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geometrische schriften -- oft schon gesehen -- keine infos?!

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Retype

guten tach liebe font-maniacs,

ich bin auf der suche nach einer schrift oder besser gesagt schriftsippe, die ich immer wieder in verschiedenen modifikationen auf schildern und als leuchtreklame in der schweiz angetroffen habe. im grunde sind es sehr klare und streng geometrisch konstruierte buchstaben, die heutzutage gerne an pixelschriften erinnern, aber sicherlich damals nix damit zu tun hatten. es gibt nach meiner recherche auch zahllose ähnliche schriften, die aber meist in einigen glyphen nur sehr flapsig hingezimmert sind.

zum ersten mal bin ich in der schweiz auf solch eine schrift gestossen als leuchtreklame. an einer schule in unserem ort sind die buchstaben in den beton gegossen worden. die simple konstruktion eignet sich halt auch sehr gut für grobstolligere anwendungen. desweiteren gibt es auch einige baufirmen, wie z.b. max bögl - http://www.max-boegl.de/boeglnet/web/show.jsp - oder georg moll - http://www.moll-tiefstrassenbau.de/ oder den farbenhersteller sikkens - http://www.sikkens.de - die mit ähnlich konstruierten schriftzügen oder signets ausgestattet wurden.

meine vermutung ist ja, dass das alles reklameschriften aus den 60ern waren bzw. sind, die nicht digitalisiert sind. ich habe es mir nebenbei halt zum hobby gemacht einerseits fontlab zu lernen an solch einer schrift, aber auch die konstruktion dieser vordergründig sehr einfach gestrickten schriftsippe zu analysieren und auszuloten, inwieweit man mit einer archaischen und simplen geometrie doch eine ästhetisch ansehnliche schrift gestalten kann.

ich würde mich sehr freuen, wenn der eine oder andere von euch mir vielleicht ein paar geschichliche oder sonstige hintergründe dazu liefern könnte.

hier ein kleines bildchen der ersten gehversuche und als anschauungsmaterial:

dqomyo.jpg

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Uwe Borchert

Hallo,

Deine Vermutung ist IMHO zutreffend. Diese Schriften wurden einfach aus Rechtecken konstruiert. Die von Dir gezeigten Schriften unterscheiden sich deshalb auch. Es gibt aber auch schon einige elektronische Schriften dieser Art.

SF Square Head:

http://www.dafont.com/sf-square-head.font

http://de.fontriver.com/font/sf_square_head/

Imagine Font:

http://www.dafont.com/imagine-font.font

http://de.fontriver.com/font/imagine_font_regular/

Angie's New House:

http://lefly.vepar.nl/

Tutor:

http://www.zetafonts.com/?leng=1&idlm=18&pag=0&id=0

Flight Corps:

http://www.iconian.com/f.html

MfG

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Uwe Borchert

Hallo,

Schau Dir auch mal Tschicholds „leicht und schnell konstruierbare Schrift“ an:

http://www.fonts.info/info/iwan-reschniev.htm

Das ist komisch! An diese habe ich auch gedacht, aber nicht darauf hingewiesen weil diese IMHO schon zu unklotzig ist. Beachte die Rundungsradien die so in den gezeigten Beispielen nicht auftauchen. Aber interessant ist diese Schrift auf jeden Fall.

https://www.myfonts.com/fonts/fdi/iwan-reschniev/

MfG

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Uwe Borchert

Hallo,

solche schriften gehen meist auf 'de stijl' zurück, eine art 'niederländischer bauhausstil'.

Bei den Leuchtreklametafeln gehen diese Schriften in erster Linie auf ,,Bequemlichkeit'' und Sparsamkeit zurück. In der pre-CNC-Ära war dies die einfachste und preiswerteste Art eine Schrift zusammenzubauen. Da war IMHO ,,de stijl'' nur das Alibi. Man sollte nie die harten Randbedingungen von Technik und Wirtschaftlichkeit vergessen. ;-)

Ansonsten noch Danke für die informativen Links.

MfG

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Retype

hey super, vielen dank für eure antworten. in den 20er jahren hab ich mich auch schon etwas rumgetrieben, die "schriften" bewegten sich schon recht stark in richtung grafisches bild und waren sehr streng von rastern geprägt. auf die eigenheiten der einzelnen buchstaben und deren erkennbarkeit/lesbarkeit wurde kaum augenmerk gelegt.

jüngst hatte ich auch in anzeigen der sony-playstation eine ähnliche auffassung gesehen. mal sehen, ob ich in einiger zeit hier mal posten kann, dass die schriftfamilie fertig ist. ich sitze da auch noch an rounded-versionen, die ja dem entwurf recht nahe liegen.

vielen dank soweit!

weitere kommentare und gedanken gerne willkommen.

hier mal noch als nachreichung die orginal-leuchtreklamen aus der schweiz:

xat2qw.jpg

30vk406.jpg

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RobertMichael

bequemlichkeit und sparsamkeit? dem würde ich wiedersprechen.

es gibt genügend beispiele wo man sieht das es früher auch anders ging. er fragte ja vorallem nach den geschichtlichen hindergründen. reduzierung und abstraktion wie sie auch beim bauhaus oder konstruktivismus zu finden sind haben diese formen geprägt und wurden dann später immer wieder gern übernommen. neville brody, wim crouwel und viele andere designer haben diesen stil dann später fortgeführt.

gerade bei baufirmen bieten sich diese 'klotzigen' formen ja an, denn der konstruktivismus ist ja auch ein typischer baustil in der architektur.

technisch bedingte typographie, gern. jedoch nicht aus bequemlichkeit und sparsamkeit sondern eher im zeichen der elementaren typografie ganz im sinne von tschichold weg von den überladenen schriften und ornamenten des 19. jahrhunderts. die sogenannten schaftstiefelgrotesk und die typische schweizer typografie sowie asymetrische gestaltung schließt später dort an.

http://fontstruct.de

sollte hier auch noch genannte werden, ein online-type-editor bei dem simple formen hinterlegt sind womit sich aber trotzdem eine vielzahl von verschiedenen gestaltungsformen realisieren lassen.

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RobertMichael

interessant in diesem fall ist auch die mountain von dan reynolds. http://www.typeoff.de/?p=44

diese wurde schon 1902 als teutonia von der schriftgießerei roos & junge herausgebracht, also weit vor bauhaus und de stjil. ich denke solche schriften findet man sicherlich auch noch im späten 19. jahrhundert.

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RobertMichael

hier ist auch noch ein beispiel von 1900:

maiers_nr8_scan.jpg

http://www.ingofonts.de/ingofonts/fonts ... 8_pro.html

In den Jahren vor dem 1. Weltkrieg erschien im Otto Maier Verlag Ravensburg ein Heftchen, betitelt "Schriften-Sammlung für Techniker: Verkleinerte Schriften der wichtigsten Alphabete", herausgegeben von Karl. O. Maier. In diesem nur ca. 8 cm breiten Heft werden zahlreiche handgeschriebene Beispielalphabete gezeigt, gedacht als Schreibvorlage zum Beschriften technischer Zeichnungen. Unter anderem findet man als Muster Nr. 8 auch diese erstaunlich "moderne" Schrift.

Manche Buchstaben lassen noch ganz zeittypisch Anklänge an den Jugendstil erkennen. Der hohe Abstraktionsgrad wirkt - bei Kenntnis des Alters - befremdend. Man kennt eine derart reduzierte Formensprache erst von den Entwürfen am Bauhaus in den 30er Jahren. Ja manch einer mag darin sogar eine Pixelschrift sehen. Das Gestaltungsprinzip, welches unsere ach so moderne Zeit prägt, ist doch schon ziemlich alt, oder müsste man sagen: höchst aktuell. Dabei war diese Schrift vor 100 Jahren nur eine Vorlage zum Selberschreiben...

quelle: http://www.ingofonts.de

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RobertMichael

mich persönlich würden ja beispiele vor 1900 interessieren. das beispiel von ralf ist ja hier eher technisch bedingt, auch wenn eine spur künstlerische vielfalt drinsteckt ;)

aber gab es diese reduzierten schriften als drucktypen, schriftenvorlagen auch schon vor 1900?

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RobertMichael

nur um nochmal auf die beispiele von Retype einzugehen, diese leuchtbuchstaben, beschilderungen und gern auch als logo sind ja in allen möglichen epochen immer mal wieder erschienen. man könnte sagen sie waren immer mal wieder in mode.

Logo von 1958 by wim crouwel

3798931186_8cbd35d908_m.jpg

http://www.flickr.com/photos/20745656@N00/3798931186

HO Kaufhalle der DDR, 70er jahre

744px-Kaufhalle.svg.png

http://de.wikipedia.org/wiki/Kaufhalle

Grönemeyer, Album "Mensch" 2002

Groenemeyer.jpg

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Gast TypoLion

Vielleicht noch ein kleiner, holländischer nachschlag. piet mondriaan hat irgendwo sein zweites a verloren (wird tatsächlich auf grund seiner signatur pm oder mondrian hauptsächlich aber so genannt).

De stijl war so eine art "vorläufer" des bauhauses. künstler (architekten, designer, maler, bildhauer etc. nannten zuerst ihr zeitschrift so und danach auch ihre "bewegung"). ein paar bilder und schriftproben als zugabe.

qr0v8x.jpg

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Retype

meine herren, ich bin beeindruckt, was ihr da so alles an hintergründen und aspekten zusammentragt. vielen herzlichen dank für die "inspirations"-häppchen und die ganzen infos.

da kann ich noch mal ne ganze weile recherchieren und die geometrien verschiedner beispiele "inhalieren", bevor ich meine kleine bescheidene schriftfamilie fertig bekomme.

es wäre manchmal ganz nett, wenn sich so eine unterhaltung/ein austausch auch mal in natura ergeben würde. aber das ist halt auch die qualität des internet und dieses forum, dass sich so viele schriftinteressierte schnell und unkompliziert treffen können.

vielen dank nochmal an alle!

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