Favoriten feststellen zu können -> also brauchts wieder viel, viel mehr im Schriftenköfferchen...

für "n" bitte eine Zahl einsetzen.

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Thierry Blancpain
Ich will ja gar nicht behaupten, man könne nicht mit einer handvoll Schriften gute Typografie machen. (Und wer viele Schriften einsetzt macht es natürlich nicht automatisch besser.)

das ist auch meine sicht. ich denke man kann die bedingungen von akzidenz-druck wie schweizerdegen es betreibt und die arbeit eines "modernen" grafikers (entschuldige mir bitte den ausdruckt) für viele verschiedene kunden, für einzelne CDs (auch für den bäcker, auch wenn man es da sicher anders nennen kann) und gerade auch im bereich eventmarketing, in dem ich zwei kunden habe - flyer, plakate, etc. - nicht so direkt vergleichen.

beides hat seine berechtigung, beides erfordert können und fleiss; eine wertung ist aus meiner sicht gar nicht nötig.

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Bleisetzer

Guten Abend,

Euer Thema lautet "Was sollte Typographie kosten?"

Ihr diskutiert das am Beispiel der Schriften-Angebote.

Die Frage gehört eindeutig in den Bereich der Ökonomie.

Ihr beginnt (Schweizerdegen) mit: "Preise haben eine moralische, psychologische und wirtschaftliche Dimension."

Anschließend diskutiert Ihr, wieviele Schriften sinnvoll sind.

Ich mache hier einen Strich ->

__________________________________________________

Denn mein Beitrag beschreibt die Situation aus Sicht der Ökonomie. Denn nur um die allein geht es. Einen moralischen, psychologischen oder anderweitigen Unteraspekt mag es geben - den Vertrieb unterstützend oder sich aus dessen Logik ergebend. Alles ist Sales.

Viele Schriften gibt es aus nur einem Grund:

Weil es die Nachfrage danach gibt.

Weil er weiß, daß eine Machbarkeit besteht, will ein Jeder genau die Schrift, die ihm gefällt. Wobei "ein Jeder" der Endkunde ist, keinesfalls der typographische Fachmann. Dieser ist der Dienstleister, der dem Kunden gegen Entgelt seine Wünsche erfüllt. Kann er das mit der bestehenden Schrift nicht, kauft er eine, die dem Kunden gefällt. Sie kostet ja auch nicht die Welt.

Die Schriften wiederum sind so billig, weil sie als digitalisierte Files leicht herzustellen sind und als Massenware weltweit vermarktet werden. Würden die Schriften ein Zehnfaches oder Dreißigfaches kosten, würden sehr viel weniger davon verkauft werden. Mag sein, daß dadurch die typographische Qualität der Publikationen sogar steigen würde, aber darum geht es nicht. Es geht um Umsatz.

Vertrieb ist ein pschologisches Mittel, einem jeden potentiellen Interessenten genau sein individuelles Sales Argument an die Hand zu geben, über das er, der Interessent, zum Käufer, also zum Kunden wird.

Einer Agentur wird ein Vertriebler klar machen, daß sie einen Schriftenbestand von vielen tausend Schriften unbedingt benötigt - zum Beispiel schon allein aus Repräsentationsgründen. "Haben Sie schon gehört, daß Ihr Mitbewerber seinen Bestand gerade um über 1.500 Schriften aufgestockt hat?". Gleiches funktioniert auf Ebene der Freien Graphiker. Wer von Euch könnte nicht auf Anhieb ein Dutzend Schriften nennen, "die man in diesem Gewerbe einfach haben muß?

Niemand kann niemandem einen Vorwurf machen. Der Vertriebler nutzt sein verkäuferisches Geschick. Das ist sein Beruf. Die Agentur, der Freie Graphiker - sie alle haben recht mit ihrem Motiv für die Kaufentscheidung.

Man muß verstehen, daß es das System an sich ist, aus dem niemand von uns herauskann. Der Mensch ist so konstruiert. Ich höre immer einmal wieder von Leuten "Ich lasse mich nicht von Werbung beeinflussen." Das stimmt nicht. Dazu funktioniert das viel zu suggestiv und auf Kleinhirn-Ebene. Wir reagieren mit unserem Instinkt "Haben wollen". Oder halt mit "Auch haben wollen." Und der Vertriebler befriedigt diese Nachfrage.

Das irrwitzige dabei: Es gibt keine Alternative. Denn würde morgen die typographische Welt sich mit einem BÄNG ändern und alle Typographen kämen mit, sagen wir, zwölf Grundschriften in jeweils den zusätzlichen Variationen bold, italic und das ganze noch als demibold aus, was würde passieren? Der Markt würde zusammenbrechen. Nicht nur der der Font-Verkäufe. Sondern auch der des Graphischen Gewerbes. Die Arbeiten würden gehaltvoller werden - und teurer. Ergo würde es nicht mehr so viele Aufträge geben. Wir wissen doch alle, wieviel Papier mit Bedrucktem heutzutage produziert wird, das nie gelesen werden wird. Das wäre dann vorbei. Denn es wäre zu teuer, diesen Papiermüll zu produzieren. Vordergründig positiv - aber wieder bricht ein Markt ein.

Fazit:

Das Thema Gewinnmaximierung auch hier.

Eine Spirale, die sich immer enger und immer schneller drehen muß - so sonst kämen die verlangten permanenten Steigerungen her? Nun, und wenn wir einmal gedanklich der Spur der sich immer enger spiralenden Spirale folgen, kommen wir irgendwann - zum Ende der Spirale. Und das ist dann die Singularität. Dann bricht alles zusammen.

So funktioniert unsere Welt, die wir selbst zu Tode reiten.

Und im Markt der Typographie ist es dasselbe. Warum sollte es anders sein.

Georg

Vertriebler

Ich bin einer von denen, die jedem von Euch ganz individuell sein eigenes Sales Argument liefern. Damit ich das bekomme, was ich haben möchte: Euer Geld.

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Ich höre immer einmal wieder von Leuten "Ich lasse mich nicht von Werbung beeinflussen." Das stimmt nicht. Dazu funktioniert das viel zu suggestiv und auf Kleinhirn-Ebene. Wir reagieren mit unserem Instinkt "Haben wollen".

Völlig richtig!

Denn würde morgen die typographische Welt sich mit einem BÄNG ändern und alle Typographen kämen mit, sagen wir, zwölf Grundschriften in jeweils den zusätzlichen Variationen bold, italic und das ganze noch als demibold aus, was würde passieren? Der Markt würde zusammenbrechen. Nicht nur der der Font-Verkäufe. Sondern auch der des Graphischen Gewerbes. Die Arbeiten würden gehaltvoller werden

Das verstehe ich nicht. Wieso führt eine Beschränkung auf ein Dutzend Schriften automatisch zu »gehaltvolleren Arbeiten«. Wie definierst du diesen Gehalt?

Mit deinem gern verwendeten Begriff der »Gewinnmaximierung« hast du auf Seiten der Schriftverkäufer natürlich Recht. Auf Seiten der Schriftentwerfer sieht das anders aus. Da die Herstellung digitaler Schriften praktisch nichts mehr kostet, kann sich heut jeder darin ausprobieren. Ein großer Teil der Schriften entsteht dabei bereits mit der Annahme, dass die eventuall anfallenden Einnahmen niemals den Aufwand (also einen angenommenen Stundensatz bei der Erstellung) decken werden. Ich wäre deshalb vorsichtig damit, zu behaupten, dass die Gewinnmaximierung hier alleiniger Motor der vorherrschenden Schriftvielfalt ist.

Ralf

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Bleisetzer
Das verstehe ich nicht. Wieso führt eine Beschränkung auf ein Dutzend Schriften automatisch zu »gehaltvolleren Arbeiten«. Wie definierst du diesen Gehalt?

Das ist eine einfache liberalistische These:

Gäbe es weniger Schriften, gäbe es weniger Auswahl.

Die Auslese, welche Schrift überhaupt als Angebot auf den Markt käme, wäre härter. Nur die erfolgversprechendsten Schrift-Entwürfe würden sich durchsetzen.

Gleiches gilt für den Gehalt der typographischen Arbeiten:

Gäbe es grundsätzlich weniger Schriften, so müßten sich die Kreativen des Graphischen Gewerbes phantasievoller anstrengen, um sich nun eben nicht durch eine neue Schrift, sondern durch eine z.B. ungewöhnliche Anwendung einer bestehenden Schrift oder aber durch eine ungewöhnliche Gestaltung selbst durchsetzen. Auch hier ein natürliches Auslese-Verfahren, wie es halt dem Liberalismus und der Ökonomie entspricht.

Mit deinem gern verwendeten Begriff der »Gewinnmaximierung« hast du auf Seiten der Schriftverkäufer natürlich Recht. Auf Seiten der Schriftentwerfer sieht das anders aus. Da die Herstellung digitaler Schriften praktisch nichts mehr kostet, kann sich heut jeder darin ausprobieren. Ein großer Teil der Schriften entsteht dabei bereits mit der Annahme, dass die eventuall anfallenden Einnahmen niemals den Aufwand (also einen angenommenen Stundensatz bei der Erstellung) decken werden. Ich wäre deshalb vorsichtig damit, zu behaupten, dass die Gewinnmaximierung hier alleiniger Motor der vorherrschenden Schriftvielfalt ist.

Ralf

Ich verwende den Begriff "Gewinnmaximierung" vielleicht häufig, aber nicht gern. Schon gar nicht befürworte ich dieses Prinzip. Das ich ihn oft erwähne, liegt allein daran, daß diesre Begriff zum Grundprinzip so gut wie aller unserer Lebensprinzipien geworden ist. Was ich bedauere.

Es freut mich wirklich und ich glaube es auch, daß ein Schriftentwerfer nicht vorrangig am Profit interessiert ist. Also nicht konkret eine Schrift entwickelt, weil er sich davon herausragenden Profit verspricht.

Das hatte ich aber auch überhaupt nicht gemeint.

Gemeint war: In diesem von mir so beschriebenen System der Ökonomie und der Gewinnmaximierung ist beileibe nicht jeder auch einer der Profiteure dieses Prinzips. Die Schriftentwickler sicher nicht. Schon gar nicht nach der von Dir jetzt gegebenen Definition. Die Schriftentwickler sind nur Werkzeuge, die das System am Leben halten. Genau wie die Gestalter, die tausende von Schriften kaufen. Das System ist - scheinbar ein Perpetuum Mobile. Es genügt sich - scheinbar - selbst.

Wenn Du "klassisch" denkst, dann sieh halt Schriftenentwerfer und auch -gestalter als Ausgebeutete im Marx'schen Sinne. Wobei das zu kurz greift. Denn es ist längst nicht (mehr) so, daß es Unterdrücker und Unterdrückte gibt. Das System an sich ist es, die den Druck erzeugt.

Und von "scheinbar" spreche ich, weil sich das System ja immer schneller reproduzieren muß, Gewinn maximieren muß, um überhaupt weiter zu existieren. Und daß das nicht auf ewig gut geht.. naja, das müßte eigentlich jedes Kind begreifen. Das eigenartige ist: So ist es wohl auch - wir begreifen es alle. Nur können wir es wohl gar nicht mehr ändern.

Somit bleibt, daß ein jeder sich eine kleine Nische sucht, in der er sich seine eigenen Ideale (Schriftentwickler) und kreative Anwendung (Schriftgestalter) basteln kann. Um nicht völlig desillusioniert zu werden. Und das gilt auch für Schriftverkäufer und jeden anderen, der im System mitwirkt. Natürlich auch für mich. Und es macht mich nicht glücklich. Aber es ist, wie es ist.

Georg

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GRIOT

"Nur die erfolgversprechendsten Schrift-Entwürfe würden sich durchsetzen."

Nur gute Produkte würden sich auf einem beschränkten Markt durchsetzen? Sehr idealistisch gedacht. Wie hoch ist der Marktanteil des Windows-Betriebssystems? ;-)

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Bleisetzer
"Nur die erfolgversprechendsten Schrift-Entwürfe würden sich durchsetzen."

Nur gute Produkte würden sich auf einem beschränkten Markt durchsetzen? Sehr idealistisch gedacht. Wie hoch ist der Marktanteil des Windows-Betriebssystems? ;-)

Es ist nicht möglich, einerseits im Konjunktiv aufzuzeigen, "was wäre wenn.." und dies dann gleich danach im Indikativ mit dem, was ist, in Bezug zu setzen. Die Frage war: "Wieso führt eine Beschränkung auf ein Dutzend Schriften automatisch zu »gehaltvolleren Arbeiten«. Wie definierst du diesen Gehalt?"

Aber gut, bleiben wir bei Deinem Beispiel:

Ich habe einmal gelesen, daß die Computer, mit denen die NASA die Mondlandung vollbracht hat, das Leistungsvermögen eines 386er PC hatten. Der Vergleich sollte zeigen, was für Rechnerkapazitäten und -fähigkeiten ein heutiger PC auch mit Standard-Ausrüstung hat.

Da ist doch das Beispiel aus dem Schriftenmarkt übertragbar:

Wer braucht denn wirklich solche Rechner? Im Grunde genommen niemand. Dennoch werden sie genau mit diesem Argument verkauft. Wie war das? Alle zwei(?) Jahre verdoppelt sich die Prozessorgeschwindigkeit? Was für einen Festplatten-Speicher hat heutzutage ein gängiger PC? 40 Gigabyte? Niemand macht auch nur im Ansatz klar, wieviele Daten man darauf speichern kann. Das ist auch überflüssig, weil es darum gar nicht geht. Man braucht das sowieso nicht. Es wird gemacht, weil es den Vertrieb pushed.

Wir produzieren längst nicht mehr, weil es ein echtes Bedürfnis für eine Ware gibt. Wir produzieren, um mehr zu verkaufen als im vorigen Quartal. Weil die Großen Aktiengesellschaften sind und die Quartalszahlen ein Wachstum nachweisen müssen. Weil sonst der Aktienwert an der Börse sinkt. Und wenn der deutlich sinkt, haben wir Krisen in der Welt. Und zwar tatsächliche, keine virtuellen. Diese Krisen betreffen dann uns alle existentiell und nicht nur Aktionäre wie z.B. 1928. Also müssen mehr PC verkauft werden, egal wie. Neue Absatz-Märkte werden geschaffen, Bedürfnisse künstlich geweckt. Und so gelingt es innerhalb kürzester Zeit, ein Unternehmen wie Jamba, das Klingeltöne und andere Gimmicks für's Handy produziert, zu höherem Wert zu bringen als es z.B. ein Stahl-Unternehmen, das seit mehr als 100 Jahren Stahl produziert und weltweit exportiert. Ein völliges Paradoxon.

Und ähnlich ist es doch mit den Schriften:

Millionen Menschen "gestalten" mit unprofessionellen Free Fonts ihre privaten und geschäftlichen Drucksachen. Und das sind keine dummen Menschen. Sie wissen es nicht besser und sie wollen es auch gar nicht besser wissen. Was sie an kostenlosen Fonts erhalten, reicht ihnen. Also müssen Qualitäts-Foundries die Preise senken. Und somit bezahlte ich für einen Schnitt der ITC Kabel, ich glaube, 25 EUR. Ich hätte den Font sogar für 21 EUR oder so bekommen. Wollte aber bei einer deutschen Firma kaufen, also bei Linotype. (Ja,ja, ich weiß, wem Linotype gehört. Aber immer noch hat Linotype einen Sitz in Frankfurt und beschäftigt dort Mitarbeiter aus Deutschland. Das ist für mich Grund genug, dort zu kaufen.).

25 Euro für einen Schnitt der Kabel. Wie hoch ist die Marge der Foundry? Laß sagen 60%, nur mal zum Rechnen. Also haben sie 15 Euro verdient. Ein Mitarbeiter mit einem durchschnittlichen Gehalt dürfte inkl. Lohnnebenkosten ca. 4.500 EUR kosten. Also muß Linotype 300 Einzel-Lizenzen im Monat verkaufen, um eine Mitarbeiter zu finanzieren. Joh. Und was bleibt da anderes, als den Vertrieb nach vorn zu pushen? Mit neuen Schriften oder, wie ich irgendwo las, mit Schriften in einem neuen Format, zu denen alte Fonts wegen wohl neuer Anwendungssoftware nicht mehr ohne weiteres kompatibel sind.

Das Prinzip ist ab einem abstrahierten Punkt in allen Märkten gleich. Egal, ob es sich um Schriftenfonts, Wurstwaren oder Telefonminuten handelt. Vertrieb funktioniert immer gleich. Und es geht immer nur und ausschließlich darum, mehr zu verkaufen als zuvor.

Georg

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GRIOT

Darauf antworte ich Dir mit einem ganz entschiedenen Jein.

Der Ansatz Deiner Gedanken ist sicherlich richtig, die Beispiele aber schlecht gewählt. Mag sein, daß in der Rakete ein Computer steckte, der heute einem 386er entsprechen würde. Aber die Ergebnisse dieser Forschungsreise wurden definitiv von Computern ganz anderer Größenordnung verarbeitet. Supercomputer gabs damals auch schon.

Der Gigahertz-Wahn beschränkt sich eigentlich nur auf dem Home-Computer-Markt. Also bei Leuten, die es nicht besser wissen. Macs zum Beispiel haben gar nicht so hohe Taktraten aufzuweisen, dafür aber eine passende Architektur, um die vorhandene Taktrate auch wirklich nutzen zu können.

Ich habe hier – als auf den Tourismusmarkt spezalisierter Bild- und Texteverschieber – etwa 40.000 Scans von Fotos auf Festplatte. Meine Festplattenkapazität rechne ich nicht mehr in GB, sondern in Terabyte.

In einem gebe ich Dir recht: vor etwa fünfzehn Jahren hatte mein Rechner ein 40MB-Festplatte und gigantische 4MB Arbeitsspeicher. Bei diesem Know How wäre niemand auf die Idee gekommen, einen kompletten Messestand in Photoshop zu gestalten. Heute dagegen ...

Die Ansprüche wachsen mit den technischen Möglichkeiten. Aber etwas Negatives kann ich dabei nicht entdecken.

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Nur die erfolgversprechendsten Schrift-Entwürfe würden sich durchsetzen.

Richtig. Genau diesen Satz schrieb ich letztens in einem anderen Beitrag über die alten Bleisatz-Zeiten. Gott sei Dank ist es eben nicht mehr so und heute können auch Schriften entwickelt werden, die jenseits des Erfolg versprechenden Mainstream liegen.

Gäbe es grundsätzlich weniger Schriften, so müßten sich die Kreativen des Graphischen Gewerbes phantasievoller anstrengen, um sich nun eben nicht durch eine neue Schrift, sondern durch eine z.B. ungewöhnliche Anwendung einer bestehenden Schrift oder aber durch eine ungewöhnliche Gestaltung selbst durchsetzen.

Ich verstehe die Aussage. Aber das klingt irgendwie nach einem leidigen "früher war alles besser". Die Fotografie musste sich auch einmal auf Schwarz-Weiß beschränken und hat damit natürlich phantastische Ergebnisse produziert. Aber will deshalb heute noch jeder Fotograf auf alle Farbnuances verzichten? Nein! Er kann es tun, wenn der Aufgabe angemessen ist, aber er hat trotzdem die gesamte Palette zur Verfügung, wenn er möchte.

Nicht anders ist es mit Schriften. Sie sind ein Werkzeug des Grafikers/Setzers. Wenn ich für die gestellte Aufgabe nicht das richtige Werkzeug im Kasten habe, kann ich sie nicht optimal erfüllen.

Ein Standard-Satz wird mir über die Runden helfen, aber manchmal braucht es eben Spezialwerkzeug. Und heute gibt es das in allen erdendlichen Formen und Varianten. Daran kann doch nichts schlechtes sein? Nur weil es heute auch lausige Werbezettel und Einladungskarten mit grauenhafter Typo gibt, braucht man nicht gleich den großen typografischen Werteverfall heraufbeschwören.

Macs zum Beispiel haben gar nicht so hohe Taktraten aufzuweisen, dafür aber eine passende Architektur, um die vorhandene Taktrate auch wirklich nutzen zu können.

Achja, das schöne alte Marketing-Märchen von Apple. Schön, dass man dagegen nicht mehr ankämpfen muss, da Apple ja nun selbst voller Stolz berichtet, wieviele schneller die Intel-Chips gegenüber den eigenen G-irgendwas-Chips sind. Ironie des Schicksals nennt man sowas wohl.

Ralf

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Bleisetzer

@ GRIOT, Ralf - An Euch beide

Leider disktuieren wir aneinander vorbei.

Griot: Du hängst Dich an einem von mir willkürlich gewählten Beispiel mit der von mir gezeigten Entwicklung im Computerbereich auf.

Ralf: Ganz symptomatisch dafür, was ich überhaupt nicht meine, ist Dein Satz "Ich verstehe die Aussage. Aber das klingt irgendwie nach einem leidigen "früher war alles besser"."

Ich liebe den Bleisatz. Er macht mir Freude. Aber das ist für mich hier und jetzt gar nicht das Thema. Ich verkaufe mit dem Bleisatz zwar Emotionen, u.a. Nostalgie, aber das ist Vertrieb. Genau wie die bewußte Wahl der Koch-Fraktur und dem Namen "Preußisches Bleisatz-Magazin". Das polarisiert, schafft Aufmerksamkeit. Baut das Image auf (Definition auf http://www.slanded.de): skurril, aber sympathisch. Fein. So verkauft es sich sehr gut. Blättert, falls vorhanden, mal in der neuen Ausgabe des Deutschen Drucker, Rubrik Service. Alles bunt, keine Anzeige wirkt sonderlich individuell. Oben rechts am besten Platz springt Euch dann mein Koch-Fraktur-Schriftzug ins Auge.

So, das war's zum Thema "früher war alles besser".

Es geht mir nicht um früher. Es geht mir um heute. Und um morgen. Meine Prognose: Ich wurschtel mich inkl. Familie noch durch. Meine Kinder werden sich was alternatives suchen müssen. Gut möglich, daß das im Ausland sein wird. Allerdings ist für mich noch wahrscheinlicher, daß es dort wegen der globalen Logik genau so zum Knall kommt wie hier.

Mir kommt das Heute vor, als würden wir mitten in der Nacht bei unglaublich guter Musik auf der Klippe am Abgrund tanzen. Wir sehen den Rand der Klippe, wir wissen auch, was passiert, wenn wir dort abstürzen. Aber wir tanzen weiter. Als hätten wir gutes Dope geraucht.

"...heute können auch Schriften entwickelt werden, die jenseits des Erfolg versprechenden Mainstream liegen."

Falsch. Richtig ist: Heute können auch Schriften entwickelt werden, die jenseits des Erfolges im lokalen Mainstream liegen. Das wäre richtig. Schau: Der Arbeitsaufwand (irgendwer schrieb etwas von 160 Stunden?) ist doch der gleiche. Für den Käufer ist es billiger. Er zahlt oft unter 30 Euro für eine Schrift, richtig? Um also diese 160 Stunden zu finanzieren (bei aller Non-Profit-Mentalität möchte doch sicher auch ein Schrift-Entwerfer von seiner Arbeit leben, richtig?), und wenn man von 20% Beteiligung für den Schriftentwerfer ausgeht..

160 x Stundensatz von, sagen wir, 50 EUR = 8.000 EUR

8.000 EUR = 20 Prozent x 5 = 40.000 EUR

So eine Schrift, die vom Mainstream abweicht, muß also 40.000 EUR Umsatz einbringen. Das sind bei einem Preis von 25 EUR insgesamt 1.600 Lizenzen, die verkauft werden müssen.

Du sagst "heute können auch Schriften entwickelt werden, die jenseits des Erfolg versprechenden Mainstream liegen." Demnach werden also diese Umsätze mit einer solchen Schrift erzielt. Und warum? Weil der Markt heute größer ist. Diese Schrift wird eben nicht nur, wie früher, vorwiegend im deutschsprachigem Raum vermarktet, sondern international. Und dann erscheint auch die Zahl von 1.600 Lizenzen für eine Schrift für einen Nischen-Markt erreichbar.

So, und jetzt kommt's: Deine Aussage ist richtig. Aber Du vergißt die Konsequenz: So eine Nischen-Markt-Schrift entwickeln viele Leute in vielen Ländern unter den gleichen oben geschilderten Umständen. Und schon hast Du hier eine exponentiell steigende Zahl von Angeboten solcher Non-Mainstream-Schriften, die sich aber alle denselben begrenzten Markt teilen müssen. Und schon wird es wieder eng. Und die Spirale ist wieder in Gang gesetzt. Es verkauft wahrscheinlich der am meisten Non-Mainstream-Schriften, der diese Schrift(en) am aufwendigsten bewirbt. Das können sich aber nur die großen Foundries leisten. Weil die es durch ihre Kontakte zu den bestehenden Kunden billiger machen können und auch mehr potentielle Käufer ansprechen können. Die Kleinen haben gar nicht so große Etats, um ein sinnvolles Marketing zu finanzieren. Schon wird die Spirale wieder enger..

Also: (Bleisatz-)Nostalgie ist was feines.. aber Luxus.

Ich lebe im Hier und Jetzt. Muß meine Familie ernähren und ranschaffen. Da kann ich mir Luxus nur in der Nebenzeit leisten.

Ich will nur aufzeigen, daß die ursprüngliche Fragestellung "Was soll Typographie kosten?" eigentlich am wichtigeren Thema vorbeigeht: "Wie lange können wir uns diese Art Typographie noch leisten?"

Georg

Georg

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Thierry Blancpain

georg: es gab zu diesem thema (wie kann ein schriftgestalter überleben) auf typophile.com immer wieder diskussionen. der standpunkt vieler personen, die davon leben können, ist: man braucht eine gewisse anzahl schriften, wenn die alle ok laufen dann kommt man über die runden.

eine schrift läuft, wenn es gut kommt, zitat spiekermann, 10 jahre. dann gibts ausnahmen wie die meta, helvetica, etc.. wenn diese vorgabe erfüllt ist (wie z.b. bei nick shinn, typophile-member, suche auf https://www.myfonts.com für weitere infos), dann lasse es sich ganz ok davon leben.

ausserdem darfst du nicht vergessen dass mit den digitalen produktionswerkzeugen auch immer mehr laien in diesen markt drangen, meistens grafiker die nebenbei oder für einzelne jobs schriften entwickelten - ein sehr gutes beispiel hierfür ist büro destruct aus bern. ihre schriften sind unter http://www.typedifferent.com zu finden (mit flash-intro).

diese kleinen buden produzieren schriften unter anderen bedingungen, für einzelne jobs, flyers, identitäten von parties und ähnliches. wenn du glück hast hat die schrift ein @-zeichen, vielleicht nicht mal zahlen. aber für solche jobs reicht das eben oft.

laien, die schriften entwickeln die pro schnitt 160h benötigen, sind wohl sehr viel seltener zu finden. aber der schriftenmarkt hat sich halt erweitert und verändert. eine interessante momentaufnahme dieser veränderungen zeigt das buch Postscript. Zur Form von Schrift heute.

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um noch bezug zu nehmen auf dein NASA-beispiel: ich besitze momentan 3 harddisks mit insgesamt 300gb speicherplatz, davon werden ca. 100gb für datensicherungszwecke benötigt. alleine meine eigenen digitalen photos benötigen 13.2gb, was sogar noch eher wenig ist (in einer woche konzentrierten fotografierens, z.b. in den ferien, fallen knapp 1gb daten an - die grösse des speicherchips).

ich bin hier keine ausnahme. natürlich benötigt das der otto-normalverbraucher nicht unbedingt, aber die treiben die hardware-entwicklung auch nicht voran, bezahlen sie auch nicht. das sind die professionellen anwendungen wie grafik, musik, filmschnitt zum einen, vorallem aber die spieler zum anderen. als beispiel hier ein video, welches die fähigkeiten der beindruckenden grafik-engine eines neuen spiels vorstellt. natürlich wird dieses rennen von den hardware-herstellern auch ausgenutzt, allerdings gibt eindeutig es bedarf/nachfrage danach.

um verwirrungen vorzugreifen, «Eine Grafik-Engine (wörtlich "Grafikmotor", freier etwa: Grafikkern oder Grafikmodul) ist ein mitunter eigenständiger Teil eines Computerprogramms, welcher für dessen Darstellung von Computergrafik zuständig ist, meist möglichst realitätsgetreuer 3D-Computergrafik, wie Gegenstände, Umwelt und Personen (Stichwort: Virtuelle Realität). Im Zusammenhang mit 3D-Computergrafik bezeichnet man die Grafik-Engine daher dann auch häufig als 3D-Engine.

ich weiss, du magst wikipedia nicht, aber für solche kurze definitionen ist das google-feature "define: [deinwort]" einfach genial: liefert kurze und fast immer ziemlich gute definitionen. diese kommen meistens von wikipedia.

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Bleisetzer

Ganz eindeutig ist, daß es mir nur schwer oder gar nicht gelingt, Euch auf das Grundproblem aufmerksam zu machen. Das liegt keineswegs an mangelnder Aufnahmebereitschaft durch Euch, als vielmehr an mangelndem Vermögen meinerseits, mich klar auszudrücken.

In der neuen Ausgabe des SPIEGEL von heute, 11. 9. 2006, wird in der Titelstory zur Globalisierung Stellung genommen. Dort wird so gut beschrieben, wie das System funktioniert, wohin es führt und was die direkten Auswirkungen auf uns sein werden, daß ich Euch die Investition des Heftpreises von 3,40 EUR nur wärmstens empfehlen kann.

Nur zwei Beispiele:

a) Wie hart der Kampf längst ist, wird deutlich, wenn man unsere halbseidenen Formulierungsversuche liest. Wir sprechen vom "Wettbewerb" und von "Mitbewerbern", wenn wir die Konkurrenz meinen. Der SPIEGEL schreibt, wie es längt ist und nennt diese (im globalen Vergleich) "Angreiferstaaten". Was im Großen, so auch im Kleinen: Der Konkurrenz-Kampf, auch im Markt der Foundries, ist ein Kampf ums Kapital.

b) Im Artikel steht ein Absatz, der exakt widerspiegelt, was ich habe sagen wollen: "Am Ende entscheidet sich die Überlebensfähigkeit (hier: der Arbeitsplätze) ohnehin an einer Frage, die in ihrer Schlichtheit schwer zu überbieten ist: Gelingt es, aus Kapital mehr Kapital zu machen?"

Solange unsere Gesellschaft diesem Prinzip folgt - und nichts, aber auch gar nichts deutet darauf hin, daß es in absehbarer Zeit anders sein sollte, drehen wir an der Spirale der Gewinnmaximierung - mit bekannten Folgen.

Georg

PS: Der SPIEGEL ist weder eine preußische Publikation, noch als großer Anhänger eines nationalen Standpunktes bekannt.

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Markus Wäger

Ich denke da hilft nur Blauäugigkeit und Idealismus. Nüchtern und rational betrachtet sieht die Zukunft sicher düster aus; da ist die Globalisierung nur ein Teil des Problems.

In Melk wird gerade diskutiert ob der Einzelne die Welt verändern könne. Isabel Allende sagt dazu, dass es nur der Einzelne könne. Wer sonst? auch wenn natürlich mehr als ein Einzelner notwendig ist um eine Bewegung in Gang zu bringen.

Allerdings: mit Typo hat das nix mehr zu tun, gell?

Greetinx. Markus.

PS: in diesen Spiegel werde ich deiner Empfehlung folgend denn wohl noch schauen.

PPS: liegt GeoEpoche schon auf deinem Nachttischchen, Georg?

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Bleisetzer
....

Allerdings: mit Typo hat das nix mehr zu tun, gell?

Greetinx. Markus.

PS: in diesen Spiegel werde ich deiner Empfehlung folgend denn wohl noch schauen.

PPS: liegt GeoEpoche schon auf deinem Nachttischchen, Georg?

Markus, genau das ist Euer Fehler: "Allerdings: mit Typo hat das nix mehr zu tun, gell?"

Ja, glaubst Du das denn wirklich?

Lebt Ihr Typographen denn auf einer einsamen Insel, daß Ihr meint, genau die heutige extrem liberale Form des Kapitalismus beträfe Euch nicht? Entschuldigung, aber das halte ich für naiv. Ich bin der Meinung, daß das, was Du mit "Allerdings: mit Typo hat das nix mehr zu tun, gell?" kommentierst, die Grundursache für die schwierige Situation steckt.

Das aktuelle GeoEpoche habe ich mittlerweile durch, habe ich abonniert. Für mich persönlich nichts neues dabei, aber es ist sicher positiv, daß das Thema Preußen auf diese Weise einem breiten Publikum nähergebracht wird. Da kann ein jeder Deutsche lernen, woher er kommt.

Georg

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Markus Wäger
Markus, genau das ist Euer Fehler: "Allerdings: mit Typo hat das nix mehr zu tun, gell?"

Ja, glaubst Du das denn wirklich?

Lebt Ihr Typographen denn auf einer einsamen Insel, daß Ihr meint, genau die heutige extrem liberale Form des Kapitalismus beträfe Euch nicht?

Stimmt: alles steht im Zusammenhang.

Aber wenn man sich bei seinen Betrachtungen nicht auf einen definierten Rahmen beschränkt, verliert man ganz schnell den Faden und am Ende den Kopf.

Ich bin mit dir Eins, dass man bei der Betrachtung des Details niemals das große Ganze aus dem Blick verlieren darf und der oft fehlende Blick über den Tellerrand Ursache vielen Übels ist — nebst der Überzeugung die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben.

Den Rahmen dieses Forums ist, so ich mich recht entsinne, die Typografie. Da darf man schon mal über den Tellerrand segeln, sollte aber stets in den Hafen des Kernthemas zurück kehren.

Greetinx. Markus.

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HDSchellnack

Zu der Thematik, man bräuchte nur drei Schriften, ganz kurz die Anmerkung, daß ich dies ebenso widersinnig finde wie die Vorstellung, man brauche nur drei Photos für alle Kunden: Ein lächelndes Kind, eine gutaussehende Dame, einen Herrn im Business-Anzug. Danke.

(Eigentlich brauchen wir auch nur drei Sorten Aufschnitt. Salami, Gouda, Nutella für die Kinder. Hmmm...)

Während ich einer Beliebigkeit nun wirklich nicht das Wort führen will, ist die Leistung des Designers, aus einer unüberschaubaren Vielzahl von zur Verfügung stehenden Optionen die (seiner Meinung nach) beste Lösung anzubieten. Je mehr Optionen, umso präziser wird die Lösung sein. Der immer weitere Kreise ziehende Schritt von Unternehmen zur komplett maßgeschneiderten Hausschrift ist hier nur richtig und konsequent. Typographie erzeugt in ihren feinen Details den Klang einer Marke – subliminal beim Lesen – und sich hier auf zwei drei Schriften verlassen zu wollen, wäre typographischer Analphabetismus, bei aller Liebe zum Anachronistischen. Wir leben nicht mehr in einer Zeit, in der die technische Beschränkung das Design bestimmt – oder doch zumindest weniger als in vergangenen Jahrzehnten –, die Leistung des Designers ist, Technologien mitzuentwickeln, die eine gestalterisch wie inhaltlich ideale Antwort abgeben.

Und da zählt schon bei den Kauf-Schriften jede Nuance. Schriften wie die Kievit, Scala oder TheSans wirken auf den Laien identisch, ihre kleinen Klangnuancen machen aber einen großen Unterschied aus. Ich bin froh, vereinfacht, zwischen Bembo, Garamond, Sabon und Sabon Next unterscheiden zu dürfen, weil ich so präziser und feinfühliger den SOUND meiner Arbeit steuere.

Kein Gitarrist wird sich beschweren, wenn es neue digitale Effektgeräte gibt, die ihm mehr Möglichkeiten in seinem Ausdruck verleihen. Kein Architekt wird sich beschweren, wenn er mit Hilfe von CAD und 3D Gebäudeformen realisieren kann, die vor 20 Jahren noch undenkbar waren.

Zumal der Marshall-Amp und die guten alten Ziegelsteine ja immer noch da sind. Wenn es paßt, können wir immer noch zur Garamond greifen (was ich gern und oft tue), zur Futura (lieber nicht). Aber seien wir doch dankbar für die Alternativen und die feinen Unterschiede.

Sie machen unseren Beruf aus.

Wer für nur drei Schriften plädiert, der braucht auch keine Kapitälchen, keine Minuskelziffenr, keine Ligaturen. Wer keine Augen hat für die Unterschiede zwischen Helvetica und Galaxie Polaris, braucht über die anderen Details der Typographie doch erst recht gar nicht mehr nachdenken.

Drei Schriften – das ist heute die Antwort der Laien. Courier. Arial. Times. Da habt ihr eure drei Schriften. Und seid arbeitslos.

Die Kunst ist, aus der Vielzahl des wachsenden Angebots das passende herauszugreifen. Nicht das Zu-sehr-passende, das Stereotype, sondern das wirklich passende. Nicht das Zeitgeistige, sondern das Richtige. Das man dabei oft doch bei einer handvoll zeitloser und schöner Schriften angelangt, okay. Aber dies als Ergebnis einer Reise durch Optionen und Möglichkeiten... nicht aus der technologischen oder mentalen Vorbeschränkung auf fünf Fonts.

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Markus Wäger

Muss man sich unbedingt darauf einigen, das Eine sei gut und das Andere Quatsch?

Es ist natürlich sinnvoll die Vorzüge des Einen wie des Anderen in Frage zu stellen, ansonsten gibt es keine Diskussion. Aber ich habe schon den Eindruck, dass beide Fronten hier einen missionarischen Eifer bei der ›Verteidigung‹ ihres Standpunktes an den Tag legen.

Zumal wir viel aneinander vorbei schreiben, weil Grafikdesigner und Buchtypografen oft etwas andere Anforderungen an ihr Werkzeug und ihre Ausstattung haben.

Ich liebe es immer wieder neue Schriften zu verwenden und, wie HD sagt, damit Nuancen zu erzeugen. Ich würde mich ja auch nicht auf die Gestaltung mit nur einer Farbe beschränken (auch wenn wir eingestehen müssen, dass viele Fotografen mit der Beschränkung auf SW tolles machen, Künstler in ihren Blauen-, Roten- und Wasauchimmer-Phasen hochkreativ sind und natürlich auch der gute Gitarrist ein Leben lang mit einer einzigen Gitarre zufrieden sein kann). Es sprechen viele Argumente dafür eine große Auswahl an Typen zur Verfügung zu haben.

Ich habe aber auch großen Respekt vor Leuten die aus einer Limitierung der Mittel heraus kreative Meisterleistungen erbringen. Wolfgang Weingart hat über Jahre hinweg mit einer einzigen Schrift fantastische Grafiken geschaffen (ich glaube er hat sogar Jahre lang mit einem einzigen Buchstaben experimentiert) und ich glaube auch bei Brodie wiederholen sich für Textschriften immer die selben.

Die Beschränkung auf wenige Schriften mit dem Verzicht auf Kapitälchen etc. gleich zu setzen finde ich im übrigen etwas weit hergeholt — das sind zwei paar Stiefel.

Greetinx. Markus.

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