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Schriftmuster Tannenberg

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Uwe Borchert

Hallo,

vor 10 Minuten schrieb Kathrinvdm:

Sind Dir solche Berufsverbote auch gegen Schriftgestalter bekannt? Auch da würde mich nähere Details wirklich sehr interessieren, denn damit habe ich mich bisher noch nicht näher befasst.

Schriftgestalter wurden wir Grafiker sonderbehandelt, siehe auch Paul Renner. Einen kurzen Überblick, aber ohne genaue Angaben zur Technischen Umsetzung findest Du hier:

 

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/kunst-und-kultur/entartete-kunst.html

 

MfG

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Kathrinvdm

Danke Uwe, mir ging es jetzt aber wirklich rein um die Schriftgestalter – das übrige Vorgehen des NS-Regimes gegen die in ihren Augen »entartete« Kunst und deren Schöpfer ist mir natürlich ein Begriff. :-)

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CLMNZ

Genauigkeit wird man auch hier nicht bekommen – über den Krieg ist extrem viel Dokumentation verloren gegangen und vernichtet worden.

 

Viele Grafiker waren ja auch Schriftgestalter.

 

Tschichold z.B. ist 1933 nach Verhaftung wie viele andere auch ausgewandert ...

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Gast
Zitat

Die ersten antijüdischen Maßnahmen der NS-Regierung nach der Machtergreifung setzen bereits im Frühjahr 1933 ein. Während des sogenannten Judenboykotts am 1. April 1933 wurde die Bevölkerung aufgefordert, jüdische Geschäfte, Warenhäuser, Anwaltskanzleien, Banken und Arztpraxen zu boykottieren. SA und SS hinderten Kunden vielerorts unter Androhung von Gewalt am Betreten von Geschäften.  Diese Aktion sollte bereits deutlich machen, dass die jüdische Bevölkerung in ihrer Gesamtheit von der NS-Führung nicht als Teil des deutschen Volks betrachtet wurde. Doch die meisten der rund 525.000 Juden in Deutschland waren zu diesem Zeitpunkt noch der Auffassung, die antisemitischen Ausschreitungen und Übergriffe würden sich wieder legen.
Nach dem Boykott folgte der nächste Schritt zur Ausgrenzung der Juden aus der Volksgemeinschaft. Mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 konnten nichtarische Beamte in den Ruhestand versetzt werden. Laut diesem sogenannten Arierparagraphen war nichtarisch, wer mindestens einen jüdischen Eltern- oder Großelternteil hatte. Der Arierparagraph wurde von nahezu sämtlichen Organisationen und berufsständischen Vereinigungen übernommen, so dass viele Juden ihre Erwerbsmöglichkeiten verloren. Während der Bücherverbrennungen vom 10. Mai 1933 brannten in vielen deutschen Universitätsstädten undeutsche Schriften, darunter auch von vielen jüdischen Autoren. Das Gesetz zur Reichskulturkammer vom 22. September führte schließlich zu einem faktischen Berufsverbot von Juden an nichtjüdischen Kultureinrichtungen.

Statt vieler seien hier genannt:

Elisabeth Friedländer 

http://luc.devroye.org/fonts-55638.html

Eliyahu Koren 

http://luc.devroye.org/fonts-36620.html

Henri Friedlaender 

http://luc.devroye.org/fonts-32583.html

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Ralf Herrmann
vor einer Stunde schrieb CLMNZ:

nur um mir irgendwie was reinzuwürgen in Diskussionsstränge reingegrätscht 

Wie kommst du darauf? Ich kenne dich nicht einmal. Und ich habe auch keine Probleme mit anderen Meinungen. Diese zu hören und zu diskutieren, dazu nehme ich an dieser Diskussion teil. Welche Motive sollte ich haben, dich anzugreifen oder dir irgendwas »reinzuwürgen«? Das ist lächerlich. 

Mir geht es allein um Inhalte! Und ja, ich grätsche rein, wenn ich problematische Argumentationsweisen zu diesen Inhalten sehe – nicht marginale, sondern entscheidende. Das sollte auch so sein in einer ordentlichen Debatte. Und folgendes hab ich auch Martin schon mal gesagt: mein Nachbohren ist zwangsläufig ergebnisoffen. Wenn Fragen offen und Argumentationsweise schwammig bleiben, sollten sie geklärt werden. Entweder untermauerst du mit den Antworten auf Nachfragen deine Ansicht oder es zeigt sich eben, dass doch nicht so viel dahintersteckte oder Widersprüche auftauchen. Was da rauskommt, kann ich vorher nicht sagen. Aber ich werde nachbohren, denn nur so ist ein Erkenntnisgewinn überhaupt erst möglich. In gleicher Weise darfst du meine Argumente auf den Prüfstand stellen. Wenn aber alles nur als Angriff verstanden wird, statt sich inhaltlich mit den vorgetragenen Argumenten auseinanderzusetzen, dann bringt das natürlich alles nichts. 

 

Zitat

eine steile These ist, dass SSG mit dem NS verwoben sind sicherlich nicht

Darauf hab ich mich auch nicht bezogen. Der schwammige Begriff »verwoben« lässt ja alles zu und ist somit weder generell richtig noch falsch. Die schwammigen Verbindungen standen am Anfang der Diskussion und wir haben versucht, sie etwas aufzudröseln. Was ist wirklich angelegt, was ist hineininterpretiert? Wie unterscheidet sich die heutige von damaligen Wahrnehmung usw. Das sind interessante schrifthistorische Fragen, zu denen du wenig beigesteuert hast. 

Die steilen Thesen waren jene, zu denen ich nachgefragt habe. Als nur ein Beispiel die hier:

Zitat

kaum ein Regime vor den Nazis hat sein Erscheinungsbild so gepflegt wie die Nazis – die Schriften sind extra der damaligen, vorgegebenen Gestaltungslinie angepasst worden.

Woher hast du das? Das ist eine faktische Aussage. Sie muss irgendeine Quelle habe und somit nachweisbar sein. Wäre dies wahr, wäre es in der gesamten Diskussion keine Marginalie, sondern ein absoluter »Game Changer«. Es ist selbstverständlich, dass ich da nachbohre – aus ganz eigenem Interesse. Wenn es dazu wirklich Informationen gibt, dann will ich darüber mehr wissen. Ganz ehrlich! Ich habe lieber etwas über diese entscheidenden Belege gelernt, als verzweifelt zu versuchen, meine den vermeintlich vorhandenen Belegen wiedersprechende Meinung aufrechtzuerhalten.  

Aber du lieferst auch auf Nachfrage nichts. Und unter Berücksichtigung von allem, was du so gesagt hast, ahnt man schon warum.  Es wahr wohl nur eine steile These und nichts dahinter. Und ich scheue mich auch nicht, dies auszusprechen. 

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CLMNZ

im letzten Punkt geb ich dir recht – da war ich deutlich zu »voreilig« in meiner Argumentation – ich habe keine Belege, dass die Schaftstiefel extra für die NS-Propaganda entwickelt wurde. Vieles wird der Krieg vernichtet haben – Zeitzeugen fehlen usw.  und es gibt auch nicht viel Lektüre – nur Anhaltspunkte, die auch MZS schon genannt hatte. Dennoch hat der NS seine »Linie« bewusst gesteuert und denjenigen, die nicht spurten »vor den Bug geschossen«.

 

Ich bleibe aber auch dabei, dass du dir bei meinen Dingen Punkte rausgreifst, die gar nicht Kern meiner Aussage sind.

 

Zitat

Wie kommst du darauf?

wir hatten mal was ähnliches bzgl. HKS ;) – aber das gehört nicht hierher.

 

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Ralf Herrmann
vor 15 Minuten schrieb CLMNZ:

wir hatten mal was ähnliches bzgl. HKS ;) – aber das gehört nicht hierher.

 

Jetzt wo du es sagst. Hatte es nicht mehr auf dem Schirm. Aber hab’s gerade nochmal durchgelesen. Ich war da in der inhaltlichen Diskussion praktisch unbeteiligt, aber hab dort in der Tat auch ein Moderatoren-Zwischenfazit über eine etwas unnötig anstrengende, einseitige Diskussionsweise deinerseits abgegebenen. Auch dort von mir sachlich begründet und nix mit »reinwürgen«. 

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CLMNZ

ist OT: da hattest DU behauptet, es gäbe Vor- und Nachteile ... konntest sie aber nichtmal im geringsten nennen ... hätten mich auch interessiert. Dazu hast du behauptet es gäbe einen »Kampf zwischen ...« – was überhaupt nicht wahr ist. Hast mich da mehr oder weniger an einen Pranger gestellt – ähnlich tust du es auch hier gerade.

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Ralf Herrmann
vor 10 Minuten schrieb CLMNZ:

ist OT: da hattest DU behauptet, es gäbe Vor- und Nachteile ... konntest sie aber nichtmal im geringsten nennen ...

Und du hast nachgebohrt und dies für die Mitlesenden ans Tageslicht gebracht. Das ist in Ordnung. Wenn ich das hier im Diskussionsstrang mache, ist es aber genauso in Ordnung. Gleiches Recht für alle. Die schlechten Argumente oder gar falschen Aussagen gehören angeprangert!

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Martin Z. Schröder

Ob wir auf die Schriftformen wieder zurückkommen könnten? Oder soll weiter diskutiert werden, wer was wie gesagt hat und was der Nationalsozialismus war?

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pürsti
vor 15 Stunden schrieb catfonts:

Auf die Gefahr hin, wieder alsa Hobbyhistoriker,  Schönreder und NS-Zeitr-Erklärbär betrachtet zu werden,…

 

Keiner fühlt sich so wohl am Stammtisch wie catfonts.

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Martin Z. Schröder

Ob wir auf die Schriftformen wieder zurückkommen könnten? Vielleicht können die an Diskussionsstilen und Redundanzen interessierten Teilnehmer anderweitig zwei Diskussionen eröffnen, wie man richtig oder falsch diskutiert und dort auch zeigen, wie man sich am häufigsten wiederholt?

 

Ich füge den letzten Beitrag dazu ein, der gestern zufällig meiner war. Zitat:

 

... schrieb Ralf Herrmann:

A) sollte man prüfen, ob die vorgebrachten Kritikpunkte überhaupt generell auf die Kategorie zutreffen. Da hab ich nach wie vor große Zweifel. Da muss gegebenenfalls einiges verworfen werden oder man muss eben konkrete Schriften kritisieren und nicht eine Gattung. 

B) Was von A übrig bleibt, könnte auf Analogien bei anderen Schriftstilen geprüft werden. Das war schließlich Willbergs (wie ich finde schlagkräftiges) Argument. Warum werden bestimmten Eigenschaften bei einem Schriftstil dermaßen in den Boden geredet, bei anderen aber nicht? Und warum werden dazu gesellschaftspolitische Begriffe wie »gleichgeschaltet« statt rein formal-grafischer herangezogen. Das ist doch ziemlich verdächtig und riecht eher nach einem hineininterpretieren statt herauslesen. Aber das haben wir ja alle schon endlos diskutiert. 

 

Ich würde gar nicht mit Kritik anfangen, die stünde erst am Ende. Welche Kriterien belegen im einzelnen »gestalterische Komplexität«? Hinter diesem Begriff müssen doch prüfbare Kriterien stecken. Die wir dann vielleicht unterschiedlich bewerten, aber das, wie gesagt, erst am Ende. Unter »gleichgeschaltet« habe ich die Gleichförmigkeit der Figuren verstanden, den politischen Aspekt können wir doch einmal weglassen, dazu bin ich durchaus bereit. Und würde diesen Begriff auch erst einmal vermeiden.

 

Man könnte auch, um diese formalen Kriterien zu finden, zwei Garamonds vergleichen. Da verwenden wir ja auch nicht jede, sondern haben Kriterien. Die Länge der Unter- und Oberlängen beispielsweise, die Ansätze von Rundungen und dergleichen. Wir können es auch mit zwei anderen Gebrochenen exemplifizieren, also keine SSG, sondern zwei allgemein anerkannte.

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RobertMichael
Am 16.5.2016 um 16:45 schrieb CLMNZ:

Teilweise kommt es mir hier im Forum so vor, als würden manche beim Anblick von sämtlichen Frakturen aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommen

 

 

Am 16.5.2016 um 17:10 schrieb Kathrinvdm:

Mit ehrlichem Interesse gefragt: Wer schwärmt denn? Nenn doch die Kollege mal, das würde mich wirklich interessieren. Und die Kollegen könnten dazu vielleicht auch etwas sagen, wenn sie mögen. 

 

ICH, ICH, ICH! ich mag sie alle!

FRAKTUR MON AMOUR!

 

... außer die Ungerfraktur, die lässt sich nicht so gut lesen weil das A wie ein U aussieht. :lol:

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CLMNZ

und in dem erwähnten Werk hätte man doch wirklich auch drauf achten können, dass die Schriften nicht so zerschossen sind ...

 

Paul Renner nennt in »Die Kunst der Typografie« (1940) die besagten Schriften übrigens:

»Verbindung gotischer Klein- und antiker Großbuchstaben, ferner Bemühung um größte Vereinfachung der gotischen Form«

 

darunter:

Jessen-Schrift

Offenbach

Gotenburg

Marienburg

Tannenberg

Chronika

Element

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RobertMichael
Am 16.5.2016 um 18:25 schrieb CLMNZ:

Dennoch hat der NS seine »Linie« bewusst gesteuert und denjenigen, die nicht spurten »vor den Bug geschossen«.

Was hat das denn jetzt schon wieder mit der SSG zu tun? Ich habe doch bereits einen Beweis erbracht das der Name von zumindest einer bekannten SSG weder vom Typedesigner noch von den Nazis vorgegeben wurde, sondern sich die Gießerei dafür entschied diese Schrift auf den deutschen Markt unter einem passenden Namen zu veröffentlichen (vorher wurde sie von einem sohn jüdischer eltern für den internationalen markt gezeichnet). rudolf koch, der zeichner von einigen schriften die der SSG sehr nahe lagen war in erster linie katholisch.
 

Zitat


So wie wir es von unseren Gutmenschen kennen, die gotische und Frakturschriften als „Nazischriften” pauschal verdammen?

 

Nun, Schriften sind geduldig und geben keine Widerworte. Diese Zeitgenossen sind bestrebt, die „richtige Meinung” zu haben, ihnen fehlt die erwähnte Souveränität, über den Zeitraum 1933-1945 hinaus zu sehen und deutsche Kulturgüter als gleichberechtigt zu betrachten neben anderen Werten Europas. Vor lauter Entsetzen über die Auswirkungen eines krankhaften Nationalwahns lehnen sie vorsichtshalber alles ab, was ihrer Meinung nach zu dessen Begriffswelt gehört.

 

Rudolf Koch im Interview

http://moorstation.org/Koch_Memorial/interview/I_abschied.htm#top

 

bring doch mal bitte ein paar sachliche argumente und vernebel deine aussagen nicht immer so mit deinen persönlichen empfinden.

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CLMNZ
Zitat

 

Was ist das für ein komisches Interview ? Wer redet da wann mit wem ?

Rudolf Koch ist 1934 gestorben – der kann da kaum von 1945 erzählen.

 

die völkische Bewegung gab es übrigens schon ein paar Jahre vor 1933.

(sorry Martin für den Geschichtsunterricht)


 

Zitat

 

Ob wir auf die Schriftformen wieder zurückkommen könnten?

 

von mir aus gerne – ich hab versucht, da auch mit dem Renner-Zitat wieder etwas hinzuleiten ... vergeblich

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RobertMichael
Zitat

Dieses Gespräch basiert auf Zitaten von Rudolf Koch, die zum Teil sprachlich angepasst oder gekürzt wurden,

vermutlich nicht die beste quelle, du hast recht.

wieso stellst du jetzt die völkische bewegung in den raum, weil die auch gebrochene schriften benutzt haben?

 

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RobertMichael

Danke Anderglan, ich möchte meine Aussage Koch sei Katholik gewesen, hiermit revidieren.

Ich hatte aufgrund des Werkes von Rudolf Koch (naher Bezug zur Kirche) und weil es hier im Forum auch schon angesprochen wurde, immer 'Koch als Katholik' im Hinterkopf, das scheine ich mich wohl geirrt zu haben.

 

Seine Maximillian kam übrigens schon 1917 auf den Markt, die Deutsche Schrift' sogar schon 1910 — beide zeigen für mich erste Züge Richtung SSG.

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RobertMichael
vor 30 Minuten schrieb CLMNZ:

 

 ich hab versucht, da auch mit dem Renner-Zitat wieder etwas hinzuleiten ... vergeblich

für mich sagt das zitat aus, dass er erkannt hat was die SSG sein will/soll: "größte Vereinfachung der gotischen Form" er das aber nicht für gelungen empfindet — who cares?  es ist sein persönliches empfinden und ich habe von renner auch nichts anderes erwartet ...

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Martin Z. Schröder
vor 51 Minuten schrieb CLMNZ:

 

Ob wir auf die Schriftformen wieder zurückkommen könnten?

 

von mir aus gerne – ich hab versucht, da auch mit dem Renner-Zitat wieder etwas hinzuleiten ... vergeblich

Ich habe eher den Eindruck, der Streit soll auf einer allgemeinen Ebene endlos als Schleife weitergeführt werden.

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Uwe Borchert

Hallo,

vor 4 Stunden schrieb Martin Z. Schröder:

Ich habe eher den Eindruck, der Streit soll auf einer allgemeinen Ebene endlos als Schleife weitergeführt werden.

Ja, den Eindruck habe ich auch. Ich wollte mehrfach auf die typische Funktionsweisen zur Schriftwahl in Propagandamissionen hinweisen. Damit hätte sich die Politik schnell relativiert und man dies einfach abhaken können. Leider sind mir nur Beispiele aus der Neuzeit eingefallen und dann fällt das unter den Esoterik-Paragrafen. Ich versuche es trotzdem noch einmal etwas anonymer.

 

* Das gewünschte Erscheinungsbild wird vorgegeben und damit hat man schon mal grob eine Vorgabe

* Man wählt dann eine Schrift die gerade modern geworden ist und diesem Erscheinungsbild entspricht

 

Im Fall des III.-Reich wollte man Härte und Disziplin vorgeben, da passten die schlichten Gotischen sehr gut. In den von mir genannten neueren Fällen wollte man durch humanistisches Aussehen von eher harter und nicht besonders (be)lieb(t)er Politik ablenken und griff zu einer humanistischen Grotesk. In beiden Fällen waren die Schriften relativ neu auf dem Markt und sind gerade hipp geworden. Man findet ein ähnliches Muster auch bei den schmalen Markerschriften in SmallCaps/AllCaps. Da wurden die Schriften im kommerziellen Bereich hipp und danach wurde der Stil, aber in etwas anderer Form, von der Politik entdeckt. Allerdings ging das über die ziemlich parallel laufende Entwicklung der Erklärvideo, auch scribble video genannt.

 

Die Politik bedient sich bei Propaganda idR den Schriften und Gestaltungsformen die schon von breiten Teilen der Gesellschaft angenommen wurden,  also schon mit der „Zeitgeisterbahn fahren“ und eine weitere Annahme sehr wahrscheinlich ist. Die Formen der Gestaltung und Schriften sind häufig der der verwendeten Form irgendwas um die 5 Jahre alt, so meine oberflächliche Betrachtung. Die Politik springt so gesehen einfach nur auf schon fahrende Züge auf. Damit können wir die Politik erst mal abhaken.

 

MfG

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pürsti
vor 13 Stunden schrieb Martin Z. Schröder:

Ich habe eher den Eindruck, der Streit soll auf einer allgemeinen Ebene endlos als Schleife weitergeführt werden.

was man den neu in die Diskussion eingestiegenen auch nicht verdenken kann. Die schon länger mitdiskutierenden haben ihre Schleifchen auch schon satt gebunden (oder binden immer noch)

 

Ob nicht Dein Anliegen

vor 13 Stunden schrieb Martin Z. Schröder:

Ob wir auf die Schriftformen wieder zurückkommen könnten?

besser in einem eigenen Strang aufgehoben wär? Mit Moderation deinerseits.

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Uwe Borchert

Hallo,

 

ich muss noch was technisches zur Schriftwahl nachschieben:

vor 10 Stunden schrieb Uwe Borchert:

* Das gewünschte Erscheinungsbild wird vorgegeben und damit hat man schon mal grob eine Vorgabe

* Man wählt dann eine Schrift die gerade modern geworden ist und diesem Erscheinungsbild entspricht

* Die Schrift muss eine (überdurchschnittlich) gute Verfügbarkeit und Reproduzierbarkeit aufweisen

 

Das konnte man auch an der Betrachtung der Modewelle mit den schmalen Markerschriften sehen. Erst mit den frei verfügbaren Markerschriften ging es so richtig los. Auch auch bei der Tannenberg ist deren Reproduzierbarkeit mit dem Pinsel besser als bei sehr vielen anderen (lateinischen) Poster-Schriften. Das liegt an der Form der Tannenberg und anderer schlichten Gotischen. Dieses Argument ist aber seit einigen Jahrzehnten hinfällig geworden, da die Technik sich in diesem Bereich stark weiterentwickelt hat. Heute zählt die Verfügbarkeit von Schriften für den Rechner und deren problemlose Verwendung auf diesen. Sind wir damit wieder beim Thema?

 

MfG

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catfonts

Ich finde auch, das wie uns hier in einem logisch unlösbaren Problem ewig weiter drehen könnten.

 

1. Das die Schriften dieser Art zeitgleich mit dem Beginn der NS-Herrschaft auf den Markt kamen ist unstrittig.

 

2. Das gebrochene Schriften damals als quasi Urdeutsche Schrift angesehen wurden, da sie nahezu überall somnst außer Gebrauch waren, und gerade deshalb zur nationalen Identifikation gut passten. Zudem ausländische Schriftgießereien, z.B. in den USA typisxche Frakturschrift auch als Deutsch bezeichneten, solte wohl auch unstrittig sein

 

3. das in dieser Zeit eine nationalistische und militaristische Begrifflichkeit durchaus positv gesehen wurde, ersat einmal egal, welche Politik letztlich dahiter steckte, also egal on noch Monarchistisch, Konservativ, Sozialistisch oder gar Nationalsozialistisch, sollte auch nachvollziehbar unschüssig sein, damit...

 

4. war es bei der Erstellung einer nur auf den Deutschen Markt zielenden veröffentlichung und dieser Sprache  in der Vermarktung zumindest nachvollziehbar.

 

5. Die Schriftart hatte Erfolg, daher war es naheliegend, dass auch andere Schriftanbieter etwas ähnliches im Programm haben wollten, und um die Ähnlichkeit der Schrift besser zu vermitteln, verwendet man auch bei der Benennung eine ähnliche Begrifflichkeit. Das sagt aber letztlich, außer dem Wunsch etwas ähnliches, aber im Rahmen des Möglichen doch eigenes zu schaffen, nichts über die Einstellung der jeweiligen Schriftgestalter aus. Die könnten dabei durchaus selbst strikte NS-Gegner gewesen sein, die diesen Auftrag schlicht zum Zweck des Einkommens abarbeiteten - aber dies ist selbst bei noch so viel Forschung kaum beweisbar.

 

6. Die Schriftart war eindeutig modern, was ja schon die rasche Übername des Schriftstils durch andere Anbieter zeigt.

 

7. Richtg, eine gerade moderne Schriftart eignet sich besonders gut, um propagandistisch genutzt zu werden, um damit eben auch die Propagandaaussage modern wirken zu lassen.

 

8. Und wie Uwe grad richtig schrieb: Unter den technischen Voraussetzungen bot die Schriftart praktische Handhabungsvorzüge, besonders bei Plakatgestaltern aus der 3. Reihe, die sich ihnen Lebensunterhalt mit Propagandaplakaten finanzieren wollten, daher wurde die Schriftart eben auch öfter, wenn auch nicht unbedingt vorrangig zu diesem Zweck verwendet.

 

9. Das es mit Kriegsende ebenso plötzlich mit den gebrochenen Schriften zu ende ging, hatte nicht den Grund, dass die Schriften damals als Nazischriften empfunden wurden - genau so viel oder wenig, wie das von mir als Gegenbeispiel genannte Auto ein Nazi-Auto war - oder eben nicht war, sondern weil die Besatzer einfach eine frische, neue Kultur, und damit stilistisch eine ganz andere Mode, die eben auch die Schriftstile umfasste mitgebracht haben. Damit fehlte gerade den Schlichtgotischen der Boden zur Reinwaschung, den ja der KdF-Wagen als Witschaftswunder-Lokomotive und begründer der deutschen Exportorientierung  ja wunderbar genießen konnte, und so vom NS-Propagandaelement zum freundlichen Kultfahrzeug werden durfte. Hätte die Schrift genau so noch durch die Rest-40er und 50er bestand gehabt, wäre sie wohl in der Wahrnehmung auch zur Wirtsvchaftswundersxchrift geworden, die zeitliche Übereinstimmung macht sie aber, je länger sie zurück liegt - zur NS-Schrift.

 

10. Trotzdem hat sie zumindest im Umfeld Gastro - Bier - Tradition noch ein Restrefugium, wo sie noch gut funktioniert und durch ihre schlichten Formen auch von nicht Frakturfans einigermaßen Entzifferbar ist.

 

11. In wie weit Schriftgestalter und für die Vermarktung zuständige in den Schriftgießereien mit dem Regime verwoben waren, es eine Anbiederung oder gar deutliche Unterstützung, oder gar nur eine Ausnutzung einer durchaus verbreiteten, positv der Regierung gegenüber eibngestellzen Allgemeinstimmung zumindest abseits der direkt verfolgten war, lässt sich nicht mehr aufdröseln.

 

12. Die jeweilige Einstellung von "Gefällt mir" - "könnte frür mich in besonderen Anwendungen passen" - "Ich sehe grad keine passende Anwendung "- "Sie gefällt mit nicht, ja ich empfinde suie generell als Hässlich" - "ich finde sie zu sehr belastet" bis hin zu "Für mich symbolisiert sie einfach den NS-Staat" ist letztlich eine von persönlichen Erfahrungen und einer individuellen Sozialisation abhängige Einstellung, die sich nie verallgemeinern lässt, wohl aber akzeptiert werden sollte.

 

Wenn ich das so einigermaßen richtig zusammengefasst habe, könnten wir das hier von mir aus gern zu machen, oder das Thema so lange fortführen, bis vielleicht die Mode wieder in diese Richtung umschwenkt - wer weiß?

 

  • Gefällt 1
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RobertMichael

@catfonts

zu 1.: ist das so? es gibt einige SSG 'ähnliche' Schriften, welche weit vor ’33 entstanden sind. die mit dem eindeutigen Namen stammen sind jedoch alle nach ’33 entstanden. man sollte jedoch auch schriftenvorlagen und anwendungen in betracht ziehen, welche nicht als

bleischriften veröffentlicht wurden.

 

zu 6. man könnte 'modern' auch mit 'elementar' ersetzen. eine SSG nennt sich ja sogar 'Element'

 

zu 7. geradlinige schrift = besser für propaganda, diese aussage empfinde ich für quatsch.

 

zu 8. richtig, ich habe auch schriftvorlagen wo als anleitung ein einfaches sechseckiges raster aufgebaut wird in welche man eine gebrochene gotische schreibt, sozusagen als übung. dieser schritt findet in dem übungsheft zwischen der 'schrägen plakatschrift' (keine fraktur) und der schwabacher statt und wird von der 'schrägen schrift' abgeleitet. man übt also mit den einfachen formen der neugotischen um später besser gebrochen schreiben zu können.

 

zu 12. ich würde sogar davon ausgehen, dass man im ausland diese schriften anders wahrnimmt und überhaupt nicht mit den nazis in verbindung bringt. siehe 'ultimate beer run' oder das shirtbeispiel weiter vorn im thread, auch diverse ausländische logos zeigen dies.

ein weiteres schönes beispiel in brokenscript:

 

440px-Westmalle_-_2_bouteilles.jpgLogo-westmalle.png?1463666234422

 

 

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