PatrickU. Geschrieben August 29, 2007 Teilen Geschrieben August 29, 2007 Immer wieder trifft man auf grafische Arbeiten (von nebenbei gesagt professionellen Arbeitern die seit 10 Jahren in der Praxis tätig sind), die für ein typografisches Auge einfach erbärmlich wirken. Zurzeit mache ich ein Praktikum als Grafiker und da treffe ich jeden Tag solche Kapitalverbrechen und die Mentalität totaler Verachtung typografischen Regeln (ausgenommen der Rechtsschreibung) an. Letztens wollte ich meine Cheffin auf eine fehlende Wortabstand-Korrektur hinweisen.. Ich wusste anhand ihrer Reaktion, dass ich hier auf totales Neuland anspreche ihrerseits. Ich verstehe sowas einfach nicht. Im aktuellen Lehrplan steht u.a. auch Typografie als Fach und trotzdem wird das so vernachlässigt. Kennt ihr sowas auch und habt damit Erfahrungen gemacht? Ich habe letztens eine Arbeit gemacht, würde gerne eure kritische Meinung dazu hören Ich lads morgen hoch wenn ich kann. Lieber Gruss Link zu diesem Kommentar
Bleisetzer Geschrieben August 30, 2007 Teilen Geschrieben August 30, 2007 Immer wieder trifft man auf grafische Arbeiten (von nebenbei gesagt professionellen Arbeitern die seit 10 Jahren in der Praxis tätig sind), die für ein typografisches Auge einfach erbärmlich wirken. Zurzeit mache ich ein Praktikum als Grafiker und da treffe ich jeden Tag solche Kapitalverbrechen und die Mentalität totaler Verachtung typografischen Regeln (ausgenommen der Rechtsschreibung) an.Letztens wollte ich meine Cheffin auf eine fehlende Wortabstand-Korrektur hinweisen.. Ich wusste anhand ihrer Reaktion, dass ich hier auf totales Neuland anspreche ihrerseits. Ich verstehe sowas einfach nicht. Im aktuellen Lehrplan steht u.a. auch Typografie als Fach und trotzdem wird das so vernachlässigt. Kennt ihr sowas auch und habt damit Erfahrungen gemacht? Ich habe letztens eine Arbeit gemacht, würde gerne eure kritische Meinung dazu hören Ich lads morgen hoch wenn ich kann. Lieber Gruss Ich kenne das nur vom Verhalten der Geschäftsleitung eines großen Anzeigenblättchens in Düsseldorf mit kostenloser Verteilung. Dort habe ich in den 80er Jahren mal ein halbes Jahr abends "Anzeigen gekloppt" an einer CompuGraphic Fotosatz-Anlage Es war erbärmlich. Es ging wirklich nur darum: Möglichst viel Weiß raus, möglichst fette Schrift auf möglichst engen Raum packen. Es ging nur darum, Zeilenmillimeter zu verkaufen, die schwarzen Text zeigten. Vielleicht ist Deine Chefin in einer ähnlichen Marktnische? Laß Dich bloß nicht irritieren. Das ist weder Usus noch Standard. Georg Link zu diesem Kommentar
Gast ChristianBüning Geschrieben August 30, 2007 Teilen Geschrieben August 30, 2007 es kommt auch auf die Schulen an und deren Typounterricht. Letztens hatte ich eine Praktikantin hier, die Mediengestalterin lernt im zweiten Lehrjahr und zum ersten Mal mit dem Wort Wortabstand in Berührung kam. Wenn die Schule keine guten Leute dafür einstellt, haben die Leute nachher keine Chance, so bitter das auch ist. Ansonsten gilt: Willst du intelligentes Publikum vermeiden, ist der sicherste Weg falsche Orthografie. Details werden wahrgenommen und wirken. Lass dich nicht beirren und mach weiter! Gruß Christian Link zu diesem Kommentar
Formgebung Geschrieben August 30, 2007 Teilen Geschrieben August 30, 2007 Patrick, ich finde, man kann dafür Verständnis haben. Das Fachgebiet Kommunikationsdesign ist riesig, da ist die Typografie nur eins von mehreren angrenzenden Wissengebieten. Wer sich beispielsweise vorrangig für Illustration interessiert (oder für Interactive Design, oder für Animation, oder TV/Video/AV oder Photografie) der wird oft nur soviel Zeit mit typografischen Themen verbringen wie die Pflichtkurse erzwingen. Selbst innerhalb der papiergebundenen Welt des Kommunikationsdesigns gibt es, Georg hat ein schönes Beispiel dafür gebracht, sehr typoferne Bereiche. Christian hat das Dilemma der Schulen auf den Punkt gebracht. Doch oft wird auch die Schule von Kollegen geleitet, die das eben nicht so wichtig finden. Eigentlich kein Problem: In einem völlig wettbewerbsgeleiteten Markt würde das in Schulen mit unterschiedlicher Spezialisierung münden. Doch diesen freien Markt gibt es hierzulande nicht, daher müssen die dennoch vorhandenen qualitativen Unterschiede zwischen den Schulen negiert werden. Das macht es Studenten leider tendenziell schwerer, die zu ihrer Spezialisierung passende Hochschule zu finden, als es sein müsste. Vom Sinn solcher Einrichtungen wie der ZVS mal ganz zu schweigen. Gruß, H. PS.: Willst du intelligentes Publikum vermeiden, ist der sicherste Weg falsche Orthografie. Gut gesprochen - wiewohl man sich verdeutlichen sollte, dass Typografie und Orthografie nur benachbarte Wissengebiete sind. Link zu diesem Kommentar
Gast ChristianBüning Geschrieben August 30, 2007 Teilen Geschrieben August 30, 2007 Gut gesprochen - wiewohl man sich verdeutlichen sollte, dass Typografie und Orthografie nur benachbarte Wissengebiete sind. Es fängt beim ß an und hört beim « auf, oder? Dazwischen sind nur Wortabstände und geschützte Leerzeichen. Link zu diesem Kommentar
Wladimir Geschrieben August 30, 2007 Teilen Geschrieben August 30, 2007 Ich kenne das nur vom Verhalten der Geschäftsleitung eines großen Anzeigenblättchens in Düsseldorf mit kostenloser Verteilung. Dort habe ich in den 80er Jahren mal ein halbes Jahr abends "Anzeigen gekloppt" an einer CompuGraphic Fotosatz-Anlage Es war erbärmlich. Es ging wirklich nur darum: Möglichst viel Weiß raus, möglichst fette Schrift auf möglichst engen Raum packen. Es ging nur darum, Zeilenmillimeter zu verkaufen, die schwarzen Text zeigten. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das heute immer noch so ist. Und ich spreche den Leuten, die dort arbeiten allemal meinen Respekt aus. Denn es ist mindestens genauso schwierig 40 Anzeigen am Tag zu »kloppen« die 17 Uhr fertig sein müssen, wie eine Anzeige ordentlich und mit viel Liebe zu Detail zu »komponieren«. Einer zügigen Arbeitsweise zu liebe lässt man sich sachnell auf all die Mogeleien ein, die wesentlich weniger Kraft und Zeit kosten. Es ist eben ein anderer Zweig des Grafikdesign – hier gelten andere Gesetze 8) Link zu diesem Kommentar
Jörg Lepping Geschrieben September 1, 2007 Teilen Geschrieben September 1, 2007 Das Problem kenne ich auch. Auf Rechtsschreibung wird überproportional viel Wert gelegt, wenngleich Typoregeln nicht bekannt oder derart vernallässigt werden, dass bestimmte Seiten auch von Amateuren zuhause gesetzt werden könnten. Das ist ja das Übel: Zu Viele meinen: „Dass kann mein Sohn doch eben zuhause an seinem PC machen …“. Wenn man dann ganze Flyer geliefert bekommt, die in WORD aufgebaut sind und/oder PowerPoint Dateien, die dann „mal eben“ reingezeichnet werden sollen, dann weiss man, mit wem man es zu tun hat. Ein Trauerspiel sondergleichen … Link zu diesem Kommentar
Bleisetzer Geschrieben September 1, 2007 Teilen Geschrieben September 1, 2007 Ich kenne das nur vom Verhalten der Geschäftsleitung eines großen Anzeigenblättchens in Düsseldorf mit kostenloser Verteilung. Dort habe ich in den 80er Jahren mal ein halbes Jahr abends "Anzeigen gekloppt" an einer CompuGraphic Fotosatz-Anlage Es war erbärmlich. Es ging wirklich nur darum: Möglichst viel Weiß raus, möglichst fette Schrift auf möglichst engen Raum packen. Es ging nur darum, Zeilenmillimeter zu verkaufen, die schwarzen Text zeigten. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das heute immer noch so ist. Und ich spreche den Leuten, die dort arbeiten allemal meinen Respekt aus. Denn es ist mindestens genauso schwierig 40 Anzeigen am Tag zu »kloppen« die 17 Uhr fertig sein müssen, wie eine Anzeige ordentlich und mit viel Liebe zu Detail zu »komponieren«. Einer zügigen Arbeitsweise zu liebe lässt man sich sachnell auf all die Mogeleien ein, die wesentlich weniger Kraft und Zeit kosten. Es ist eben ein anderer Zweig des Grafikdesign – hier gelten andere Gesetze 8) Und bevor hier irgendwer in nostalgisces Schluchzen ausbricht "Ach ja, früher war doch alles besser...": Mitte der 1970er Jahre habe ich Eindrucke in die Plakate der Galopprennbahn Neuss aus bis zu 20 Cicero (90 mm) großen Holzlettern gesetzt. Des öfteren fehlten bestimmte Lettern. Die haben wir dann irgendwie zusammengemurckst. Umlaug-Punkte abgesägt oder ein Gemeines-j mit der Säge zum Gemeinen i umfunktioniert. Oder einen Andruck auf Linoleum angefertigt, diese dann ausgeschnitten und auf Unterlegstege geklebt. In den 1980er Jahre habe ich "Freß-Anzeigen" an der ersten CompuGraphic-Fotosatzanlage CG4600 (mit Display-Zeile, aber ohne Monitor und vor allem ohne Speichermöglichkeit) gesetzt. Immer schön viel Schmalfette Futura für die Titel und Untertitel, fette Antique Olive für die Preise "...und das 'NUR DM' klemm' bitte immer über das Divis vor dem DM-Preis -,39. Es sah gruselig aus, aber ich habe einen kompletten DIN A4-Handzettel über die Marko-Option der Maschine gesetzt und dann alles am Stück belichtet "Hey, schaut mal... ohne Hände!" Es stimmt schon, was Du schreibst, Wladimir. Mit schöner Gestaltung hatte das alles nichts zu tun - es ging darum, Geld zu verdienen. Und das ist weiß Gott nichts ehrenrühriges. Georg Link zu diesem Kommentar
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