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Arno Schmidt Liebhaber (war: Typostammtisch)

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Dieter Stockert

Peinlich finde ich das dann, wenn ich es in der Arno-Schmidt-Mailing-Liste lesen muß. Bei Mitgliedern einer literarischen Gesellschaft, deren Gegenstand ja durchaus der Hochliteratur zuzurechnen ist, erwarte ich "irgendwie" (auch so eine überflüssige Angewohnheit) mehr Sprachkompetenz.

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  • 8 Monate später...
hey
Peinlich finde ich das dann, wenn ich es in der Arno-Schmidt-Mailing-Liste lesen muß. Bei Mitgliedern einer literarischen Gesellschaft, deren Gegenstand ja durchaus der Hochliteratur zuzurechnen ist, erwarte ich "irgendwie" (auch so eine überflüssige Angewohnheit) mehr Sprachkompetenz.

Ach, das hat bestimmt ein Arno Schmidt Liebhaber in der Absicht geschrieben, dem toten Schmidt im Grab noch einmal Anlass zu einer seiner geharnischten Kritiken zu bieten.

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Dieter Stockert
Es heißt übrigens Arno-Schmidt-Liebhaber

Danke, ich wollte gerade dasselbe schreiben. Und damit "Hey" auch versteht, warum das so ist:

Was sollte so etwas wie ein "ein Arno Schmidt Liebhaber" wohl sein? Ein "Arno" und ein "Schmidt" und ein "Liebhaber" sind drei verschiedene Begriffe. Wenn das so gemeint wäre, müßte es heißen "die Arnos, Schmidts und Liebhaber" oder so ähnlich. Wahrscheinlicher ist also, daß mit "ein Arno Schmidt Liebhaber" nur ein einziges Begriff gemeint ist. Und da haben wir eben im Deutschen - im Gegensatz zum Englischen - die Angewohnheit, daß ein Begriff als Substantiv auch ein Wort ist, deshalb "ein Arno-Schmidt-Liebhaber".

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hey
Es heißt übrigens Arno-Schmidt-Liebhaber

Danke, ich wollte gerade dasselbe schreiben. Und damit "Hey" auch versteht, warum das so ist:

Was sollte so etwas wie ein "ein Arno Schmidt Liebhaber" wohl sein? Ein "Arno" und ein "Schmidt" und ein "Liebhaber" sind drei verschiedene Begriffe. Wenn das so gemeint wäre, müßte es heißen "die Arnos, Schmidts und Liebhaber" oder so ähnlich. Wahrscheinlicher ist also, daß mit "ein Arno Schmidt Liebhaber" nur ein einziges Begriff gemeint ist. Und da haben wir eben im Deutschen - im Gegensatz zum Englischen - die Angewohnheit, daß ein Begriff als Substantiv auch ein Wort ist, deshalb "ein Arno-Schmidt-Liebhaber".

Danke, aber das war überfüssig. Ich war bei meiner Antwort oben bloß nachlässig.

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hey
Merkwürdig ist ja, daß das die deutschen Verleger in ihrer Mehrzahl nicht mehr wissen. Das Divis ist aus fast allen Verlagsnamen getilgt worden, natürlich ist das trotzdem überall nun falsch. Vermutlich weil das Auslandsgeschäft keinen deutschen Bindestrich aushält. So jedenfalls stelle ich mir die Begründung vor.

Allerdings ist Sprache eben Veränderungen unterworfen. Letztlich können Sprachregeln, die ernst genommen werden wollen, nur eine allgemein akzeptierte Konvention abbilden. Meine Prognose ist, dass das nicht lange als falsch gelten kann, eben weil es so verbreitet ist. In diesem Fall waren es m.E. die Gestalter, die den Trend ausgelöst haben. Wer hätte nicht in den letzten ca. 15 Jahren vermehrt so etwas wie »Eis Café San Remo«, »Auto Vermietung Müller«, »Inovation Initiative Deutschland« gesehen? Für das sukzessive Verschwinden der starken Verben gilt ähnliches. Oder auch für das Imperfekt - das einfachere, weil nach dem Baukastenprinzip aufgebaute Perfekt setzt sich durch. Es gibt bereits Deutsch-als-Fremdsprache-Kurse die (zurecht!) lehren, dass das Präteritum im wesentlichen nur als Sonderform bei den Modalverben auftaucht und sonst nur Perfekt und Präsens zur Anwendung kommen. Beobachtet einmal Euch selbst und Eure Gesprächspartner: das entspricht bereits dem Alltagsgebrauch. Es ist gut möglich, dass in etwa 80 Jahren auch im Schriftdeutsch entsprechend vereinfacht wird. Zugegeben: in der Schweiz gilt das etwas weniger, dort hört man ja selbst in gesprochener Sprache gelegentlich korrekte Konjunktive.

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hey
Wir lernten von ihm, was alle Kinder zu Anfange ihres Lebens vornehmen müssen: Buchstaben kennen Lesen Rechnen Schreiben. Der Bruder war viel geschickter als ich, er konnte sich die Buchstaben merken, er konnte sie zu einzelnen Silben verbinden, ihm kam in der Rechnung immer gleich die rechte Zahl, und seine Buchstaben standen in der Schrift gleich und auf der nämlichen Linie.

Nun, ob man von ausgerechnet von Stifter (siehe oben, aus Kalkstein) und Thomas Manns Bandwurmsätzen lernen soll mag jeder für sich selbst entscheiden. Für mich liegt die wesentliche Qualität der beiden jedenfalls nicht in ihrem Umgang mit Sprache.

Tatsache aber ist, dass es eben Veränderungen in der Sprche gibt, die mehr sind als bloße Modeerscheinungen, die es selbstverständlich auch gibt. Das Verschwinden der starken Verben gehört sicher zu ersteren, es handelt sich um einen Prozess, der schon seit Jahrhunderten im Gange ist. Schon Jakob Grimm weinte dem Hund, der früher noch boll Krokodilstränen nach - sinnvoll war das auch damals nicht. Dass Sprachen, die von großen Sprachgemeinschaften genutzt werden, eine Tendenz zur Vereinfachung haben ist üblich und auch nicht schädlich. Jedenfalls ist daran sicher nicht das Fernsehn schuld. Wer schon Goethes Prosa in nicht angepasster Orthographie gelesen hat, weiß, dass die Veränderungen in der relativ kurzen Zeitspanne, die seit der Entstehung vergangen ist, erheblich sind.

Auch Deine Beiträge hier ließen sich in einer Stilanalyse trotz ihrer eher konservativen Sprachnutzung sicher auf etwa zwei Jahrzehte genau zuordnen. Wir sind Kinder unserer Zeit - auch in der Sprache. Ich kann daran nichts schlimmes finden. Allerdings: wer Goethe, Stifter und Mann nicht liest ist ein armer Wicht. Bei Max Goldt entgeht ihm aber bloß angenehme Kurzweil.

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hey
Übrigens enthält dieses "Zitat":
Wir lernten von ihm, was alle Kinder zu Anfange ihres Lebens vornehmen müssen: Buchstaben kennen Lesen Rechnen Schreiben. Der Bruder war viel geschickter als ich, er konnte sich die Buchstaben merken, er konnte sie zu Silben verbinden, ihm kam in der Rechnung immer gleich die rechte Zahl, und seine Buchstaben standen in der Schrift gleich und auf der nämlichen Linie.

eine Anzahl Fehler, nämlich fehlende Komma, zusätzliche und fehlende Wörter, ja ein ganzer Satzteil wurde unterschlagen.

Es stimmt, da habe ich unsauber getippt (es war aber auch eine unchristliche Uhrzeit, zu der ich schrieb). Die Kommasetzung ist allerdings Stifters originale, die er nämlich als Kunstmittel sehr frei einfügte. In manchen Ausgaben wird das leider glattgebügelt. Und bevor ich hier noch jemanden versehentlich verkehre oder den Stammtischtypographen weiter auf die Nerven gehe werde ich nun hierzu schweigen.

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Bleisetzer
Peinlich finde ich das dann, wenn ich es in der Arno-Schmidt-Mailing-Liste lesen muß. Bei Mitgliedern einer literarischen Gesellschaft, deren Gegenstand ja durchaus der Hochliteratur zuzurechnen ist, erwarte ich "irgendwie" (auch so eine überflüssige Angewohnheit) mehr Sprachkompetenz.

Du liest Arno Schmidt? Interessant. Seine Kurzgeschichten habe ich schon in meiner Jugend entdeckt und sein Spiel mit der Sprache gefällt mir seitdem ungemein.

Zum Spiel mit der Sprache fand ich dann auch sehr interessant:

"Kanak Sprak" von Feridun Zaimoğlu, das ich gern empfehle.

Anlaß meines Kommentares aber ist Deine Aussage zur Nutzung des Wortes "irgendwie". In Deinem gewählten Zusammenhang macht es, finde ich, Sinn. Deutest Du doch damit ein instinktives Befremden an.

Mein Unwort ist das Wort "eigentlich".

"Ich habe eigentlich keine Lust, den Film zu sehen."

"Da müßten wir eigentlich etwas tun."

Irgendwo las ich einmal eine Studie, die besagte, daß Frauen der Geburtsjahrgänge vor ca. 1980 dieses Wort überproportional häufig nutzten. Noch nicht emanzipiert, wurde sie dazu erzogen, "dem Manne nicht zu widersprechen und als 'Damen' Zurückhaltung zu üben." Also relativierten sie ihre Wünsche auf diese Art.

Leider hat sich das Wort aber auch in den heutigen Sprachgebrauch - sowohl bei Frauen als auch bei Männern - eingeschlichen. In Management-Trainings wird gelehrt, solche relativierenden Worte zu meiden und bei anderen auf den Gebrauch zu achten. Begründung: Daran erkennt man sehr häufig eine Unsicherheit und mangelnde Durchsetzungsfähigkeit.

Abgeschweift? Tut mir aufrichtig leid.

Ich wünsche Euch ein angenehmes Stammtisch-Treffen in Berlin!

Georg

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Bleisetzer
Es heißt übrigens Arno-Schmidt-Liebhaber, wenn schon aus meinem Typostammtisch-Thread ein Deutsch-Leistungskurs wird … ;)

Aber Arno Schmidt war doch verheiratet. Er fuhr sogar gemeinsam mit seiner Frau 1945 auf dem Tandem nach Hamburg zu Ernst Rohwolt zu einem ersten Kontakttreffen (siehe Rohwolt-Biographie).

Naja, nun gut. Vielleicht hat er ja dennoch einen Liebhaber gehabt. Geht mich ja nichts an. Nein. Seine Sache. Joh.

Georg

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Dieter Stockert

Bleisetzer schrieb:

Du liest Arno Schmidt? Interessant.

Nicht nur das, ich habe sogar jahrelang die Jahrbücher der Gesellschaft der Arno-Schmidt-Leser gesetzt (aus heutiger Sicht keine typographische Ruhmestat).

Anlaß meines Kommentares aber ist Deine Aussage zur Nutzung des Wortes "irgendwie". In Deinem gewählten Zusammenhang macht es, finde ich, Sinn. Deutest Du doch damit ein instinktives Befremden an.

Streng genommen 'macht' es (k)einen Sinn, es ergibt höchstens (k)einen. In Amerika mag das Sprachbild, auch wenn's falsch ist, meinetwegen durchgehen, weil's dort eben schon lange existiert. Aber wir brauchen das doch deswegen bei uns nicht neu einführen. (Naja, eigentlich sind wir bei uns ja auch schon über die Einführungsphase hinaus - also warum rege ich mich auf?)

Mein Unwort ist das Wort "eigentlich".

... das ich eigens deswegen in meinem letzten Satz benutzt habe. Und das bringt mich - zum Abschluß dieser Abschweifung - wirklich zur falschen Übersetzung von "not really".

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Herr Sharif

Soviel Eitelkeit und Besserwisserei in einem Thread (es gibt allerdings leider auch noch andere Beispiele in diesem Forum) sind mir bis jetzt noch nicht untergekommen.

Trotzdem (oder erst recht?) ein Bichtupp von mir:

Wie fürchterlich die ganze "Blei-Zeit" war, schildert allerliebst Katja Lange-Müller in ihrem Buch

Die Letzten

Ehrlich gesagt, wie man diese alte Blei-Kacke so glorifizieren kann, ich verstehe es nicht ... Um beim Thema zu bleiben: Vielleicht gelingt es ja dem Typostammtisch auch die Berlinerin Katja Lange-Müller einzuladen?

Gruß, Sharif

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Bleisetzer
Trotzdem (oder erst recht?) ein Bichtupp von mir:

Wie fürchterlich die ganze "Blei-Zeit" war, schildert allerliebst Katja Lange-Müller in ihrem Buch

Die Letzten

Vielleicht gelingt es ja dem Typostammtisch auch die Berlinerin Katja Lange-Müller einzuladen?

Gruß, Sharif

Guten Morgen,

ich fand das Buch nicht sonderlich erwähnenswert, aber egal.

Was, bitte, ist ein "Bichtupp"? Ich weiß es wirklich nicht.

Georg

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Niklaus
Wenn einer für sich entscheidet, ob er die von mir genannten bedeutendsten Meister der deutschen Sprache für solche halten möchte oder ob er ernsthaft glaubt, die Kunst von Stifter und Mann und auch Goldt mit seinen möglicherweise nicht ausgebildeten Maßstäben kritisieren zu können, versteht er nicht, wovon er spricht. Er gehört damit möglicher- und für ihn selbst unglücklicherweise zu einer Mehrheit, die indes glücklicherweise zugleich jene sprichwörtliche Hundemeute bildet, welche die Karawane nur anbellen, aber nicht beeindrucken kann.

Ob man den durchschnittlichen ignoranten Typographen zum Lesen begeistern kann, wenn man selbst auf einem so hohen Karawanen-Kamel sitzt?

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Lars Kähler
Ehrlich gesagt, wie man diese alte Blei-Kacke so glorifizieren kann, ich verstehe es nicht ...

Na, jetzt teilt entschieden jemand anderes aus als die beiden Protagonisten des Threads „Streitigkeiten“. Das möchte ich so nicht stehen lassen. Und so, wie der ehrenwerte Kollege Georg Kraus Bleisetzer und meine bescheidene Wenigkeit hier einen Gang rausgenommen haben im Tonfall, würde ich es auch Dir/Ihnen/Euch anraten, Kollege Sharif.

Lars

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Lars Kähler
Endlich verstehe ich, was es bedeutet, wenn jemand schreibt:

*Rofl*

Georg

Naja, „ROTFL“ heißt es im Original, eines der Ur-Akronyme aus dem Usenet-Jargon, was ausgeschrieben „Rolling On The Floor Laughing“ bedeuten soll. Es gibt auch andere schöne wie etwa LOL, das Laughing Out Loud meint, weitverbreitet beim Chatten und Simsen heute, oder gar das berüchtigte PLONK, dass das Aufschlagen im Killfile lautmalerisch umschreibt.

Lars[/b]

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Sebastian Nagel
Endlich verstehe ich, was es bedeutet, wenn jemand schreibt:

*Rofl*

diesbezüglich erinnere ich mich an meine Besserwisserei in Bezug auf den Ausdruck @[Name]. Man muss eben immer dazulernen, seien es nur neue Begriffe wie "rotfl" oder neue Verwendungen von älteren.

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