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Neue Rechtschreibung?

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Þorsten
Zufällig ist 1941 die Fraktur und mit ihr das Lang-s abgeschafft worden.

Warum ignorierst du weiterhin, dass beide in der 2. Hälfte der 1940er eine rasante Renaissance erfahren haben?

Ich vermute: weil der erneute Niedergang ein paar Jahre später nicht über Nacht per diktatorischem Erlass erfolgt ist, sondern organisch durch einen Konsens der Schreib- und Lesegemeinden. Es ist Rosinenpickerei, hier immer nur auf Bormann zu zeigen. Wollen die Frakturverfechter damit suggerieren, dass der Niedergang der Fraktur (von den Nazis begangenes!) Unrecht sei, dass wir wieder gut machen sollten?

Wozu dann der Vergleich mit den unverzichtbaren Leerzeichen?!:

Das war eben ein Vergleich: Leerzeichen sind unverzichtbar (so der empirische Konsens in Milliarden SMS und Twitterposts), Fugenkennzeichnungen sind es (bis auf Extremfälle, für die es den Bindestrich gibt) nicht.

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Gut, dann will ich Romi mal nicht weiter ermüden und gehe nicht weiter auf die einzelnen Streitpunkte ein. Zum Thema »wer hier die Dogmatiker« sind, muss ich mich aber dennoch äußern. Der Gegenpol zu Dogmen sind nicht andere Dogmen. So wie es auch Unsinn ist, wenn Religiöse zu Wissenschaftlern sagen »ihr glaubt doch einfach nur an andere Dinge«. Der Gegenpol zu Glauben und Dogmen ist die Abwesenheit von Dogmen.

Und ganz in diesem Sinne mache ich also nichts weiter als einen Plausibilitäts- und Realitätscheck. Denn ich hab keine ideologische (also vorgefertigte und unumstößliche) Meinung gegen Fraktur, Fraktursatz und Fraktursatzbuchstaben. Ich liebe diese Schrifttradition und -konvention – nicht aber die Argumente mit denen sie als besser und unumstößlich dargestellt werden soll. Denn diese Argumente sind Dogmen.

Wenn etwa behauptet wird, dass Fraktursatz besser lesbar ist, weil die Formen besser voneinander unterscheidbar sein sollen, dann lege ich mir Antiqua und Fraktur nebeneinander, zähle die problematischen Buchstabenpaare zusammen und kommen zu einem ganz klaren Ergebnis, das jeder überprüfen kann. Ebenso prüfe ich ganz unvoreingenommen, unter welchen Voraussetzungen bestimmte Aussagen gültig sind. Wenn eine Aussage (z.B. »das ſ ist eine Lesehilfe«) erfordert, dass dieser Buchstabe fest in der Lesegewohnheit der jeweiligen Leser verankert ist, dann kann ich nicht per se von Lesehilfe sprechen. Wenn die Voraussetzungen nicht gegeben sind, dann ist die Lesehilfe eben keine Lesehilfe und Hasen werden zu einem Hafen.

Wenn Schriftsatz sich seit tausenden von Jahren kontinuierlich wandelt, warum soll dann Fraktur nicht 2012 anders gesetzt werden dürfen als 1912? Eine berechtigte, völlig unideologische Frage …

Und so weiter und so fort. An meinen Argumenten ist nichts dogmatisches. Ich hinterfrage lediglich, ob die alten Antiqua-Fraktur-Streit-Parolen sachlich richtig und auf die Gegenwart anwendbar sind. Und dies sollte im Interesse von jedem sein, der sich für Schrift begeistern kann.

Dass du, Joshua, das hier nun am meisten abbekommst, ist natürlich ein bisschen ungerechtfertigt, da du ja nach einigen Jahren Typoforum in der Tat schon zum »liberalsten Dogmatiker« aus dem Schrift- und Sprachpfleger-Lager geworden bist und deine Argumente sicherlich sehr ausführlich und sachlich vorträgst. Richtiger werden sie dadurch aber auch nicht, wenn sie den Plausibilitäts- und Realitätscheck nicht überstehen.

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Kurt

Ich verstehe nach wie vor nicht, mit welcher Verve hier jedesmal gegen das arme kleine Zeichen auf U+017F polemisiert wird. Ich wünsche mir etwas mehr Gelassenheit in dieser Frage.

Es ist über all die Jahre in diesem Forum zu verzeichnen, daß Ralph sofort dabei ist, wenn sich irgendwelche Leute über Fraktur und ſ austauschen. Und wenn der Austausch nicht in die gewünschte Richtung geht, dann steigert sich Ralph in etwas hinein, was ich so nur von meiner Frau kenne. Die hat nicht das geringste gegen Spinnen. Nur bitte nicht im Bad, im Schlafzimmer oder sonst in ihrer Nähe. Da werden dann die tollsten Argumente angeführt, damit ich mich um die Beseitigung der Tiere kümmere.

Wenn ich von Ralf in #147 lese: „Mit einigen Frakturformen ist das doch gar nicht zu vergleichen. Die sind teilweise so fremd wie unlesbare ausländischen Zeichen oder laden zu falschen Deutungen ein (x/r, ſ/f, n/y usw.). Die Satzkonzepte über Morphengrenzen, Zwangsverbünde etc. sind wiederum ein vollkommen unbekanntes Prinzip, dass sich einen Kind überhaupt nicht von alleine erschließt. Das kann man doch alles nicht mit den alternativen Schreibformen von a und g vergleichen.”. dann halte ich das ebenfalls für das Argument eines Menschen, der nicht anders kann. Denn ich gehe nicht davon aus, daß Ralph einer Infantilisierung unserer Gesellschaft das Wort redet. Obwohl: Wer so völlig kritiklos Emojis inklusive Übersetzungshilfe auf der Titelseite vorstellt…

Meine Eltern haben noch ganz selbstverständlich verschiedene Alphabete in der Grundschule gelernt. Es war völlig normal, daß man am Ende der Schulzeit neben den lateinischen Schriften auch Fraktur und Sütterlin beherrschte. Warum also sollte ich heute einem Alphabeten nicht zumuten können, korrekter Fraktur bzw. dem korrekt gesetzten ſ zu begegnen? Etwa weil er nicht weiß, daß es Apfelfaft überhaupt nicht gibt und er dann ganz dolle traurig ist, wenn er erfährt, daß er nur Apfelsaft kriegen kann? Das ist kindisch. So etwas sollte nicht unterstützt werden.

Ein völliges Verschwinden des ſ wird ohnehin nicht passieren. Ich vermute, seine Nutzung wird sich auf demselben Niveau einpendeln, auf dem sich jetzt schon die Nutzung von Vinylschallplatten und Zweitaktmotoren befindet. Das liegt nicht nur an den Befürwortern von Alphabeten mit mehr als 30 Zeichen, sondern auch am technischen Fortschritt. Wenn das Texteingabegerät eines Rechners statt dem heute gebräuchlichen Keyboard eine virtuelle Tastatur sein wird, gibt es keinen Grund mehr, an der QWERTZ-Belegung festzuhalten. Dann sollte jeder sich seine Extrataste für das ſ einrichten können. Ich werde mir gleich noch ch- und ck-Tasten zulegen.

Übrigens wurden noch bis Ende der sechziger Jahre Bücher in einer Antiqua und mit ſ gesetzt. Ich erinnere mich da an einige Romane, die für den Buchclub 65 herausgegeben wurden. Das hat damals niemanden gestört und ich habe auch nicht vernommen, daß jemand die Bücher deshalb für unleserlich hielt.

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Dafür, dass du angeblich seit Jahren meine Beiträge zu dem Thema liest, hast du offenbar nicht ansatzweise verstanden worum es geht. Nämlich überhaupt nicht, wie gerade nochmal im letzten Beitrag beton, gegen Buchstaben oder Fraktur, sondern gegen bestimmte Argumente.

Im Übrigen wäre es schön, wenn du meinen Namen korrekt schreiben würdest. Steht ja hier oft genug.

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Phoibos
Dafür, dass du angeblich seit Jahren meine Beiträge zu dem Thema liest, hast du offenbar nicht ansatzweise verstanden worum es geht. Nämlich überhaupt nicht, wie gerade nochmal im letzten Beitrag beton, gegen Buchstaben oder Fraktur, sondern gegen bestimmte Argumente.
Ja, aber die Welt wird immer schlechter und dümmer! Und die Jugend erst! Und dann auch noch diese Globalisierung, kann ja gar nicht sein, dass die Welt zum Dorf wird...
Im Übrigen wäre es schön, wenn du meinen Namen korrekt schreiben würdest. Steht ja hier oft genug.

Ich tu das auch manchmal, aber da kommt das Griechische in mir durch :)

btt: Manchmal befürchte ich, dass einige sich die Zeit zurückwünschen, in der Lesen, Schreiben und Publizieren noch die Gnade einiger weniger waren. Diese Basisdemokratisierung inklusive eines möglichst kleinen gemeinsamen Nenners (hoffe, dass das jetzt richtig war) scheint der Untergang des deutschen Abendlandes zu sein -- und nicht wie für einige andere die Genese einer "einen Welt". Andere hingegen denken erst gar nicht nach, sondern schreiben einfach. Oder lesen sogar, ohne nachzudenken, wie die Bilder in ihrem Kopf durch Buchstaben erzeugt werden!

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pürsti

@ Kurt

Lieben Gruß an deine Frau. Selber bin ich jetzt zwar kein Spinnenjäger, eine Spinne aber im Schlafzimmer entdeckt bin ich schon bemüht sie lebend nach draußen zu befördern. Dazu brauchts keinen Druck meiner Freundin. Wobei der Druck dann die Spinne träfe und nicht mich.

So sind auch diejenigen (allen voran Ralf) so ganz und gar nicht daran interessiert das Aussterben antiquiert wirkender zeichen aktiv zu befördern. Ganz im Gegenteil: glaub daß er sich über das Auftauchen des hier diskutieten Zeichens eher freut.

Aber in der Tatsache daß es rarer wird jetzt einen Kulturverlust und in denen, die das Zeichen nicht in tradierter Form benutzen oder bei Auftauchen in ihrem Lesefluß gehemmt sind, einen Bildungsmangel auszumachen, das ist es eben was nicht nur ihn stört. Da ist der Blick dann doch auf eine allzu begrenzte Periode zwischenmenschlicher Kommunikation beschränkt.

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Übrigens finde ich den Seitenhieb auf den Emoji-Artikel insbesondere im Zusammenhang mit dieser Diskussion hier sehr ärgerlich. Denn gerade diese »Schriftzeichen« werden (ganz im Gegensatz zum ſ) aktuell in jeder Sekunde hundertausendfach von Menschen benutzt – als ganz normales Kommunikationsmittel, zu dem Schrift und Sprache ja nun mal erfunden wurden.

Kommen nach den Schrift- und Sprachpflegern jetzt noch die Buchstabenpfleger, die uns sagen wollen, welche Zeichen im Unicode »gute« und welche »schlechte« Buchstaben sind?

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Martin Z. Schröder

Ist Wandel nicht auch Verlust? Verlust der alten Form. Solchen Verlust sollte man nicht befördern.

In Antiqua würde mich das lange s in langen Texten sehr stören, das ist nun lange nicht mehr üblich, das dürfte keine Generation, auch nicht die heute 90jährigen, in ihren Kinderbüchern vorgefunden haben. In Fraktur gibt es keine langen Texte ohne langes s. Wer diese Texte lesen will, wird sich rasch ans lange s gewöhnen, weil es ja keine Alternative gibt. Lesemuffel kommen damit ja nicht in Berührung, und in einer Speisekarte ist alles lesbar, wenn man Hunger und Durst hat, das soll der Wirt entscheiden. Wer Texte in Fraktur liest - dabei kann es sich ja nur um alte Bücher handeln, also auch um interessiertes Publikum - wird mit dem langen s darin gar nicht hadern. Wer heute langes s in Antiqua-Texten setzt und in Fraktur-Texten wegläßt, bricht mit den Gewohnheiten des Lesers, das ist meistens übel. Dazu gehören auch neuartige Ligaturen. Was dem Leser auffällt, stört bei der Textaufnahme und ist deshalb falsch.

Typografie ist eine Kunst der Konvention, Neuerungen im Schriftbild und im Satz stören immer. Auch das große ß stört auf seine Weise, aber das erscheint mir in seiner Originalität und Eigenwilligkeit schön und in seiner Funktionalität richtig, zumal es in Lesetexten keine Rolle spielt, derart also nötige Konvention auch nicht stört.

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pürsti
Ist Wandel nicht auch Verlust? Verlust der alten Form. Solchen Verlust sollte man nicht befördern.

Natürlich ist Wandel ein Kommen und Gehen. Und um Raum zu schaffen für Kommendes geht Überholtes auch mal verlustig.

Wär dem nicht so, wir hätten die Diskussion so nicht weil auch die Fraktur mal anderes abgelöst und zum Veschwinden anderer Zeichen beigetragen hat.

Finde das Engagement für liebgewonnene Traditionen und die Argumentation dafür (auch da wo ich sie nicht nachvollziehen kann) durchaus ehrenwert. Nur was tun, wenn die Realität selber eben die Argumentation widerlegt?

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Martin Z. Schröder

Bitte, damit ich es verstehe: Welche Realität befördert derzeit einen Verlust des langen s in Frakturtexten? Ich meine keine Überschriften und Werbung. Da halte ich das runde s in Fraktur durchaus für zulässig. Aber in längeren Texten? Die werden doch nur noch im bibliophilen Bereich gesetzt, und die Leser dieser Welt würde der Wegfall des langen s in Fraktur überraschen.

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Ich meine keine Überschriften und Werbung. […] Aber in längeren Texten? Die werden doch nur noch im bibliophilen Bereich gesetzt …

Von so etwas hat ja auch keiner (also ich zumindest nicht) gesprochen. So ein extremer Nischenbereich entzieht sich ja den allgemeinen Prinzipien, über die wir hier diskutieren. So wie auch vom BFDS herausgegebene Texte natürlich selbstverständlich in alten Satzweisen herausgegeben werden würden. Das ist ja klar und steht auch nicht zur Debatte.

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Pachulke
Übrigens finde ich den Seitenhieb auf den Emoji-Artikel insbesondere im Zusammenhang mit dieser Diskussion hier sehr ärgerlich. …

Kommen nach den Schrift- und Sprachpflegern jetzt noch die Buchstabenpfleger, die uns sagen wollen, welche Zeichen im Unicode »gute« und welche »schlechte« Buchstaben sind?

Du willst nicht ernstlich diese Dingerchen als »Buchstaben« bezeichnen? Buchstaben sind Lautzeichen, die Dinger sind Bildzeichen, das ist ein wesentlicher qualitativer Unterschied, der auch dadurch nicht verwischt werden sollte, daß beide im technischen Sinne Teile des Unicode-Universums sind.

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Du willst nicht ernstlich diese Dingerchen als »Buchstaben« bezeichnen?

Ich will sagen, dass sie Kommunikationsmittel sind und wir uns nicht elitär darüber erheben sollten, wie Menschen miteinander kommunizieren sollen. Erstrecht nicht über historische Bezüge, nach dem Motto: das gab’s vor 100 Jahren schon, dann isses gut und historisch wertvoll, das beizubehalten. Aber die Emoji sind natürlich die böse neue Ausgeburt von Google und Apple und das Ende der anspruchsvollen Kommunikation.

Zumal Schriftzeichen natürlich nicht zwangsläufig Lautzeichen sein müssen. Das stimmt natürlich auch nicht.

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CRudolph
Ist Wandel nicht auch Verlust? Verlust der alten Form. Solchen Verlust sollte man nicht befördern.

Nein, ich verstehe zwar durchaus was Du meinst, so allgemein kann ich das gerade als Naturwissenschaftler aber nicht stehen lassen, weil es immer ein Gleichgewicht ist. Irgendjemand in diesem Forum hatte mal das wunderschöne Zitat von Gustav Mahler »Tradition ist Bewahrung des Feuers und nicht Anbetung der Asche« als Signatur – treffender kann man es eigentlich nicht formulieren. Gerade in den Naturwissenschaften, in denen es doch eigentlich so vorwärtsgerichtet zugehen sollte, findet man erstaunlich häufig daß selbst gestandene Wissenschaftler geradezu »sinnlos« alten Ideen verhaftet sind. Diese stehen dann echtem Fortschritt, also dem Voranschreiten der wissenschaftlichen Erkenntnisse, im Weg. Das kann auch durchaus positive Nebeneffekte haben: die wirklich ausführliche Diskussion und das immer wieder neue Formulieren von Überlegungen und Thesen hilft immer beiden Seiten. Im Prinzip sind es alles Meinungen und die werden durch solche Grundsätzlichen Diskussionen beeinflußt und »bewegen« sich langsam aber stetig. Wenn aber über lange Zeiträume immer wieder die selben Phrasen gedroschen werden und selbst schlüssige Argumente einfach ungehört verhallen, dann wird das sehr mühselig und unschön. Fortschritt bedeutet eben in vielerlei Hinsicht daß etwas Besseres Einzug halten kann. Besser weil weiter entwickelt oder weil besser an moderne Bedürfgnisse angepaßt. Da ist dann ggf. der Verlust des Alten ein Segen.

In einer wissenschaftlichen Diskussion muß ich immer die Frage nach dem »warum« stellen dürfen. Je aufgeregter die Diskussion hinterher ausfällt desto wahrscheinlicher ist es daß die Frage berechtigt ist. Wenn sie unberechtigt ist dann wird sie schlicht durch ein oder zwei Argumente aus der Welt geschafft. Kurts Beitrag ist ein schönes Beispiel, er macht viel Lärm, trägt aber inhaltlich absolut nichts zur Argumentation bei. Wenn es ein eindeutiges und schlagendes Argument für oder gegen das ſ gäbe dann hätten wir diese ganze Diskussion nicht.

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Pachulke

Zumal Schriftzeichen natürlich nicht zwangsläufig Lautzeichen sein müssen. Das stimmt natürlich auch nicht.

Weswegen ich auch nicht von Schriftzeichen, sondern von Buchstaben geschrieben hatte. Und da die Entwicklung der Schriftzeichen von einer Bilderschrift hin zu einer abstrakten Lautschrift gemeinhin als zivilisatorischer Fortschritt angesehen wird, ist es auch weder allzuweit hergeholt noch unwissenschaftlich, im Rückweg zur Bilderschrift auch einen zivilisatorischen Rückschritt (vulgo: Verblödungstendenzen) zu erkennen.

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Phoibos
Du willst nicht ernstlich diese Dingerchen als »Buchstaben« bezeichnen? Buchstaben sind Lautzeichen, die Dinger sind Bildzeichen, das ist ein wesentlicher qualitativer Unterschied, der auch dadurch nicht verwischt werden sollte, daß beide im technischen Sinne Teile des Unicode-Universums sind.

Das ist Makulatur, da es sich um Schriftzeichen handelt. Oder ist für dich Linear B, Hieroglyphen oder jede andere Schrift keine Schrift, nur weil sie Bildzeichen als Informationsträger nutzt?

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pürsti
Du willst nicht ernstlich diese Dingerchen als »Buchstaben« bezeichnen?

Ist es ein Zufall daß jene, die einer überholten Form nachtrauern die nämlichen sind, die sich über Zeichen mokieren die ob ihrer raschen und effektiven wirkungsweise populär geworden sind?

"Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung."

Kaiser Wilhelm II

Quelle: Die Welt 8.01.2003

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Phoibos
ist es auch weder allzuweit hergeholt noch unwissenschaftlich, im Rückweg zur Bilderschrift auch einen zivilisatorischen Rückschritt (vulgo: Verblödungstendenzen) zu erkennen.

Wow, die Notwendigkeit, nüchternen Buchstaben Emotionen einzuhauchen, die von abermillionen Menschen gesehen wird, ist für dich Verblödung? Das klingt sehr danach, dass für dich tausende Geisterfahrer auf der Autobahn unterwegs sind...

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… im Rückweg zur Bilderschrift auch einen zivilisatorischen Rückschritt (vulgo: Verblödungstendenzen) zu erkennen.

Und da sind sie dann wieder, die Phrasen vom Untergang des Abendlandes durch den Wandel der Schrift.

Das ſ kann die Erkennung von Morphemgrenzen unterstützen und damit die Kommunikation zwischen Autor und Leser verbessern. Ein Emoji kann subtile Ausdrucksweisen in der digitalen Kommunikation unterstützen, die man in einem direkten Gespräch durch Tonfall, Mimik und Gestik ausdrückt. (Wäre es nicht nützlich, würde es schlicht nicht verwendet werden.)

Dient also alles nur der optimalen Kommunikation. Aber die alten Hilfsmittel sind natürlich unabdingbar, die neuen wieder ein Zeichen der Verblödung. Wundervoll! :neenee:

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pürsti
Bitte, damit ich es verstehe: Welche Realität befördert derzeit einen Verlust des langen s in Frakturtexten?

Die Realität aus der sich die Diskussion entzündet hat daß nämlich eine wachsende Mehrheit es nicht mehr problemlos als solches erkennt

und die Volksfront zur Bewahrung des ſ daraus partout einen Bildungverlust konstruieren möcht

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Martin Z. Schröder

Mir wurde gerade heute die Nützlichkeit des langen s bewiesen. Ich las einen Text, in dem das Wort Türkischrot vorkam, und ich brauchte mehrere Anläufe, um es zu verstehen. Erst las ich was von Schrot, das keinen Sinn ergab, dann Türkis, das keinen Sinn hatte, und dann erst kam ich auf Türkisch-Rot. In Fraktur hätte ich das sch durchs lange s erkannt, den ersten Lesefehler hätte ich allerdings auch damit gemacht. Die Wiederbelebung des langen s in der Antiqua ist für mich undenkbar, aber daß Menschen nicht wissen, was das lange s ist, das würde ich auch als Bildungslücke ansehen. Nie ein Buch in Fraktur gelesen? Nie ein schönes uraltes Lexikon durchstöbert? Nie im Museum einen alten Text gelesen? Man muß doch nicht einmal an Schrift interessiert sein für so wenig Kenntnis. Das ist doch Allgemeinbildung? Einfach mit Interesse die Kultur der Gegenwart wahrnehmen, wozu doch die Antiquariate gehören oder auch die Bücherregale der vorhergehenden Generationen? In meine Werkstatt kommen manchmal Leute, die wissen nicht, was Echt Bütten ist. "Warum ist denn der Rand so fusselig? Kann man das geradeschneiden?" Dann erkläre ich's und denke mir: Nie im Museum gewesen? Nie eine Radierung, einen Kupferstich gesehen, eine alte Urkunde in der Hand gehabt? Auch moderne Kunst wird auf Bütten gedruckt und gemalt und gezeichnet, das ist doch gar nicht aus der Welt, dieser feine Stoff? Aber ich wünsche mir die Zeiten nicht zurück, in denen der Drucker nur geschmackssichere und kenntnisreiche Kunden hätte, denn in diesen Zeiten wäre aus meiner Familie niemand Drucker geworden, meine Vorfahren waren arme Leute, deren einziges Buch die Bibel war und die auch kein Bütten kannten. Nivellierung bringt Verlust mit sich, aber von der Nivellierung des Wohlstandes und der Bildung haben mehr Menschen profitiert als durch das Schwinden der Eliten Verluste entstanden sind. Verblödung und daraus resultierend Rücksichtslosigkeit und Lautstärke sehe ich auch mit Bedauern, aber war die Welt der gebildeten und kunstsinnigen Eliten hie und des armen Proletariats da eine bessere? Nur für sehr wenige. Man kann aber an der Verschönerung und Verbesserung beständig arbeiten, das tun Typografen ja auch. Sie ordnen die schriftlichen Mitteilungen und sorgen für etwas mehr Schönheit und weniger Krach.

Typografie mit Naturwissenschaft zu vergleichen, finde ich schwierig. Naturwissenschaft lebt vom Fortschritt und von der Forschung, oder? Typografie bringt Inhalt und Form in Einklang, darin kann ich keinen Fortschritt entdecken. Die gut lesbare Zeile läuft von links nach rechts, und wenn die Form der Buchstaben zu stark verändert wird, kann man's nicht mehr lesen. Fortschritt ist da unbekannt, man folgt dem Zeitgeschmack. Neuerungen wie das versale ß - wie selten kommt so etwas vor. Wenn Typografie wissenschaftlich wird, dann ist es geschichtswissenschaftlich. So wie Tschichold die Villardsche Figur ausgrub. Und wie das große ß ausgegraben und belebt wurde. Konventionen und überkommene Regeln anzuwenden, ist das Brot des Typografen, er muß sich unsichtbar machen und seine Handschrift zu verbergen suchen, der Fortschritt ist nicht sein Gegenstand. Oder übersehe ich da was?

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Kurt
Dafür, dass du angeblich seit Jahren meine Beiträge zu dem Thema liest, hast du offenbar nicht ansatzweise verstanden worum es geht. Nämlich überhaupt nicht, wie gerade nochmal im letzten Beitrag beton, gegen Buchstaben oder Fraktur, sondern gegen bestimmte Argumente.

Ja klar, Du hast nichts gegen das lang—s, nur was gegen die Argumente, mit denen dessen Verwendung begründet werden kann. Willst Du ein Eis?

Aber Scherz beiseite: Seit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht in deutschen Landen bis vor ca. 65 Jahren lernten Kinder ganz selbstverständlich verschiedene Alphabete. Und jetzt stellst du Dich hin und begründest Deine Ablehnung von Fraktur mit überforderten Kindern. Deshalb habe ich die Emojis erwähnt. Für diese Zeichensammlung hast Du gleich noch Lernhilfen erstellt. Da ist es Dir offensichtlich die Mühe wert, auch Kinder zu befähigen, diese Zeichen richtig anzuwenden. Zeichen, die komplexer sind als das lang—s oder das Rucksack—k der Fraktur. Und niemand von uns glaubt im Ernst, daß die Kinder mit deren Anwendung überfordert sein könnten.

Warum also sollte einem Alphabeten die Begegnung mit dem lang—s und mit korrekter Fraktur nicht zugemutet werden können?

Was mich stört, ist Dein völlig unentspanntes Messen mit zweierlei Maß. Für alle möglichen Zeichensätze sagst Du, „dass sie Kommunikationsmittel sind und wir uns nicht elitär darüber erheben sollten, wie Menschen miteinander kommunizieren sollen." Nur bei Fraktur und lang—s lässt Du das nicht gelten. Warum Du das machst? Ich habe für mich, dank der kleinen Eigenheit meiner Frau, eine Antwort darauf gefunden.

Es wäre trotzdem wünschenswert, mit etwas mehr Gelassenheit an die Sache heranzugehen. Wer gern U+017F verwenden will, soll das tun. Er ist schließlich als Sender dafür verantwortlich, daß der Empfänger die Botschaft versteht. Und wenn sich welche hier, im führenden Typographieforum deutscher Sprache, darüber austauschen wollen, dann sollen sie das tun dürfen, ohne das jedesmal, gefühlt, nach dem zehnten Kommentar die Unerbittlichkeit der Diskussion bei gleichzeitig schwindender Stringenz immer mehr zunimmt, bis sie unverdaulich geworden ist.

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pürsti
Und wenn sich welche hier, im führenden Typographieforum deutscher Sprache, darüber austauschen wollen, dann sollen sie das tun dürfen, ohne das jedesmal, gefühlt, nach dem zehnten Kommentar die Unerbittlichkeit der Diskussion bei gleichzeitig schwindender Stringenz immer mehr zunimmt, bis sie unverdaulich geworden ist.

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Er ist schließlich als Sender dafür verantwortlich, daß der Empfänger die Botschaft versteht.

:-D

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Ja klar, … Willst Du ein Eis?

Wie gesagt: du verstehst nicht, worum es (mir) geht und extrapolierst daraus falsche Aussagen, nach denen ich Leuten den Einsatz des ſ verbieten wollen würde.

Die Art und Weise, wie du mich in den letzten beiden Beiträgen ansprichst, nimmt mir aber jede Motivation, es dir noch einmal sachlich erklären zu wollen.

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