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Das versale Eszett (Zeitschriftenartikel)

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Adrienne Walder von der Universität Zürich hat 2020 in der Zeitschrift für germanistische Linguistik einen Artikel über das Versal-ẞ geschrieben: 

Walder (2020): „Das versale Eszett. Ein neuer Buchstabe im deutschen Alphabet.“ ZGL 48(2): S. 211–237

Sie nimmt die Aufnahme des Versal-ẞ in das amtliche Regelwerk der deutschen Orthographie durch den Rat für deutsche Rechtschreibung im Jahr 2018 zum Anlass, um über die Entstehung und Verwendung des Eszett zu informieren. Zunächst nimmt sie Bezug auf Zeichen, die dem Minuskel-ß ähneln und verweist auf die Kontroverse zwischen Bollwage und Brekle, ob diese Abbreviaturen, die in Schriften zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert zu finden sind, für die Entstehung des Eszett bedeutend sein. Dann zeigt sie mit Bezug auf das erste bekannte Minuskel-ß (Wolfdietrich-Fragment) die Notwendigkeit des Eszett durch den Zusammenfall der s-Laute im Deutschen und der Ausdifferenzierung der sie repräsentierenden Grapheme (<ſ>, <s>, <z> und <ʒ>). Sie skizziert den Fortgang der Entwicklung (ſʒ-Ligatur in gotischen Schriften, Lang-ſ in humanistischen Kursivschriften, Unterscheidung von Lang-ſ und Rund-s) und benennt die verschiedenen orthographischen Regelungen zum Gebrauch des Eszett (Gottsched, Adelung vs. Heyse), wobei sie auf die verschiedenen Rechtschreibreformen ((1876), 1901, 1996) und die besondere Situation der Schweiz und Liechtensteins eingeht. Nach der Einführung des Minuskel-ß in Antiquaschriften entsteht bereits 1879 die Forderung nach einem Versal-ẞ; es bleibt jedoch bei der orthographischen Regel, <ß> im Versalsatz durch <SZ> bzw. <SS> zu ersetzen. Der reale Schreibgebrauch zeigt jedoch dass die Notwendigkeit für ein Versal-ẞ besteht, welches schließlich durch Betreiben von @Stötzner und dem Deutschen Institut für Normung 2008 in Unicode aufgenommen wird. Waldner vergleicht sodann die <ẞ>-Typen der Schriften Arial, Calibri, Cambria, Georgia, Microsoft Sans Serif, Tahoma und Times New Roman, also allesamt Microsoft-Systemschriften. Sie resümiert:

Zitat

Das Eszett erfuhr als Minuskel zwei unabhängige Entwicklungen in der Antiqua und der Fraktur: als Ligatur von <ſ> und <s> bzw. von <ſ> und <z>/<ʒ>, alles Grapheme für einen /s/-Laut. Die beiden Eszett-Graphe sind mittlerweile jedoch zusammengefallen und dienen als unterschiedliche Grundformen für dasselbe Graphem. Historisch dient das Eszett als Hinweis für ein /s/ (statt /z/) in intervokalischer Position. […] Im Jahr 2008 wurde sie [die ẞ-Versalie] schliesslich in ISO und Unicode codiert, was eine Voraussetzung dafür war, dass der Rat für deutsche Rechtschreibung Ende 2016 die Aufnahme des versalen Eszett in das amtliche Regelwerk vorgeschlagen hat. Am 29. Juni 2017 wurde bekanntgegeben, dass dieser Vorschlag umgesetzt wird. Das grosse Eszett hat somit seither ‚offiziellen‘ Status und findet auch im Regelteil der Neuauflage des Rechtschreibdudens Erwähnung […]. Ob die Verwendung des <ẞ> als Graphem deswegen zunehmen wird, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.

Der Artikel ist erhältlich über den Verlag (de Gruyter) oder Subito.

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