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Schriftpiraterie (war: suche die Schrift officina)

Empfohlene Beiträge

Lars Kähler
[wiki]Warum Schriften Geld kosten[/wiki]

Was lese ich da?:

Fonts sind nicht kopiergeschützt, und das ist gut so. Früher war das mal anders: Zu Fotosatz-Zeiten waren Schriften untrennbar mit den Maschinen der Hersteller verknüpft. Die Monotype-Setzerei konnte nur mit Monotype-Garnituren setzen, Berthold nur mit Berthold. Die Benutzung von Schrift war eingeschränkt und einer Elite vorbehalten.

Als ehemaliges Mitglied dieser „Elite“ kann ich Dir sagen, dass dies tatsächlich über Jahrhunderte so gewesen ist. Von Kaiser Friedrich II. wurden unserer Zunft fünf Farben verliehen sowie das Recht, das Schwert tragen zu dürfen – ein echtes Privileg seinerzeit. Nun macht es aber heutzutage keinen Sinn, dem proprietären Fotosatz oder davor dem Hand- und Maschinensatz nachzutrauern. Das Kind ist in den Brunnen gefallen, das Virus in die Welt gesetzt.

Und das Problem des massiven Schriftenklaus seitens der Anwender wie auch der Hersteller ist untrennbar mit der Digitalisierung der Fonts verbunden, auch wenn es dieses Phänomen schon lange vorher gegeben hat. Auch im Blei (!).

Nun stehen wir heute vor Fragen, auf die Anwälte – bei allem Respekt – keine wirklich plausible Antwort geben können. Verschärfend kommt die Globalisierung hinzu, die durch das Netz der Netze selbstverständlich noch befördert wird, zumindest im Bereich digital erfassbarer Kulturgüter (Schriften, Bilder, Filme, Musik). Es ist kaum zu erwarten, dass sich hier weltweite Standards etablieren werden, und so geht die Klauerei munter weiter. Andererseits darf man mit Recht die Frage nach dem angemessenen Preis stellen. So wie im Warenhaus ein gewisser kaufmännischer „Schwund“ gleich in die Endpreise mit einkalkuliert wird, so verhält es sich mit den Lizenzen.

Und: Wer hier im Forum frei von Schuld ist, werfe den ersten Stein!

Lars

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Thierry Blancpain

diskussionen über schriftpiraterie sind interessant und verdienen meiner ansicht nach einen besseren platz als im offtopic-geläufe eines nun doch eher unwichtigen threads. wer werfe den ersten stein… ähem… eröffnet den thread dazu?

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Bleisetzer

Was der Schweizerdegen hier schreibt, kann ich nur in vollem Umfang bestätigen.

Neue Bleisatz-Schriften werden nach Kilo-Preis berechnet. Und der liegt, je nach Schrift und Schriftgröße, zwischen 65 EUR und 85 EUR. Geliefert wird eine Mindest-Bestellmenge von 1/2 Minimum. Eine historisch gewachsene Menge des durchschnittlichen Mindestbedarfes einer Setzerei. Bei einer 8 p Schrift wiegt 1/2 Minimum ca. 3,5 kg. Ein ebensolches einer 36 p dreiviertelfetten Futura wiegt vielleicht 12-14 kg. Ein Kunde hat sich gerade die Koch Antiqua in 36 p gießen lassen - für 1.200 EUR.

Fazit: Ein Schriftgrad eines Schnittes kostet eine Bleisetzerei bei durchschnittlich 5 kg Gewicht ca. 350 EUR netto.

Vor einigen Wochen habe ich mir aus reiner Freude an der Schrift die Kabel für meinen PC gekauft. Als Medium-, Demibold und Bold-Version. Und ich hatte überhaupt keine Ahnung von den Preisen. Habe dann erst einmal nachgefragt, ob der mir genannte Preis auch wirklich richtig ist.

Auch ich empfinde die Preise für digitalisierte Schriften als marginal. Als Vertriebler frage ich mich: Wieviele dieser Schriften muß eine heutige Foundry verkaufen, um überhaupt auch nur einen Mitarbeiter bezahlen zu können?

Auch kann ich Ralphs Formulierung nicht nachvollziehen, daß in der früheren Fotosatz-Zeit die Schriften nur einer "Elite" zugänglich gewesen seien. Ich habe mich als Fotosetzer nie als einer Elite zugehörig empfunden. Sondern als Fachmann. Und die Schrift gehörte zu meinem Handwerk, war eines meiner Werkzeuge. Ein Laie konnte mit meiner Berthold-Schriftscheibe nichts anfangen, weil er weder die Maschine hatte, um mit dieser Schriftscheibe zu arbeiten, noch die Kenntnisse.

Eure digitalisierten Schriften gehören also keiner "Elite". Sie sind demokratisiert und jedem zugänglich. Jedoch wird dadurch nicht jeder automatisch zum Fachmann. Warum Ihr also Eure Schriften nicht schützt, verstehe ich nicht. Es steckt soviel Arbeit darin. Und Ihr schmeißt sie weg. Ich kann das nicht verstehen.

Provozierend gesagt: Bei den niedrigen Preisen, den eine Schrift kostet, lohnt sich eigentlich beides nicht: Weder das Raubkopieren, noch das Schützen.

Georg

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Auch kann ich Ralphs Formulierung nicht nachvollziehen, daß in der früheren Fotosatz-Zeit die Schriften nur einer "Elite" zugänglich gewesen seien.

Das ist ein Zitat aus einer FontShop-Broschur. Ich denke, dass ist einfach nur etwa blumig formuliert. Man meint sicher einfach eine »kleine Schicht« statt »Oberschicht« von Leuten. Kein Grund, dass jetzt wieder endlos breitzutreten. :wink:

Zum Thema Kopierschutz würde ich gern nochmal das Thema »Serialisierung« in die Runde werfen. Das kam schon mal kurz bei Slanted auf, wurde aber leider nicht weiterdiskutiert. Es ging damit los, dass ein gewisser Linotype-Hasser sich maßlos aufregte, dass Linotype angeblich seine persönlichen Daten in den von ihm gekauften Font einspeicherte.

Klingt auf den ersten Blick auch irgendwie schockierend, aber auf den zweiten Blick dachte ich mir: was für ein genialer Kopierschutz!

Fonts mit einem Software-Kopierschutz auszustatten ist kaum möglich. Keiner würde sie kaufen und ehrliche Kunden wären mal wieder die Dummen, wenn der Font wegen eines neu aufgesetzten Rechners etc. plötzlich nicht mehr läuft.

Was aber, wenn ein Font eine Seriennummer oder persönliche Daten enthalten würde? Da mögen alle »Datenschutz!« schreien, aber wo wäre wirklich das Problem? Auf dem eigenen Rechner steckt die Adresse schon in hunterten von Word-Dateien und E-Mails. Und die zwangsweise Weitergabe von Fonts (z.B. für die Druckvorstufe) gibts doch praktisch nicht mehr, seit jeder selbst druckfähige PDFs schreibt.

Wenn ein Schriftkäufer nun wüsste, dass sein Font auf ihn zurückverfolgbar ist, würde er ihn wohl kaum mal eben einem Kollegen »ausborgen«, oder?

Ralf

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Bleisetzer

Also mir leuchtet Deine Erklärung völlig ein, Ralph.

Dadurch, daß ich vom Vertrieb und von der Nutzung digitalisierter Schriften bisher überhaupt keine Ahnung hatte, kann ich diesen Nachteil vielleicht auch in einen Vorteil umwandeln bei einer solchen Diskussion: Ich bin zunächst völlig neutral und lese mit Interesse Eurer - vielleicht unterschiedlichen - Meinungen.

Eine nachvollziehbare Zuordnung von gekauften Schriften wäre doch nur logisch. Eine jede (größere) Maschine hat ihre Maschinennummer, die auch im Kaufvertrag mitgeführt wird. Egal, ob es nun eine Druckmaschine, ein Belichter oder ein Auto ist. Und niemand käme auf die Idee, hier einen Verstoß gegen eine Datenschutzbestimmung zu sehen.

Noch eine Frage:

Ich verstehe Deinen Beitrag so, daß ein Kopierschutz nur aus dem Grunde nie eingeführt wurde, weil er sowieso zu umgehen ist. Richtig verstanden?

Georg

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Markus Wäger
Und die zwangsweise Weitergabe von Fonts (z.B. für die Druckvorstufe) gibts doch praktisch nicht mehr, seit jeder selbst druckfähige PDFs schreibt.

Hm. Ich glaube nicht, dass wir schon so weit sind. Die ›echt‹ professionelle Liga mag zwar nichts anderes als PDFs mehr aus dem Hause geben, aber in vielen kleineren ›Agenturen‹ ist Fachwissen Mangelware — man muss sich doch nur mal die Masse an Gestaltetem ansehen, dann weiss man, dass die Minderheit der Gestalter wirklich (einigermaßen) wissen was sie tun.

Das Problem ist doch, dass sich zwar die Möglichkeiten in den letzten Jahren vervielfacht haben und ›der Eingeweihte‹ Möglichkeiten zu Workflows hat, von denen er vor wenigen Jahren noch geträumt hat, aber mit den Möglichkeiten haben sich auch die Fallstricke vervielfältigt. Aus diesem Grund rate ich meinen Kursteilnehmern (InDesign) auch immer offene Dokumente an die Produktion zu übergeben — die meisten arbeiten in nicht-grafischen-Betrieben und machen einfache Folder und Inserate ›nebenher‹. Die haben keine Ahnung was sie tun sondern trommeln nur auf der Vielzahl der ›Knöpfe‹ der Applikation herum — bei offenen Dokumenten hat der arme Druckvorstufentechniker dann die Möglichkeit die schlimmsten Hürden zur Seite zu räumen.

Nun: und bei offenen Dokumenten müssen eben die Schriften auch mit.

Eine andere Frage liegt mir aber auf der Zunge … äh — den Fingern: Wer von den Lauschern, Lesern und Schreibern hier hat nicht auch einen oder zwei nicht ganz legale Schriften auf seiner Festplatte und wer hat noch nie für eine Arbeit einen nicht lizensierten Font verwendet?

:-?

Liebe Grüße. Markus.

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Lars Kähler

Vielleicht können wir nun auf Grund der bisherigen Diskussion immerhin drei Dinge einmal festhalten:

1. Schriftenklau gab/gibt es schon im Bleisatz

2. und zwar bei den Herstellern (!)

3. Jeder tut es, keiner sagt es

Es ist wie mit der BILD-Zeitung. Die liest auch kein Mensch, und trotzdem hat sie Millionenauflage. Das eigentlich Interessante an der Sache ist doch, dass die allermeisten Anwender – „wir“ – genauso klauen wie die allermeisten Hersteller. Wen das im Detail interessiert, dem sei gesagt, dass solche Informationen in der Datenbank von Global Type auf der Basis der Schriftensammlung von Hans Reichardt bereits vorhanden sind. Allerdings geben wir diese durchaus brisante Information nur in einem „Einbahnstraßenverfahren“ heraus. So wird es möglich sein, unter „Search for the Original“ den Erstschöpfer einer Schrift bzw. die dazugehörige Firma zu ermitteln, nicht aber umgekehrt nach sog. Freefonts zu suchen, die nur Imitate oder gar gleich Raubkopien der Originale sind. Wir sind insofern bestrebt, den Wert des Artwork eines Schriftentwurfes entsprechend zu respektieren.

Dennoch erneut die Frage nach der Gegenposition, also aus der Sicht der aller-aller-allermeisten Anwender: Wieviel dürfte bspw. eine Photoshop-Version kosten, wenn sie wirklich *alle* User auch bezahlen würden? 300 $? 100? 20? 2?

In diesem Zusammenhang würde ich ja gern auch einmal ein Wort Eurerseits hören zu den Seiten eines gewissen Ulrich Stiehl aus Heidelberg, die wie die Rache eines frustrierten Insiders daherkommen. Er erhebt dort massive Anschuldigungen gegen die „funny font forging industry“ und zählt auch Namen wie Linotype, Monotype oder gar Robert Slimbach auf. Immerhin hat Prof. Devroye aus Montreal seinen Namen für eine Übersetzung ins Englische hergegeben und in der Headline von „Bertholdgate“ getitelt. Die Seiten sind hier zu finden:

http://www.forgers.de/forgers/#FORGERS

Lars

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Thierry Blancpain

das einfügen des namens des käufers nützt doch auch nichts. praktisch jede kommerzielle software hat einen kopierschutz - hat das bisher irgendeiner was genützt? ich bin nicht besonders bewandert in diesen gebieten, aber mit dem nötigen fachwissen wird ein solcher eintrag (ganz abgesehen von den technischen problemen, den nur schonmal da reinzukriegen) sicher problemlos löschbar sein. einer muss einen namen rauslöschen und schon geht die schrift via p2p-netzwerke um die halbe welt.

technisch wird man schrift-piraterie nie unterdrücken können, denke ich. gewisse leute werden, solange sie können, auch immer weiter kopieren und klauen. gewisse leute setzen das dann auch noch für arbeiten ein.

das ist so und wird so bleiben, viel wichtiger (gerade für kleine foundries) ist heutzutage das kunden-binden. underware hat z.b. zu ihren schriften bücher herausgegeben, das sehr schöne sauna-buch steht bei mir im regal - inkl. CD mit der schrift drauf, allerdings mit der lizenz nur zum ausprobieren. das finde ich den richtigen weg, so bindet man kunden, überascht sie, etc..

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Bleisetzer
Vielleicht können wir nun auf Grund der bisherigen Diskussion immerhin drei Dinge einmal festhalten:

1. Schriftenklau gab/gibt es schon im Bleisatz

2. und zwar bei den Herstellern (!)

3. Jeder tut es, keiner sagt es

Hier werden Birnen mit Äpfeln verglichen.

Verletzungen von Copyrights von Anbietern - hier halt von Schriftigießereien, gab es tatsächlich immer schon. Dennoch kann man dieses kritikwürdige Verhalten nicht gleichsetzen mit der Nutzung einer Raubkopie. Denn selbstverständlich hat die Schriftgießerei des Originals ein solches Plagiat nicht einfach hingenommen, sondern einen Rechtstreit begonnen. Und der Plagiator kam nur mit seinem Produkt durch, wenn er das Produkt zum einen unter anderem Namen, zum anderen mit einem eindeutig definierten Prozentsatz an Abweichung gegenüber dem Original anbot.

Also stellt zwar die Aussage des Verkäufers "...bildgleich mit der Unger-Fraktur." eine eindeutige Falschaussage dar. Die Kabinett-Fraktur musste von der Unger abweichen - siehe oben.

Genau das gleiche wird heute gelten. Gibt eine Foundry eine Schrift heraus, die zwar anders heißt, jedoch identisch ist mit einer Schrift, deren Lizenzrechte bei Linotype liegen, so wird Linotype das nicht auf sich beruhen lassen.

Der große Unterschied zum Mißbrauch durch Anwender liegt halt in deren Möglichkeit, Raubkopien unerkannt zu nutzen. Hersteller, egal, ob Schriftgießereien oder heutige Foundries, können nicht so vorgehen.

Georg

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technisch wird man schrift-piraterie nie unterdrücken können, denke ich.

Völlig richtig. Aber warum sollte ein Font nicht wie jede andere Software auch eine Seriennummer haben? Ich frage mich, ob das nicht die Hemmschwelle zur Weitergabe der Fonts deutlich heraufsetzten würde.

underware hat z.b. zu ihren schriften bücher herausgegeben,

Die Jungs von Underware verstehen es wirklich fabelhast neue Wege auszuprobieren. Das kann man aber nicht einfach so auf andere übertragen. Soweit ich weiß, sind ihre Schriftmusterbücher auch nur durch Fördergelder entstanden und die relativ hohen Kosten mussten also nicht durch die Lizenzeinahmen wieder reinkommen. Und auf große Anbieter wie FontShop oder Linotype mit tausenden von Fonts kann man solche liebevollen Einzelkonzepte sowieso nicht übertragen.

Ralf

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Thierry Blancpain

natürlich ist das underware-konzept nicht übertragbar auf FS und andere branchengrössen; viel wert ist es trotzdem.

bez. seriennummer: ich glaube kaum. wann würde diese seriennr. in die schriftdatei reinkommen?

schon beim hersteller? das würde die distributionskosten gerade für kleinere foundries in die höhe schnellen lassen, ganz abgesehen von der dann entstehenden zeitlichen verzögerung beim kauf der schrift.

erst beim kunden? da wäre ein programm denkbar, dass die eingegeben daten (name und seriennummer) in die schriftdatei einfügen würde - evtl. ja auch verschlüsselt und versteckt. aber da ist schon der haken, solche systeme basieren ja wohl meistens auf einem algorithmus, und solche werden im normalfall ziemlich schnell geknackt. dann gibt man einfach irgendeinen namen und die dazu passende seriennr. ein, und das programm erkennt die kopie nicht einmal - eben weil die seriennummer zum namen passt (da über einen algorithmus verbunden).

so schnell ist der kopierschutz aufgehoben. das hat man in der filmindustrie gesehen, in der softwareindustrie, in der musikindustrie. ich denke kaum, dass die schriftfoundries hier die grosse ausnahme sind.

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Bleisetzer

Mittelfristig wird es eine andere Art der PC-Nutzung geben.

Die rechen-intensiven Vorgänge werden auf Servern stattfinden und Programme wie Word, Excel, aber sicher auch Photoshop etc. werden nicht mehr als Programm-Version vom Endkunden gekauft werden, sondern stehen zur Nutzung online zur Verfügung - natürlich gegen Entgelt. Und ein solches Nutzungsprinzip ist keinesfalls so weit weg, wie viele derzeit noch denken.

Hat ein Endkunde - egal, ob zur privaten Nutzung oder zur gewerblichen - nun sein dummes Frontend-Gerät, mit dem er sich in eine Provider-Server seiner Wahl einloggen kann, so kann er dort seine benötigten anwender-spezifischen Programme nutzen. Und genau in diesem Moment sollte das Problem "Raubkopien" erledigt sein. Zumindest kann man der Sache dann einen Riegel vorschieben.

Ob dieses geplante Nutzungsprinzip für private und/oder gewerbliche Endkunden erstrebenswert ist, ist eine völlig andere Frage.

Georg

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wann würde diese seriennr. in die schriftdatei reinkommen?

Das könnte ein Script auf dem Server direkt vor dem Download erledigen. Ich schätze mal das 95 Prozent der normalen Anwender nicht in der Lage sind, eine Seriennummer in einer Binary-Fontdatei zu ändern. Somit wäre damit schonmal etwas gewonnen.

Die kriminelle Energie ist ja bei Fonts nicht so hoch wie bei Filmen oder sonstiger Anwendersoftware. Ich denke nicht, dass die Hacker schlange stehen würden, um Fonts von Seriennummern zu befreien …

Außerdem würde es vor allem die ehrlichen Inhaber der Fonts sensibilisieren, besser auf die erworbenen Fonts aufzupassen, da sie ja dann belangbar sind.

Wo werden denn Schriften raubkopiert? Zum Beispiel wenn der Praktikant sich mal eben den kompletten Schriftbestand der Agentur mit nach Hause nimmt, oder Studenten alles vom Uni-Server kopieren. Wären die Fonts hier dem Käufer zuzuordner würde der schon dafür Sorge tragen, dass nicht jeder das Zeug kopiert, oder?

Ralf

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Markus Wäger
so schnell ist der kopierschutz aufgehoben. das hat man in der filmindustrie gesehen, in der softwareindustrie, in der musikindustrie.

Gute Argumente. Und der ganze Ärger mit verkopierschützten CDs die nur auf manchen Playern laufen! Ich habe, seit die Sache mit Kopierschutz ausgeartet ist keine einzige Musik-CD mehr gekauft. Hatte mal eine Diskussion mit einem Herrn vom deutschen Phonoverband (oder so) — die betrachten ihre Kunden ganz offensichtlich als Gegner.

:-)

Greetinx. Markus.

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Markus Wäger
Wo werden denn Schriften raubkopiert? Zum Beispiel wenn der Praktikant sich mal eben den kompletten Schriftbestand der Agentur mit nach Hause nimmt, oder Studenten alles vom Uni-Server kopieren. Wären die Fonts hier dem Käufer zuzuordner würde der schon dafür Sorge tragen, dass nicht jeder das Zeug kopiert, oder?

Hmmm. Solange das nicht exekutiert wird kratzt so eine Seriennummer keine Sau.

Und Exekution? Soll besagter Praktikant dann zu 100.000 Euro Strafe verdonnert werden weil er einen Ordner mit 20.000 Schriften von der Agentur kopiert hat wie es bei Musik der Fall war? Die Musikindustrie hat mit diesen Aktionen doch nur bewirkt, dass sich heute jeder Raubkopierer für eine Art Robin Hood hält.

Der Musikindustrie hat man übrigens übel genommen, dass sie sich mit Einführung der CD ordentlich saniert hat. Ich habe auch mal mit einem ›alten Setzer-Hasen‹ gesprochen, der frustriert kein Problem damit hat heute eine Helvetica zu raubkopieren — er sagt er hätte die Schrift zum ersten mal in Blei gekauft und zum zweiten mal für den Photosatz und jedesmal hat der Vertrieb ordentlich zugegriffen; soetwas wie einen Upgradepreis hat es da offensichtlich nie gegeben. Tja, und manchmal rächt es sich halt, wenn man kassiert so lange und so viel man kann — siehe Quark.

Bitte versteh mich niemand falsch — ich habe (fast) nur gekaufte Musik, verwende nur lizensierte Software, bezahle auch für hilfreiche Donationware und beschränke mich seit langem auf lizensierte Schriften. Ich bin aber mehr für Sensibilisierung als von Zwangsmaßnahmen.

Wie allerdings — da bin ich auch ratlos.

Liebe Grüße. Markus.

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Und Exekution? Soll besagter Praktikant dann zu 100.000 Euro Strafe verdonnert werden weil er einen Ordner mit 20.000 Schriften von der Agentur kopiert hat wie es bei Musik der Fall war?

Eben nicht. Aber man könnte die Agentur selbst belangen. Und genau da würde die von dir angesproche »Sensibilisierung« von ganz alleine losgehen. Wenn ich weiß, dass meine Daten in dem Font stecken, pass ich auch besser darauf auf und sage meinem Praktikanten als allererstes, dass er die Finger vom Server lassen soll.

Und so ein »weicher« Kopierschutz ist tausendmal besser als besagte Mechanismen der Film- und Musikindustrie.

Ralf

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Markus Wäger

Ist das denn realistisch? Die Software-Industrie — ich nehme mal an vergleichsweise ein Schwergewicht — exekutiert doch die Verletzungen ihrer Lizenzrechte auch kaum, obwohl doch ein gutes Drittel (oder waren es zwei) der gewerblichen Anwender mit Raubkopien arbeiten soll (Angabe von einem Adobe-Manager vor ein paar Jahren).

Greetinx. Markus.

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Sebastian Nagel
Mittelfristig wird es eine andere Art der PC-Nutzung geben.

Die rechen-intensiven Vorgänge werden auf Servern stattfinden und Programme wie Word, Excel, aber sicher auch Photoshop etc. werden nicht mehr als Programm-Version vom Endkunden gekauft werden, sondern stehen zur Nutzung online zur Verfügung - natürlich gegen Entgelt. Und ein solches Nutzungsprinzip ist keinesfalls so weit weg, wie viele derzeit noch denken.

Ich kann mir das nicht vorstellen dass sich das mittelfristig durchsetzen wird. Nicht aus technischen Gründen, sondern aus emotionalen: Der Mensch ist ein Jäger und Sammler, was ihm etwas wert ist, das will er besitzen, kontrollieren, greifbar haben und damit machen können, was wann und wie oft man will. Das hat, so glaube ich, nicht viel mit der Verlässlichkeit des Servers zu tun, sondern durchaus mit einer physischen Präsenz.

Ich sehe das bei meinen Büchern: 90% könnte ich in der FH-Bibliothek binnen 15 Minuten einsehen wenn mir danach ist, trotzdem habe ich knappe 2m Typo- und Gestaltungsbücher zu Hause.

Ich sehe das bei meiner Musik: Ich will sie nicht runterladen, egal ob legal oder illegal, damit dann ein paar Files in einem Ordner liegen, sondern ich will etwas das mir *gehört*. Noch schlimmer finde ich diese Konzepte, wo die Musik auf dem Server bleibt und ich mir nur die Erlaubnis erkaufe, sie anzuhören. Wenn ich Musik herunterlade und sie mir mehrfach anhöre, landet die entsprechende CD recht schnell in den Warenkorb, einfach weil ich sie dann "wirklich" haben will. Zum sammeln.

Ich glaube genauso wird es mit Programmen bleiben. Das was ich wirklich verwende, von dem ich abhängig bin, das will ich auch physisch kontrollieren können.

Und ich denke es ist bei Schriften nicht anders. Das geht bei mir so weit, dass ich mir (wenn es nicht sehr eilt) lieber eine CD zuschicken lasse, als die Schriften per Mail oder Download zu beziehen.

Wobei das alles natürlich nur bei solchen Dingen funtkioniert, die dem Benutzer etwas wert sind, auch emotional. Wenn ich Musik nicht wertschätze kann die auch von einem Server aus auf mich eindudeln, wenn ich Software nur 2x im Jahr brauche, ok, warum nicht so, Gestalter-Jahrbücher zum 1x-durchblättern und sich dabei langweilen genügen mir auch in der Bib, die muss ich mir nicht ins Regal stellen.

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Markus Wäger
Ich kann mir das nicht vorstellen dass sich das mittelfristig durchsetzen wird. Nicht aus technischen Gründen, sondern aus emotionalen: Der Mensch ist ein Jäger und Sammler, was ihm etwas wert ist, das will er besitzen, kontrollieren, greifbar haben und damit machen können, was wann und wie oft man will.

Das lag mir auch schon … auf den Fingern.

Greetinx. Markus.

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Thierry Blancpain

bleisetzer, dein konzept ist ja nicht neu oder revolutionär, bzw. die idee gabs schon anfangs der 90er jahre und kommt jetzt im zuge der immer grösseren verbreitung von hohen bandbreiten auch im privaten bereich wieder zurück.

meine ansicht ist nun mal diese: man kann menschen nicht vom raubkopieren abhalten. man kanns ihnen schwerer machen, was aber eigentlich immer dazu führt dass nachher auch die guten käufer und die kleinen foundries probleme damit haben: funktioniert so eine veränderte font-datei auch noch unter win95? mit dem 5 jahre alten rip? wieviel kostet dieses script, dass seriennummern in die fontdatei einspeichert? versteht auch CS1 diese dateien in 2 jahren noch?

für mich gehört "kampf gegen raubkopierer" in die kategorie "war on drugs": nie zu gewinnen. menschen sind so, natürlich kann man die unbedarften dadurch davon abhalten, aber die anderen? kaum - und zu welchem preis?

dein beispiel mit der agentur hinkt nur schon dadurch, dass im laufe von 5 jahren in gewissen agenturen locker 10-20 praktikanten zugriff auf die schriftbibliothek haben. usb-stick rein (oder willst du die usb-eingänge wegnehmen?), ordner öffnen, rüberziehen, fertig. das (wohl erst jahre später aufgedeckte) verbrechen dann jemandem zuzuordnen wird mehr als schwer, ganz abgesehen von den rechtlichen schwierigkeiten zur haftung, etc..

und es gilt (denke ich) immer noch folgende theorie: ich kenne leute mit 1.5 terabyte (!) musik zuhause, die machen das aus lust am sammeln und weil sie gerne eine grosse auswahl haben - und auch weil sie die musik (der hat z.b. sehr viel klassik) wirklich mögen. soviel kaufen würden sie aber nie im leben, wer will/kann das schon.

ich habe auch schon musik runtergeladen - zum beispiel als ich mir meine letzte CD kaufte und die auf meinem MP3-diskman nicht funktioniert hat. musste ich halt die ganze CD nochmals illegal runterladen, neu brennen und dann hats auch funktioniert. sowas nimmt dem sich falsch verhaltenden menschen - in diesem fall mir - einfach die hemmung.

ich habe auch einige raubkopierte schriften auf meinem pc, einfach weil ich sie:

- gerne richtig gross sehen mag (um qualität, etc. gut zu sehen)

- gerne in einem richtigen umfeld sehe (z.b. mit dem schon gestalteten signet des kunden)

- den nötigen respekt vor den gestaltern habe, die schrift nachher auch zu kaufen wenn sie in einem auftrag genutzt wird.

den meisten grafikern fehlt dann wohl der letzte von mir genannte punkt, und da sehe ich das grössere problem als bei studenten, die einfach nicht die mittel (und/oder kunden) haben, die schriften zu bezahlen. ich zitiere im folgenden einen gestalter, möchte jedoch auf seinen namen verzichten: ihm sei es lieber wenn junge leute anständige schriften benützen im studium anstelle der hässlichen freefonts oder systemfonts, die sonst an der reihe wären. zu dieser ansicht gehört dann halt auch, bei jeder möglichkeit darauf hinzuweisen, dass schriften ihr geld wert sind und dass es für kommerzielle arbeiten mehr als angebracht ist, sich diese auch zuzulegen.

so, und jetzt hoffe ich, für meine beichte nicht geköpft zu werden.

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Markus Wäger

Super, Thierry! Das deckt sich ziemlich 1:1 mit meiner Ansicht. Nur bei den 1.5 TB Musik muss ich doch widersprechen. Man kann sich eben nur das kaufen, was man sich leisten kann. Es gibt keinen naturgegebenen Anspruch auf Musik, nachdem man sich nehmen kann, was man sich nicht leisten will.

Wer Abwechslung will soll halt Radio hören.

Greetinx. Markus.

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Thierry Blancpain

natürlich, das war ja auch das extrembeispiel, um zu zeigen was es heute alles an sammlungen gibt. anscheinend gibts in der schweiz keine öffentliche bibliothek mit soviel digitaler musik. was mein eigentlicher punkt dazu war: soviel musik würde eine privatperson nie kaufen, daher sind die "verlustrechnungen" der musik-/filmindustrie auch ein riesiger witz.

wobei man schon auch zwischen piraterie mit professionellem und privatem verwendungszweck unterscheiden muss. und gerade weil dieser bekannte nie im leben soviel musik kaufen würde oder auch nur irgendwie gewinn daraus schlägt, habe ich moralisch gesehen recht wenig probleme damit.

oder: die filme, die ich selber heruntergeladen oder bei freunden die das getan haben geschaut habe, hätte ich mir nie im kino angesehen (abgesehen davon dass ich bis vor kurzem eh noch legal gratis ins kino kam). das sind die, die mir egal sind, da würde ich sonst halt TV schauen oder ein kartenspiel spielen, dafür bezahlen würde ich auf keinen fall - entgeht den firmen dann ein gewinn?

ich finde diese moralischen fragen nicht einfach zu beantworten: natürlich ists illegal, natürlich ist es nicht rechtens: aber schadet es (solange man dabei eben mit einer gewissen moral vorgeht) irgendwem?

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dein beispiel mit der agentur hinkt nur schon dadurch, dass im laufe von 5 jahren in gewissen agenturen locker 10-20 praktikanten zugriff auf die schriftbibliothek haben. usb-stick rein (oder willst du die usb-eingänge wegnehmen?), ordner öffnen, rüberziehen, fertig.

Und so ein Praktikant sollte eben einen Benutzer-Account bekommen, der ihm keinen aktiven Schreib-/Lese-Zugriff auf die Fonts (und alle anderen sensiblen Daten) ermöglicht - nur das Aktivieren der Fonts per Fontmanger sollte erlaubt sein. Das ist nun wirklich die einfachste Sache der Welt und in einer Minute eingerichtet.

Aber wie gesagt: Das Bewusstsein dafür erwächst erst, wenn sich der legale Käufer für den Schutz der Fonts verantwortlich fühlt. Und das tut er wahrscheinlich erst, wenn er dafür unterschrieben hat oder eben der Font personalisiert ist.

Oder ist es nicht so, dass man einen Font, den man selbst als Raubkopie bekommen hat eher weitergibt, als einen den man legal erworben hat? Für mich ist deshalb hier die kritische Stelle. Wenn die Fonts einmal in den Tauschbörsen auftauchen ist es zu spät. Wenn überhaupt, muss man da ansetzten, wo sie vom legalen Käufer »verschwinden«.

Ich mache mir natürlich keine Illusionen, dass man raubkopierte Fonts maßgeblich eindämmen könnte. Ich denke nur laut darüber nach, ob man sich einfach so mit dem Status Quo zufrieden geben sollte. Die Variante mit der Seriennummer erscheint mir da noch am Vernünftigsten, da sie eben nicht - wie in der Musik- und Filmindustrie - mit technischen Einschränkungen verbunden wäre.

Ralf

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Markus Wäger

Ich würde mir ja auch keinen Gameboy kaufen, also nehme ich mir einfach einen. Wer verliert dabei schon was?

Nun, der Vergleich hinkt natürlich, denn wenn ich Hardware stehle fehlt das Teil dort wo ich es mitgehen ließ. Mache ich eine Raubkopie fehlt das Original nicht — nur der Umsatz dafür.

Anderes Beispiel: Ich würde ja eigentlich auch nicht Skifahren — das ›lifteln‹ ist mittlerweile echt zu teuer. Also schleiche ich mich durch und fahre gratis. Da verliert ja niemand was dabei, oder?

Die Sache ist eigentlich ganz einfach:

Jemand stellt was her — ein Produkt, ein Programm, ein Werk, eine Idee. Es ist sein gutes Recht dies zu verschenken oder zu verkaufen nach den Konditionen die er dafür für Rechtens hält.

Jemand anderes hat Interesse dran; kleines, großes — irrelevant (denn ganz ohne Interesse schaust du dir auch keinen Film an für den du eigentlich nichts bezahlen würdest)

Nun gibt es eine einfache Rechnung:

Interesse höher als Preis|Leistung|Kondition = kaufen

Interesse kleiner als Preis|Leistung|Kondition = nicht kaufen (NICHT nehmen ohne bezahlen!)

Greetinx. Markus.

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