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Topp-Thema: Eszett als Großbuchstabe

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Keine Frage. Aber wir wissen ja aus Erfahrung was passiert, sobald die Debatte um alte und neue Rechtschreibung wieder entflammt. Und in Pachulkes sehe ich schon wieder die Funken sprühen. Aber das sollte dann an anderer Stelle diskutiert werden.

Solange es nur um historische Zusammenhänge des ß geht, ist ja alles in Ordnung.

Edith: Eine Kopie der Argumente pro Adelung’sche Schreibung wurden hier als neuer Strang angelegt: http://www.typografie.info/2/showthread.php/25007-Eszettschreibung-nach-Heyse-oder-Adelung

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Mach
Ich schließe nicht von meiner Eszett-Gewohntheit auf einen Mangel der SS-Schreibung, sondern von den Grundsätzen unserer Rechtschreibung. Das habe ich doch erklärt.

Genauso, wie ich doch schon erklärt habe, dass die Schreibung ‹ss› den Grundsätzen unserer Rechtschreibung sowieso nicht entspricht. Da nun aber bei der Schreibung ‹ss› die Grundsätze unserer Rechtschreibung gar nicht zum Zuge kommen, beruht dein Schluss eben doch auf deiner Eszett-Gewohnheit.

Willst Du abstreiten, daß Masse und Maße zwei unterschiedliche Wörter sind, die unterschiedlich ausgesprochen werden?

Das liegt mir fern. Was ich sage, ist bloss, dass keinerlei Mangel entsteht, nur wenn diese Unterscheidung nicht getroffen wird – genausowenig, wie wir irgendeinen Mangel erleiden, nur weil wir zwischen den unterschiedlichen und unterschiedlich ausgesprochenen Wörtern «umfahren» und «umfahren» nicht unterscheiden, oder «modern» und «modern», oder «Lache» und «Lache» oder «raste» und «raste» u.v.a.m.

Die Möglichkeit zur Unterscheidung nicht zu haben, ist für meine Begriffe ein Mangel.

Selbstverständlich, und zwar einfach deshalb, weil du es dir so gewöhnt bist. Wenn du es dir anders gewöhnt wärst, dann empfändest du jedoch keinerlei Mangel. In der Schweiz sind wir es uns anders gewöhnt, so dass die Schweizer Schreibung auf keinen Fall als mangelhaft erscheint. Es ist also nur eine Frage der Gewohnheit, und nicht eine Frage der Mangelhaftigkeit. Wenn du das nicht einsiehst, so liegt das wohl daran, dass du nicht von deiner eigenen Gewohnheit abstrahieren willst.

Wir können Verschiedenes unter einer mangelhaften Schreibung verstehen:

  • Eine Schreibung ist mangelhaft, die unserer Gewohnheit nicht entspricht. In diesem Sinn ist immer die jeweils andere Schreibung mangelhaft. Es ist also ein durchaus nutzloser Begriff von Mangelhaftigkeit.
  • Eine Schreibung ist mangelhaft, wo zwei unterschiedlich ausgesprochene Wörter nicht unterschieden werden. In diesem Sinn ist die deutsche Rechtschreibung grundsätzlich mangelhaft und – zugegeben – die Schreibung ohne ‹ß› ein wenig mangelhafter als die Schreibung mit ‹ß›, was jedoch angesichts der Vielzahl von weiteren nicht unterschiedenen Wörtern kaum ins Gewicht fällt.
  • Eine Schreibung ist mangelhaft, bei der grundsätzliche praktische Probleme entstehen, so dass die Funktion der Schrift als Kommunikationsmittel beeinträchtig wird. In diesem Sinn ist selbstverständlich weder die Schreibung mit ‹ß› noch die Schreibung ohne ‹ß› mangelhaft, denn beide erfüllen problemlos alle praktischen Anforderungen.
  • Eine Schreibung ist mangelhaft, die handfeste praktische Probleme verursacht, etwa in Schriftgestaltung oder Didaktik. In diesem Sinn ist die deutsche Rechtschreibung grundsätzlich mangelhaft und die Schreibung mit ‹ß› ein wenig mangelhafter als die Schreibung ohne ‹ß› – etwa weil sie, um mal wieder zum Thema des Threads etwas beizutragen, komplizierte Probleme im Versalsatz verursachen kann (von der einfachen Lösung, dass das ‹ẞ› ein gewöhnlicher Grossbuchstabe wäre, sind wir weit entfernt) –, was jedoch angesichts weiterer Probleme wie der grossen Umlautbuchstaben oder der Massierung von Grossbuchstaben kaum ins Gewicht fällt.

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Joshua K.

Ralf: Kannst Du bitte die betreffenden Beiträge in einen neuen Strang, bspw. mit dem Titel „Ist es ein Mangel, statt ‚ß‘ ‚ss‘ zu schreiben?“, verschieben?

Genauso, wie ich doch schon erklärt habe, dass die Schreibung ‹ss› den Grundsätzen unserer Rechtschreibung sowieso nicht entspricht. Da nun aber bei der Schreibung ‹ss› die Grundsätze unserer Rechtschreibung gar nicht zum Zuge kommen, beruht dein Schluss eben doch auf deiner Eszett-Gewohnheit.

Die Tatsache, daß das s gewisse Besonderheiten hat, heißt nicht, daß für das s überhaupt keine der gewöhnlichen Grundsätze unserer Rechtschreibung gelten. Das ist ein völlig haltloser Schluß. Doppelung des s bedeutet Kürzung, genauso wie bei jedem anderen Selbstlaut (Rose — Rösser), ganz unabhängig davon, ob es in dem Beispiel noch weitere Besonderheiten beim s gibt.

Die ß-Schreibung ist eingeführt und funktioniert gut. Ich sehe nur Nachteile darin, sie abzuschaffen, weil sie eine sonst nicht mögliche Unterscheidung ermöglicht. Genauso wie ich beispielsweise die Unterscheidung von u und v sinnvoll finde und nicht missen möchte. Da diese Unterscheidungsmöglichkeiten von vielen Menschen als sinnvoll angesehen werden, ist es ein Mangel, sie nicht zu haben. Nur weil Du eine solche Unterscheidung nicht als nötig empfindest, heißt das nicht, daß diese Unterscheidung sinnlos ist. Nur weil Du etwas nicht als mangelhaft empfindest, heißt das nicht, daß es nicht mangelhaft ist.

Bitte verstehe „mangelhaft“, wenn ich es sage, nur in dem Sinne: etwas Sinnvolles fehlt. Und jetzt behaupte bitte nicht, das ß sei sinnlos. Es hat einen Sinn, weil es nach bestimmten Regeln angewandt wird und deshalb auch eine Bedeutung trägt. Deshalb bin ich für das Eszett, nicht weil ich daran gewöhnt bin.

Ich habe verstanden, daß Du die vom ß vermittelte Bedeutung für unwichtig hältst. Du hast vermutlich verstanden, daß ich die Bedeutung für wichtig genug halte, das Eszett beizubehalten, und daß ich nicht einsehe, nur um einen Buchstaben einzusparen, die damit verbundenen Nachteile in Kauf zu nehmen (meiner Meinung nach höherer Aufwand der „ss“-Ersatzregel, neue Doppeldeutigkeit von „ss“). Damit haben wir eigentlich alles gesagt.

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Kathrinvdm
Ralf: Kannst Du bitte die betreffenden Beiträge in einen neuen Strang, bspw. mit dem Titel „Ist es ein Mangel, statt ‚ß‘ ‚ss‘ zu schreiben?“, verschieben?

Ralf hat schon einen neuen Strang angelegt. Passt der nicht? :-)

Edith: Eine Kopie der Argumente pro Adelung’sche Schreibung wurden hier als neuer Strang angelegt: http://www.typografie.info/2/showthr...e-oder-Adelung
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Mach
Das ist ein völlig haltloser Schluß. Doppelung des s bedeutet Kürzung, genauso wie bei jedem anderen Selbstlaut (Rose — Rösser) ...

Dann beweise ich es dir halt noch einmal mit Beispielen: In Wortpaaren wie Konfusion und Diskussion, passieren und phrasieren, Session und Läsion bezeichnet die Verdoppelung nicht einen Ausspracheunterschied der vorangehenden Vokale, sondern der beiden s-Laute (wie auch gemäss neuer und alter Rechtschreibung in Wortpaaren wie STRASSEN und ASEN, GROSSE und LOSE). Bei der gewöhnlichen Verdoppelung von Konsonantenbuchstaben gemäss den Prinzipien der deutschen Rechtschreibung verhält es sich aber genau umgekehrt: Da bezeichnet die Verdoppelung nicht einen Ausspracheunterschied der Konsonanten, sondern der vorangehenden Vokale.

Also widerspricht die Verwendung von ‹ss› dem Verdoppelungsprinzip der deutschen Rechtschreibung. Die Schreibungen ‹s› und ‹ss› sind in der deutschen Rechtschreibung kein gewöhnliches Paar aus einfachem und verdoppeltem Konsonantenbuchstaben, sondern zwei verschiedene Lautschreibungen. Deine Behauptung, dass die Schreibung ‹ss› in Wörtern wie Strasse eine besondere Abweichung vom Verdoppelungsprinzip der deutschen Rechtschreibung darstellte, ist also falsch, denn das ‹ss› entspricht diesem Prinzip sowieso nicht.

Da diese Unterscheidungsmöglichkeiten von vielen Menschen als sinnvoll angesehen werden, ist es ein Mangel, sie nicht zu haben.

Es würde mich nicht wundern, wenn das ‹ß› in einer direkten demokratischen Abstimmung kein Volksmehr fände. Wenn es aber doch angenommen würde, so aus Gewohnheit, und nicht aus Sinnvolligkeit.

Nur weil Du eine solche Unterscheidung nicht als nötig empfindest, heißt das nicht, daß diese Unterscheidung sinnlos ist.

Habe ich das irgendwo behauptet? Ich sage nur, dass das ‹ß› Vorteile und Nachteile hat. Wer die Gewohnheit hat, das ‹ß› zu schreiben, wird die Nachteile natürlich übersehen. Wer jedoch die Gewohnheit nicht hat, wird nur wenig Vorteile finden – nämlich den, dass von denjenigen Fällen, wo die deutsche Rechtschreibung keine Eindeutigkeit schafft, in einigen wenigen eine Verbesserung möglich ist. In Bezug auf Eindeutigkeit wäre übrigens die Einführung eines Akzents vermutlich in zahlreicheren Fällen nützlich als das ‹ß›, vgl. umfahren/úmfahren, modern/modérn, ein/éin. Versteht mich nicht falsch: Ich bin auf gar keinen Fall für eine Einführung des Akzents. Ich sage nur, dass – nüchtern betrachtet – der Akzent mehr Nutzen brächte als das ‹ß›.

Es hat einen Sinn, weil es nach bestimmten Regeln angewandt wird und deshalb auch eine Bedeutung trägt. Deshalb bin ich für das Eszett, nicht weil ich daran gewöhnt bin.

So so, folglich müsstest du auch für das ‹ſ› sein, denn auch das wird nach bestimmten Regeln angewandt und trägt deshalb eine Bedeutung. Aber halt, es «wurde» angewandt und es «trug» eine Bedeutung – man hat schliesslich heute nicht mehr die Gewohnheit, es zu setzen. Ja, was gibt nun bei dir den Ausschlag: Bedeutung oder Gewohnheit?

Ich habe verstanden, daß Du die vom ß vermittelte Bedeutung für unwichtig hältst. Du hast vermutlich verstanden, daß ich die Bedeutung für wichtig genug halte, das Eszett beizubehalten, und daß ich nicht einsehe, nur um einen Buchstaben einzusparen, die damit verbundenen Nachteile in Kauf zu nehmen (meiner Meinung nach höherer Aufwand der „ss“-Ersatzregel, neue Doppeldeutigkeit von „ss“). Damit haben wir eigentlich alles gesagt.

Beinahe: Ich verstehe, dass du die Vorteile des ‹ß› für grösser hältst als die Nachteile (die du gar nicht nennst, beispielsweise Mehraufwand bei Fonts, Didaktik, Kodierung – man denke nur ans ‹ẞ› –, Tastaturen usw.). Ich bin nur nicht einverstanden, dass du einen geringeren Regelaufwand als angeblichen Vorteil des ‹ß› angibst, denn wie ich wieder und wieder gezeigt habe, ist die Schreibung ‹ss› sowieso eine Ausnahme, ob mit oder ohne ‹ß›.

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Joshua K.
Dann beweise ich es dir halt noch einmal mit Beispielen: In Wortpaaren wie Konfusion und Diskussion, passieren und phrasieren, Session und Läsion bezeichnet die Verdoppelung nicht einen Ausspracheunterschied der vorangehenden Vokale, sondern der beiden s-Laute (wie auch gemäss neuer und alter Rechtschreibung in Wortpaaren wie STRASSEN und ASEN, GROSSE und LOSE).

Das ist doch nicht Dein Ernst, daß Du Fremdwörter als Beispiel bringst? Und daß Du mit der SS-Sonderregel … die Besonderheit des S und damit die Sonderregel begründen willst?!

Bei der gewöhnlichen Verdoppelung von Konsonantenbuchstaben gemäss den Prinzipien der deutschen Rechtschreibung verhält es sich aber genau umgekehrt: Da bezeichnet die Verdoppelung nicht einen Ausspracheunterschied der Konsonanten, sondern der vorangehenden Vokale.

Seufz. Wie oft soll ich es wiederholen? SS-Doppelung bezeichnet sehr wohl Selbstlautkürzung (Masse : Maße); da ist gar nichts „genau umgekehrt“. Daß das s noch andere Besonderheiten hat, ändert daran überhaupt nichts.

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Mach
Das ist doch nicht Dein Ernst, daß Du Fremdwörter als Beispiel bringst?

Schliesst du jetzt schon die Fremdwörter aus? Du klammerst dich wohl an jeden Strohhalm. Fremdwörter sind bekanntlich seit dem 19. Jahrhundert in der deutschen Rechtschreibung geregelt.

SS-Doppelung bezeichnet sehr wohl Selbstlautkürzung (Masse : Maße); da ist gar nichts „genau umgekehrt“.

Ich habe gar nicht bestritten, dass das ‹ss› in Fällen Masse/Maße die Vokalkürze bezeichnet. Der Witz ist aber der, dass es beim ‹ss› auch andere Fälle gibt, wo das ‹ss› keine Vokalkürze bezeichnet, sondern eine andere Aussprache des s-Lauts, vgl. etwa rasieren und passieren. Das «genau umgekehrt» hat sich selbstverständlich nur auf diese anderen Fälle bezogen. Es nützt doch nichts, diese anderen Fälle einfach hartnäckig zu ignorieren.

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Frakturfreak
Der Witz ist aber der, dass es beim ‹ss› auch andere Fälle gibt, wo das ‹ss› keine Vokalkürze bezeichnet, sondern eine andere Aussprache des s-Lauts, vgl. etwa rasieren und passieren.

Das Beispiel funktioniert bei mir nicht, das a von passieren ist eindeutig ein kurzes und das von rasieren länger. Oder spricht man die beiden Worte in der Schweiz mit gleichem a aus?

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Joshua K.
Schliesst du jetzt schon die Fremdwörter aus? Du klammerst dich wohl an jeden Strohhalm. Fremdwörter sind bekanntlich seit dem 19. Jahrhundert in der deutschen Rechtschreibung geregelt.

Als „an jeden Strohhalm klammern“ würde ich eher bezeichnen, wenn man schon Fremdwörter bemüht, um angebliche Besonderheiten der deutschen Rechtschreibung beweisen zu wollen. In anderen Sprachen gelten andere Regeln, und wenn ein Wort mit einer fürs Deutsche untypischen Schreibung als Fremdwort im Deutschen benutzt wird, ändert das nichts an den Grundsätzen unserer Rechtschreibung. Sonst könnte ich so gut wie jeden Buchstaben zum Sonderbuchstaben erklären und das beweisen, indem ich irgendein Fremdwort hervorziehe, in dem der Buchstabe mit einer fürs Deutsche untypischen Aussprache verbunden ist.

Doppeltes s bezeichnet Selbstlautkürze, darin unterscheidet sich das s in keiner Weise von anderen Mitlauten. Doppel-s zusätzlich auch noch für weitere Fälle benutzen zu wollen ist eine unnötige Doppeldeutigkeit, Verkomplizierung der Regeln und somit benutzerunfreundlich.

Du kannst noch so sehr auf der Besonderheit des s herumreiten, das ändert am Gesagten überhaupt nichts und wird vermutlich niemanden davon überzeugen, daß man das ß besser abschaffen sollte.

Mir ist bewußt, daß das s eine gewisse Sonderstellung hat. Das hat allerdings überhaupt nichts damit zu tun, daß ss nicht für Mitlautkürze stehen soll (in Fremdwörtern oder sonstwo). Das s hat verschiedene Qualitäten, und gerade deswegen bin ich froh, daß wir drei verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten haben (s, ss, ß) um diese Qualitäten zu unterscheiden.

Du glaubst, das s sei was besonderes, deshalb könne man die Grundsätze unserer Rechtschreibung für diesen Buchstaben gleich ganz vergessen und Sonderregeln anwenden. Diese hanebüchene Argumentation läßt mir die Haare zu Berge stehen. Ich weiß nicht, was Du bezweckst, oder warum Du versuchst, jemandem das ß madig zu machen (was Dir nicht gelingen wird, weil das ß ein sinnvoller Buchstabe ist). Ist es Neid? Wenn ich das ß in der Schweiz nicht haben kann, soll’s keiner haben! :lol:

Wenn das hier jedenfalls so weitergeht, ziehe ich mich aus dieser Diskussion zurück, weil sie zu nichts führt. Wir haben unsere Argumente ausgetauscht, jeder kann sie nachlesen.

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Mach

Ich kann es nur wieder und wieder wiederholen: Ich bestreite überhaupt nicht, dass das ‹ß› seine Berechtigung hat. Bitte hör auf, mir eine Position zu unterstellen, die ich nicht vertrete; das ist ein typisches Strohmann-Argument, laut Wikipedia «eine rhetorische Technik, welche die Position des Gegners verzerrt darstellt, um sie leichter widerlegen zu können».

Wenn du bei deiner Erklärung des ‹ß› zum Vornherein alle Fälle ausschliesst, die von deiner Erklärung nicht erklärt werden, dann erklärt deine Erklärung nur diejenigen Fälle, die sowieso von ihr erklärt werden. Wenn das jetzt verwirrend tönt, so kommt das nicht von ungefähr: Es ist nämlich ein logischer Zirkelschluss.

Ich will aber im Gegensatz zu dir keine Fälle von ‹ss› ausschliessen, sondern alle berücksichtigen. Unter dieser Voraussetzung ergibt sich halt eben, dass das ‹ss› nicht nur die Kürze bezeichnet, sondern in seiner Anwendung weiter gefasst ist.

  1. Das ‹ss› ist keine Verdoppelung des ‹s›, denn es bezeichnet einen anderen Laut.
  2. Das ‹ss› ist keine Verdoppelung des ‹ß› (wenn es auch als eine funktionieren mag), denn es ist ein anderer Buchstabe.
  3. Jedes ‹ß› wird im Versalsatz durch ein ‹SS› ersetzt (gemäss aktueller Rechtschreibung).
  4. Jedes ‹ß› kann durch ein ‹ss› ersetzt werden, falls kein ‹ß› zur Verfügung steht (gewisse Fälle von Versalsatz können hier miteingeschlossen werden, vgl. ‹ẞ›).
  5. Jedes ‹ß› kann in der Schweiz durch ein ‹ss› ersetzt werden.
  6. Ein Blick in die Geschichte verrät, dass ‹ß› schon lange durch ‹ss› ersetzt worden ist. So ist beispielsweise in Antiquadrucken des 19. Jahrhunderts vor der Rechtschreibreform eine allgemeine Schreibung mit ‹ss› üblich gewesen – und zwar zu einer Zeit, als der Antiquasatz durchaus bereits weit verbreitet war.
  7. Viele Fälle von historischem ‹ß› werden mit ‹ss› geschrieben, z.B. essen, Wasser, wissen, hassen.
  8. Viele Fälle von Adelung-‹ß› werden heute mit ‹ss› geschrieben, z.B. dass, Hass, Fluss.
  9. In der alphabetischen Sortierung zählt ‹ß› immer als ‹ss›.

Das Beispiel funktioniert bei mir nicht, das a von passieren ist eindeutig ein kurzes und das von rasieren länger. Oder spricht man die beiden Worte in der Schweiz mit gleichem a aus?

Interessant. Für mich haben rasieren und passieren tatsächlich dasselbe /a/. Ich werde dieser Frage bei Gelegenheit in den Aussprachewörterbüchern nachgehen.

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Gast bertel
… Für mich haben rasieren und passieren tatsächlich dasselbe /a/. Ich werde dieser Frage bei Gelegenheit in den Aussprachewörterbüchern nachgehen.

Musst du nicht, das a wird bei diesen Beispielen im Mund an unterschiedlichen Stellen gebildet. Meine Frau mit 20 Jahren Berufserfahrung als Logopädin hat mir das bestätigt.

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  • 3 Wochen später...
Georg Duffner
Musst du nicht, das a wird bei diesen Beispielen im Mund an unterschiedlichen Stellen gebildet. Meine Frau mit 20 Jahren Berufserfahrung als Logopädin hat mir das bestätigt.

Das a wird deshalb etwas unterschiedlich artikuliert, weil rundherum unterschiedliche Laute sind. Die Zunge bewegt sich auf dem Weg von /p/ (tief) über /a/ (tief) nach /z/ (vorne+hoch) anders als beim Weg von /r/ (vorne+hoch oder hinten+hoch) über /a/ (tief) nach /s/ (vorne+hoch). Wichtig dabei sind (siehe /r/) dialektale und persönliche Unterschiede in der Aussprache. Diese beiden /a/ sind also nicht vergleichbar, wenn es um die genaue Artikulation und die Unterschiede aufgrund der s-Laute geht. Ein besseres Beispiel wäre rasieren vs. trassieren. Da ist dann die Artikulation auch noch minimal unterschiedlich – aber: nicht im hochdeutschen (dialektologisch gesehen) Raum, da hier (bayuwarisch und alemannisch) der Unterschied zwischen /s/ und /z/ aufgehoben ist, beide werden als realisiert.

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Mach
aber: nicht im hochdeutschen (dialektologisch gesehen) Raum, da hier (bayuwarisch und alemannisch) der Unterschied zwischen /s/ und /z/ aufgehoben ist, beide werden als realisiert.

Jein. Es stimmt zwar, dass beide stimmlos realisiert werden. Es gibt aber sehr wohl einen Unterschied! Traditionell wird der Unterschied in der Artikulationsstärke verortet: Das scharfe (stimmlose) /s/ von trassieren wird mit mehr Artikulationsstärke realisiert, das weiche (ebenfalls stimmlose) /z/ von rasieren hingegen mit weniger Artikulationsstärke. Die grössere Artikulationsstärke äussert sich dann entweder in grösserer Muskelspannung, in längerer Dauer oder – im Norddeutschen – in deutlicherer Stimmlosigkeit.

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Gast bertel
aber: nicht im hochdeutschen (dialektologisch gesehen) Raum, da hier (bayuwarisch und alemannisch) der Unterschied zwischen /s/ und /z/ aufgehoben ist, beide werden als realisiert.

Sind bei /z/ "rz" und "tz" eingeschlossen? Die werden hier (Bayern) wesentlich kürzer und schärfer artikuliert als /s/ und /ss/.

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Mach

Nein, /z/ ist bloss eine linguistische Konvention, womit der weiche s-Laut des Deutschen bezeichnet wird (genau genommen, als Phonem), in Wörtern wie rasieren oder so. Das Zeichen kommt aus dem internationalen phonetischen Alphabet. Es geht also gewissermassen auf das Französische zurück. Mit dem deutschen Buchstaben ‹z› hat es nicht direkt zu tun.

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Georg Duffner
Jein. Es stimmt zwar, dass beide stimmlos realisiert werden. Es gibt aber sehr wohl einen Unterschied! Traditionell wird der Unterschied in der Artikulationsstärke verortet: Das scharfe (stimmlose) /s/ von trassieren wird mit mehr Artikulationsstärke realisiert, das weiche (ebenfalls stimmlose) /z/ von rasieren hingegen mit weniger Artikulationsstärke. Die grössere Artikulationsstärke äussert sich dann entweder in grösserer Muskelspannung, in längerer Dauer oder – im Norddeutschen – in deutlicherer Stimmlosigkeit.

Ja, da hast du natürlich recht, aber die Gespanntheit hat bei /s/ meines Wissens nach bei der Phonation der Vokale im Gegensatz zur Stimmhaftigkeit praktisch keinen Einfluss.

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  • 2 Monate später...
Sebastian Nagel

massarbeit_sofa2011.png

http://www.gestaltungssache.at/stuff/massarbeit_sofa2011.png

bin wieder mal an der Canapé dran, und da am Finale zum Versal-ß.

Es sind 4 Varianten verblieben, wobei ich die erste fast ausschließen will (zu minuskelartig, zu weit weg vom sich etablierenden Aufbau).

Bei den anderen 3 bin ich mir aber nicht sicher, was meint ihr?

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CRudolph

Ich finde 2 ja auch nicht schlecht, 4 ist aber meiner persönlichen Meinung nach sowohl in der großen als in der kleinen Schriftgröße am eindeutigsten.

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