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Kostenlose Fonts von Adobe? Fluch oder Segen?

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Was bisher geschah: In einem offenen Brief fordert Designer Andrei Michael Herasimchuk Adobe auf, eine Reihe erfolgreicher Schriften als kostenlose Webschriften herauszugeben. (Doppelt unglücklich dabei: Es sind alles nicht-bildschirmoptimiere PostScript-Fonts und die Hälfte der Fonts stammt nicht mal von Adobe, sondern von Linotype.)

Auch die Designerin Ellen Lupton schlägt mit ihren Free Font Manifesto in die gleiche Kerbe und wünscht sich von allen Schriftanbietern einen kostenlosen Font als »Geschenk an die Menschheit«.

Was sagt ihr dazu?

Meine Meinung: Die Diskussion geht an den eigentlichen Themen vorbei. Kostenlose Fonts lösen doch nicht die eigentlichen Probleme.

Stichwort Web:

Wenn wir einmal Bildschirme mit 300 DPI aufwärts haben, brauchen wir uns über solche Sachen wie Hinting keine Gedanken mehr zu machen. Aber soweit sind wir noch nicht. Ich schätze mal das 95 Prozent der Texte im Web Lesetexte sind und in normalen Lesengrößen von 10 bis 14 Pixeln erscheinen. Bei dieser Größe bleibt auch von der schönsten PostScript-Outline nicht viel übrig. Entweder zerfällt der Buchstabe völlig (ohne Hinting/Kantenglättung), er wird verwaschen (Kantenglättung) oder der besseren Lesbarkeit wegen in eine andere Form gezwungen (Hinting).

Hat einer der Befürworter von kostenlosen Adobe-Webfonts mal die Schriften ausprobiert? Ich schon:

webfonts.png

Ich denke, dass sagt alles. Wir brauchen Webfonts mit Hinting. Und das ist nun mal aufwändig und teuer. Ein Microsoft-Mitarbeitet sagte etwa, dass die Entwicklung der 6 neuen ClearType-Fonts »Millionen« gekostet hat. Etwas vergleichbares werden wir also kaum im Open-Source-Bereich erreichen. Wenn man sich ein Ziel stecken will, dann doch eher, dass optimierte Systemfonts (wie die ClearType-Fonts) auch wirklich auf allen Plattformen Verbreitung finden.

Stichwort Print:

Grafikdesigner hassen Standard-Fonts wie Times New Roman. Aber warum? Weil sie so schlecht sind? Nein. Wohl eher weil man ihrer überdrüssig ist und sie meist mit laienhaften Gestaltungen assoziiert. Würden denn kostenfreie Adobe-Fonts die typografische Welt wirklich besser machen? Werden private Office-Dokumente und Finanzamt-Formulare wirklich automatisch besser, wenn sie in Adobe Caslon Pro, statt in Times New Roman gesetzt sind? Wohl kaum. Die Schriftwahl ist doch hier nur eine von viele Variablen. Gute Typografie ist weit mehr als die richtige Schrift.

Und ist die Situation denn wirklich so schlecht? Benutzer von Mac OS X bekommen Schriften wie Gill Sans, Baskerville, Neue Helvetica u.v.a. bereits »geschenkt«. Diese sind für Bildschirm und Druck geeignet. Windows-/Office-Benutzer werden demnächst in den Genuss der ClearType-Fonts kommen. Auch diese sind - im Gegensatz zu den alten Windows-Systemfonts - bedenkenlos für Drucksachen einsetzbar.

Ralf

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RobertMichael

ich sehe es ähnlich.

was nützt der beste freefont wenn er in 10 pixeln schriftgröße auf webseiten bescheiden aussieht. das einzige problem was damit gelöst wird, ist das die webdesigner mehr auswahl haben. ein besseres bild

auf webseiten wird dadurch kaum erscheinen.

man sollte abwarten was mit den neuen microsoft schriften geschieht,

ich denke diese werden hoffentlich ein gutes hinting haben und somit

ein abwechslungsreicheres bild auf webseiten bieten.

hatte fontshop vor einiger zeit nicht einige ihrer schriften als gehintete ttf

herausgegeben? das war ein guter anfang. allerdings kosten diese natürlich

geld, zurecht. ich sehe es nicht ein wieso foundrys dafür verantwortlich

sein sollen, die weblandschaft zu verschönern.

das hätte man vor ein paar jahren angehen sollen, als microsoft mit der

arial ausgeliefert wurde. hätten sie damals die meta geklont und diese weltweit mit ihren systemen ausgeliefert sehe unsere typografische landschaft heute schöner aus. ;)

im printbereich gibt es mittlerweile einige gute kostenlose schriften.

die jenigen, die dann noch abwechslung suchen finden dieses auch.

wer wert auf ot-features oder fremdsprachen legt, soll diese

natürlich auch bezahlen.

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Sebastian Nagel

Ich finde wer den Markt dominiert wie Microsoft hat auch die Verantwortung, für so etwas wie brauchbare Bildschirmschriften zu sorgen. Und tatsächlich sind die neuen 6 Fonts wirklich gelungen, im Druck wie am Bildschirm.

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Bleisetzer

Wohlgemerkt, bitte:

Dies hier schreibe ich als digitaler Font-Laie. Aber als Mit-Entscheidungsträger, der Anfang 2007 über einen neuen Webauftritt meines Arbeitgebers mitdiskutieren wird.

Wenn ein Anbieter eines De Facto-Standards eine neue Bildschirm-/Web-Schrift herausgibt und diese in seine Standard-Produkte integriert und sie mit diesen ausliefert, dann hat das aus meiner Sicht einen sehr großen Vorteil: Man ist nicht wie derzeit auf eine Handvoll Fonts beschränkt, die man für einen Webauftritt verwenden kann.

Tatsächlich finde ich es recht traurig, daß man für den Printbereich zwar tausende von Fonts erwerben kann, für den Webauftritt aber nur ein Dutzend oder etwas mehr Fonts einsetzen kann. Weil man selbstverständlich auf eine Schrift zurückgreifen muß, die "jeder" auf seinem PC hat.

Wenn nun also der Standard-Schriftenkatalog von Adobe & Microsoft erweitert wird, dann hat das für mich zunächst einmal die o.g. positive Auswirkung.

Sehe ich das technisch richtig?

Georg

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RobertMichael

> Wenn nun also der Standard-Schriftenkatalog von Adobe & Microsoft erweitert wird, dann hat das für mich zunächst einmal die o.g. positive Auswirkung.

der wird dadurch nicht erweitert. in dem offenen brief ging es darum das adobe bestehende schriften 'verschenken' soll um eine bessere typografie im web zu ermöglichen. totaler schwachfug, weil adobe das nicht kann (sie haben auch nur liezensen) und weil das nichts bringt, denn die bestehenden schriften sind nicht für den bildschirm optimiert. siehe oben.

>Tatsächlich finde ich es recht traurig, daß man für den Printbereich zwar tausende von Fonts erwerben kann, für den Webauftritt aber nur ein Dutzend oder etwas mehr Fonts einsetzen kann. Weil man selbstverständlich auf eine Schrift zurückgreifen muß, die "jeder" auf seinem PC hat.

das problem liegt meines erachtens bei den browserherstellern, die müssten theoretisch irgendwas erfinden das schriften transportieren kann

ohne das man sie auf dem eigenen rechner haben muss, dann gebe es auch einen größeren markt an gut gehinteten fonts. flash kann es ja, allerdings hat flash wieder andere nachteile ...

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Poms

Wenn es einen neuen, kostenlosen auf allen Betriebssystemen installierten Supadupafont gäbe, der technisch (auch ohne Schriftenglättung), wie ästhetisch, mit allen unicode-Schickanen ausgestattet, einwandfrei funktioniert – warum nicht – her damit. Nur wer hat die Motivation und die Ressourcen so etwas zu machen... irgendwie unrealistisch.

Solange gehts halt weiter mit Verdana und Georgia fürs HTML-Web. Die Vistafonts sind zwar schön, werden aber bestimmt nicht auf "allen" Rechnern zu finden sein, ergo ist die Verwendung fürs HTML-Web eher unwahrscheinlich. Hehe, wann kommt den Vista – 2008. Das hätte ja eigentlich schon Ende 2006 herauskommen sollen…

PS

Die »Schriftklassiker als Geschenk für die Menschheit« ist eine sonderdoofe Aktion – aber vielleicht hat das gerade deshalb Erfolg, hehe.

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Psocopterus
Wenn ein Anbieter eines De Facto-Standards eine neue Bildschirm-/Web-Schrift herausgibt und diese in seine Standard-Produkte integriert und sie mit diesen ausliefert, dann hat das aus meiner Sicht einen sehr großen Vorteil: Man ist nicht wie derzeit auf eine Handvoll Fonts beschränkt, die man für einen Webauftritt verwenden kann.

[...]

Wenn nun also der Standard-Schriftenkatalog von Adobe & Microsoft erweitert wird, dann hat das für mich zunächst einmal die o.g. positive Auswirkung.

[Frage an Radio Eriwan:]

Sehe ich das technisch richtig?

Antwort: Im Prinzip ja, aber ...

Es hilft Webseitengestaltern eben nicht, wenn Schriften freigegeben werden, die zwar im Druck gut aussehen, die aber keine Anpassungen für die Bildschirmdarstellung haben. Daher ist die Idee, ein paar Adobe-Standard-Fonts zu erbetteln nicht besonders clever.

Die neuen Vista-Systemschriften könnten hingegen richtig gut aussehen auf Webseiten, jedenfalls solange, bis man sich auch an ihnen sattgesehen hat.

Schönen Gruß von Georg

(, der gerade seine Webseite umstrickt)

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