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Schaftstiefelgrotesk?

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Bleisetzer
952_plakat_spdgeschnitten_1.jpg

wenn man der npd-seite glauben darf, von der ich das bild geklaut habe, ist das plakat von 1950.

He,heee...

Die Sozis haben offensichtlich Flosemanns Kommentar nicht gelesen:

"Das Bild zeigt ganz deutlich die Verwendung der „schlichten Gotisch“ für das alte, abgelehnte System im Gegensatz zur dynamischen (sozialistischen) Zukunft.".

Georg

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Poms

@Georg

hattest du nicht mal auf ein Bild verlinkt, das eine demokratische Veranstaltung (bundesrepublikanisch) bewirbt, hatte gelbe Hintergrundsfarbe.

Ich glaube da kam auch eine schlichte Gotische zum Einsatz und die Futura, soweit ich mich erinnern kann …

Falls dir das etwas sagt, poste den Link doch noch mal hier.

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Philipp
[...]

Hallo Philipp,

[...]

Muß ich das verstehen, wenn Du einen anderen zitierst, dann mich ansprichst und über die Aussagen eines Dritten schreibst?

Egal: ich muß sagen, die Diskussion hat sich ansonsten m.E. sehr fruchtbar entwickelt, während ich das verlängerte Wochenende genossen habe. Zwar glaube ich nicht, daß man heute noch klären kann, ob historische Urteile über diese Schriften (»Schlicht-Gotisch« finde ich übrigens einen sinnvollen Namen) frei von subjektiven Assoziationen waren, aber die zeitgenössische oder zumindest zeitnahe Verwendung zeigt doch, daß diese Assoziationen heute eher stärker sind als damals.

Wenn sich SPD oder EKD bedenkenlos dieser Schriften bedient haben (und das hat nun wirklich nichts damit zu tun, daß man alle anderen leider in Geschosse umgegossen hätte!), spiegelt das doch das Empfinden, daß es sich da einfach um moderne Schriften handelt, die eher zufällig in diese dunkle Zeit gefallen sind.

Erst aus späterer Sicht kam dann alles aus dieser Zeit auf den Prüfstand, ob es denn wirklich zufällig in diese Zeit fiel oder da eben doch ein Zusammenhang bestand. Der VW Käfer bekam den Persilschein, die Tannenberg nicht.

Ist das gerecht? Oder ist es so, daß man den Käfer noch brauchte, die Schlicht-Gotischen aber nicht?

Gruß, Philipp.

PS: Danke, Flosemann! Wie immer gut informiert und hilfreich!

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Bleisetzer
Erst aus späterer Sicht kam dann alles aus dieser Zeit auf den Prüfstand, ob es denn wirklich zufällig in diese Zeit fiel oder da eben doch ein Zusammenhang bestand. Der VW Käfer bekam den Persilschein, die Tannenberg nicht.

Ist das gerecht? Oder ist es so, daß man den Käfer noch brauchte, die Schlicht-Gotischen aber nicht?

Gruß, Philipp.

PS: Danke, Flosemann! Wie immer gut informiert und hilfreich!

Das ist wohl eine sehr treffende Beschreibung.

Es geht wohl tatsächlich darum, was entspricht der heutigen Political Correctness und was ist tabuisiert. Die schlimmste gesellschaftliche Ächtung in der heutigen Zeit ist die Markierung als "Nazi". Und niemand im linksliberalen Lager hat sich je die Gelegenheit nehmen lassen, auf diesem Instrument zu spielen. Und somit ist dann alles, was "rechts" von der Mitte sich befindet, "Nazi". Das ist sehr praktisch, denn es macht mundtot. Und es bezieht sich auf alles: Schriften, Menschen, politische Meinungen und Ansichten.

Schöne neue Welt.

Georg

PS: Wir sollten den Verweis zu dieser Diskussion gut abspeichern. Um ihn beim nächsten Aufwärmen des Themas sofort an die "Nazi-Schrift"-Schreier zu versenden.

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Tholan

Hallo,

vielleicht sollte man noch einmal betonen, dass nicht alle schlichten Gotische aus dieser Zeit als Schriften mit schlechten Formen bezeichnet wurden. Bei Albert Kapr fiel die Gotenburg nicht darunter, dafür aber die Tannenberg. Ich meinte auch irgendwann bei einigen die National oder Element ausgemacht zu haben, bin mir aber nicht sicher. Also nicht alle schlichten Gebrochenen in einen Topf werfen. (-:

So schreibt auch Willberg, man muss da aber genau nachlesen:

Die schlichte Gotisch stehe für Gewalttätigkeit schlechthin. „die aufs Einfachste reduzierte Form, die der Setzervolksmund schon in den dreißiger Jahren „Schaftstiefelgrotesk“genannt hatte

– präziser geht es nicht, diese Formen sollten sich zur Fraktur so verhalten, wie die Grotesk zur Antiqua,

und das Ergebnis waren Zeilen von marschritthafter Härte. Dass es auch bei diesen Schriften bessere

und schlechtere Formen gibt, daß sie auch seinerzeit von Schriftkünstlern

und Schriftgießereien mit Sorgfalt oder mit Grobheit gestaltet

und geschnitten wurden, und daß das keinerlei Rückschluß

auf die politische Einstellung der Urheber erlaubt, sei am Rande angemerkt.“ ... Brutale Vergröberung der Form (durch den Vergleich zweier Schriften, die beide in den dreißiger Jahren entstanden, besser verständlich, als durch Beschreibung) ... “.

Ist doch alles sehr allgemein und vereinfacht von Willberg dargestellt. Ich glaube, Willberg hat an einer Stelle viel Schaden angerichtet in seinen Anfänger-Typografie-Büchern, wo er generell die gebrochenen Schriften als Nazigeruch anhaftend bezeichnet. Er schreibt zwar, dies würde zwar objektiv nicht stimmern, würde aber so wahrgenommen. Er hat aber dann den Mode-Hype mit den gebrochenen Schriften wohl nicht mehr erlebt.

Benutzte Quellen:

Albert Kapr: Form und Geschichte der gebrochenen Schriften

Gruß

Thomas

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Tholan
... Wir sollten den Verweis zu dieser Diskussion gut abspeichern. Um ihn beim nächsten Aufwärmen des Themas sofort an die „Nazi-Schrift“-Schreier zu versenden ...
Unbedingt! Mit der höflichen Bitte verbunden, zuerst diese Verweise durchzulesen, weil es sonst immer diese ständigen Wiederholungen gibt.

Schaftstiefelgrotesk

Bitte um professionelle Empfehlung

Schrift im Nationalsozialismus

Hitler lügt wie gedruckt

Gruß

Thomas

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Flosemann

Philipp hat folgendes geschrieben:

Der VW Käfer bekam den Persilschein, die Tannenberg nicht.

Ist das gerecht? Oder ist es so, daß man den Käfer noch brauchte, die Schlicht-Gotischen aber nicht?

Ich vermute, daß es (auch) an den Namen liegt: Tannenberg, National, Deutschland, Potsdam usw., das höhrt sich – zumindest nach 1968 – für viele ungewohnt und „irgendwie negativ“ an und so nimmt man unbewusst eine ablehnende Haltung zu den Begriffen und damit auch zu den Schriften ein, verbindet beides und siehe da, eine „Nazischrift“ steht vor einem.

Die Element hat einen neutralen Namen, aber ähnliche Formen und fällt damit auch darunter.

1539_element_schma_1.jpg

Seht Ihr das ähnlich?

Flosemann

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Tholan

Hier in der Anwendung

304_1946__fraktur_bzw_gotisch_element_schmalfett_1934_von_max_bittrof_futura__bauersche_gieerei_1.jpg

Plakat von 1946

Verwendete Schriften:

Element schmalfett, 1934 Max Bittrof,

Futura, Paul Renner.

Beides Bauersche Gießerei.

Dank an Andreas für den zuvor eingestellten Verweis.

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RobertMichael
Philipp hat folgendes geschrieben:
Der VW Käfer bekam den Persilschein, die Tannenberg nicht.

Ist das gerecht? Oder ist es so, daß man den Käfer noch brauchte, die Schlicht-Gotischen aber nicht?

Ich vermute, daß es (auch) an den Namen liegt: Tannenberg, National, Deutschland, Potsdam usw., das höhrt sich – zumindest nach 1968 – für viele ungewohnt und „irgendwie negativ“ an und so nimmt man unbewusst eine ablehnende Haltung zu den Begriffen und damit auch zu den Schriften ein, verbindet beides und siehe da, eine „Nazischrift“ steht vor einem.

Die Element hat einen neutralen Namen, aber ähnliche Formen und fällt damit auch darunter.

1539_element_schma_1.jpg

Seht Ihr das ähnlich?

Flosemann

ich denke man wollte sich nach '45 auch »optisch reinwaschen«.

weg mit allem was nach NS aussah. hitlerbilder, nazisymbole und

halt auch groteske frakturen.

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Tholan
ich denke man wollte sich nach '45 ...
Ich glaube aber auch eher wie Flosemann, „zumindest nach 1968“ als gesellschaftlich von der Nachfolgegeneration zur Aufarbeitung der Vergangenheit in Westdeutschland gedrängt wurde.
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Poms

Bitte lesen!

Ein schön formuliertes posting zum Thema von Judith Schalansky, der Autorin von »Mon Amour Fraktur«.

http://www.fontblog.de/fraktur-ist-auch ... mment-1101

#

In diesem Posting wird auch auf die Gotika, von Imre Reiner/1933, verwiesen. Eine "kapriziöse", konstruierte Gotische. Das dürfte als Erweiterung zum Thema interessant sein.

Gotika als Digitalisierung:

http://www.canadatype.com/showfont.php?id=73

835_gotisch_1.jpg

Und mein "Power-Gotisch Favorit" aus aktuellen Zeiten (2005), die Kaas

http://vllg.com/Thirstype/Kaas/mudTyper+Weights/

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Philipp
Es geht wohl tatsächlich darum, was entspricht der heutigen Political Correctness und was ist tabuisiert.

Und dabei interessiert mich vor allem: nach welchen Kriterien scheidet sich das eine vom anderen? Warum wird ein vergleichsweise argloses Objekt wie eine Schrift geächtet, während politische Ideen wie massive Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die ihren Teil zur Unausweichlichkeit von Enteignungen und Krieg beitrugen, salonfähig geblieben sind?

Die schlimmste gesellschaftliche Ächtung in der heutigen Zeit ist die Markierung als "Nazi". Und niemand im linksliberalen Lager hat sich je die Gelegenheit nehmen lassen, auf diesem Instrument zu spielen.

»Niemand« ist natürlich haltlos übertrieben und »liberal« völlig unpassend: das dahinterstehende Schwarz-Weiß-Denken ist mit Liberalismus unvereinbar. Die Grundaussage aber ist kaum bestreitbar. Es gibt eine (internationale) Grundregel im Usenet, auf eine Beiträge zu antworten, die Nazivorwürfe oder -vergleiche enthalten, weil eine anschließende Diskussion erfahrungsgemäß keine Ergebnisse mehr produzieren kann.

Und somit ist dann alles, was "rechts" von der Mitte sich befindet, "Nazi". Das ist sehr praktisch, denn es macht mundtot.

Das ist sehr gefährlich, denn es schafft ein großes Lager der derart Abgestempelten. Die ggf. in die Ihnen zugeteilte Rolle hineinwachsen. Wenn man kein deutsches Fähnchen schwenken darf, ohne »Nazi« zu werden, warten vielleicht viele geduldig bis zur nächsten WM, bei der sie schwenken dürfen, aber ein paar geraten halt auch auf die Schiene »wenn Fähnchen und Fraktur Nazi ist, ist der Rest ja vielleicht auch nicht so schlimm«. Hinzu kommen jene, die ihr jugendliches Bedürfnis nach Rebellion in einer Welt von gefallenen Werten nur noch am letzten Tabu abreagieren können.

Und Schriften sind ein gutes Beispiel, an denen wir das Differenzieren wieder erlernen können, eine Fähigkeit, die viel mehr gegen Rassismus erreicht als irgendwelche Antifa-Aufmärsche.

Und ob jenseits der Bieretiketten, Zeitungstitel und Landgasthofschilder ein Anwendungsbereich existiert, liegt maßgeblich an jenen Gestaltern, die ihren (Über-)Mut heute in all jene progressiven Entwürfe stecken, die tagtäglich meine Augen beleidigen. Es muß nicht immer Rückschritt sein, Altbewährtes für neue Zeiten wiederzuentdecken.

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Bleisetzer

Die Zusammenfassung von Philipp gerade empfinde ich als in so ungemein hohem Maße zutreffend, daß ich diese für mich persönlich als Ergebnis dieser ganzen Diskussion betrachte. Es gibt in meinen Augen nichts mehr hinzuzufügen - sehr fruchtbar dieser Austausch.

Georg

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Gast njr
Und ob jenseits der Bieretiketten, Zeitungstitel und Landgasthofschilder ein Anwendungsbereich existiert, liegt maßgeblich an jenen Gestaltern, die ihren (Über-)Mut heute in all jene progressiven Entwürfe stecken, die tagtäglich meine Augen beleidigen. Es muß nicht immer Rückschritt sein, Altbewährtes für neue Zeiten wiederzuentdecken.

Yeah! ... Letzthin beim "Lädele" (schweiz. für Einkaufstour) mit meiner Frau gesehen und eben im Netz der Netze wiederentdeckt ...

1543_bild_2_1.jpg

1543_bild_1_1.jpg

Grüsse,

Norbert Riedi

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StephanB

Hallo!

Philipp hat geschrieben:

Und ob jenseits der Bieretiketten, Zeitungstitel und Landgasthofschilder ein Anwendungsbereich existiert, liegt maßgeblich an jenen Gestaltern, die ihren (Über-)Mut heute in all jene progressiven Entwürfe stecken, die tagtäglich meine Augen beleidigen.

Fraktur wird gerne auch für Fahrzeugbeschriftungen bei Feuerwehren verwendet. Leider auch gerne ohne Kenntniss über den korrekten Einsatz des Lang-ſ im Fraktursatz. So auch in meiner eigenen Feuerwehr (dort wird aber keine Schaftstiefel-Grotesk bzw. schlicht gotische Fraktur verwendet, sondern eine Schrift in Richtung Fette Fraktur).

http://www.wesselings-bravest.de/HTML/fahrzeuge/b/gw.htm Das ist übrigens nur ein Beispiel für die vielen Fahrzeugbeschriftungen in meiner Wehr. Besser gelungen (und vor allem einheitlich) finde ich persönlich die Fahrzeugbeschriftungen der Feuerwehren in Bonn und Köln, die auch Frakturschrift verwenden.

Gruß Stephan

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Tholan

Wenn wir schon bei Kraftwagen sind :D

304_76ta_1.jpg

GM hat bei der Special Edition Trans Ams von 1976 bis 1981 die Element benutzt.

304_hpim3719small_1.jpg

304_trans20am20label_1.jpg

Das hat den amerikanischen Cowboys vom Bandit Trans Am Club so gut gefallen

304_satb2newfont_1.jpg

das sie es gleich als ihre Clubschrift verwendet haben.

http://www.bandittransamclub.com/

This is the same font that GM used to create the now famous, Trans Am logo with the old German letter look! Our club did an extensive search to locate the font and it's name. We ended up finding it for sale on a German website! So far we have used the font for our club shirts, the registry certificate, mailing labels, and other club related things. It's too cool!!!

... The font was digitized by Gerhard Helzel

Element was created by Max Bittrof in 1933 and is referred to as a Nazi style font. Here is an excerpt from a book titled: An Encyclopedic Survey of Type Design and Techniques Throughout History;

"I was surprised to see Erich Meyer and Max Bittrof, designers of so-called Schaftstiefelgrotesk or "Nazi" typefaces"

http://www.tdc.org/reviews/books.html#Friedl

Max Bittrof also designed some German bank notes;

http://www.bandittransamclub.com/Element%20Font.htm

Gruß

Thomas

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FlorianG
In diesem Posting wird auch auf die Gotika, von Imre Reiner/1933, verwiesen. Eine "kapriziöse", konstruierte Gotische. Das dürfte als Erweiterung zum Thema interessant sein.

Gotika als Digitalisierung:

http://www.canadatype.com/showfont.php?id=73

Danke für den Hinweis! Ich bewundere Imre Reiners Arbeiten sehr – diese war mir bis dato unbekannt…

@Tholan: Klasse Beispiel (das Jugenderinnerungen weckt…)*

Gruß

FlorianG

* Ne, Knight Rider war wohl doch ein anderes Auto – egal …

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